Fire Emblem Advance REVIEW

Mit den nostalgischen Gefühlen von Videospielern lässt sich mittlerweile ein gutes Geschäft machen. Das hat auch Nintendo schon vor einiger Zeit erkannt und veröffentlicht im beinahe wöchentlichen Rhythmus Klassiker aus dem hauseigenen Katalog für die Virtual Console genannte Emulationssoftware ihrer aktuellen Plattformen. Mit Fire Emblem hat nun richtiger Leckerbissen aus der Gameboy Advance Ära seinen Weg auf die Wii U gefunden und steht bereit wiederentdeckt zu werden. Das ist nicht zuletzt auch daher eine schöne Sache, da das Original-Modul mit Verpackung und Anleitung mittlerweile zu horrenden Preisen gehandelt wird und wahren Sammlerwert besitzt. Wer auf das originale Drumherum verzichten kann, der bekommt mit der knapp 7 Euro teuren Downloadversion aber eines der besten Taktik-Rollenspiele, die jemals eine Nintendo Konsole erblickt haben.

 

Eine wundervolle Saga beginnt

Einst lebten Menschen und Drachen in friedlicher Koexistenz miteinander. Doch nachdem radikale Kräfte innerhalb des menschlichen Volkes zum „Befreiungskrieg“ gegen die mystischen Wesen aufgerufen haben mit dem Ziel ihr eigenes Herrschaftsgebiet zu vergrößern, wurde der Frieden gebrochen und ein Krieg entfacht. Aus diesen gingen die Menschen schließlich als Sieger hervor, ihr Bestreben nach einem größeren Territorium war erfüllt und die Drachen sahen sich gezwungen den Rückzug anzutreten. 1000 Jahre ist dies mittlerweile her. Mit der Erzählung dieser Geschichte beginnt Fire Emblem, doch den eigentlichen Spielstart bildet das Erwachen eines bewusstlosen Menschen. Dieser ist – wie sich sehr schnell herausstellt – das Alter Ego des Spielers, der vor Spielstart erstellt werden kann. Die Möglichkeiten bei der – nennen wir es einfach mal „Charaktererstellung“ – ist aber sehr gering. Man kann sich ein Geschlecht aussuchen, seinem Avatar einen Namen und ein Geburtsdatum festlegen. Das war es dann auch schon, denn die eigentliche Hauptrolle spielt nicht der von Spieler geschaffene Charakter zu Spielbeginn, sondern die Figuren, auf welche man während der Handlung trifft.

Eine der wichtigsten lernt der Spieler gleich zu Beginn mit Lyn kennen, einer jungen Frau vom Stamm der Lorca, welcher jedoch vor einigen Monaten durch einen Angriff beinahe komplett ausgelöscht wurde. Lyn findet das bewusstlose Alter Ego des Spielers und rettet diesen vor Banditen. Ohne große Umschweife wird in den ersten Spielminuten auch schon die Rolle des Spielers innerhalb von Fire Emblem festgelegt, denn dieser agiert hier als Kampfstratege in Ausbildung und hat sonst keine wirkliche Funktion für die Erzählung. Wie es sich für ein ordentliches Rollenspiel gehört, so dauert es auch gar nicht lange bis die taktischen Fähigkeiten des Spielers zum Einsatz gerufen werden. Fortan entspinnt sich eine epische Geschichte, die mit den bekannten Genre-Zutaten wie Verrat, Freundschaft und europäische Mythologie angereichert sind.

Japanische Videospiel Entwickler sind durchaus dafür bekannt, das sie ein gewisses Faible für das europäische Mittelalter samt seiner realen und mystischen Elemente besitzen und dieses als Szenario immer wieder in ihren Produktionen verwursten. Das gilt auch für die Fire Emblem Serie von dem Nintendo eigenen Entwicklerstudio Intelligent Systems. Und obwohl die Reihe bereits seit 1990 existiert, so fand sie ihren Weg nach Europa erstmals mit dem vorliegenden Titel, der ursprünglich 2002 für den Gameboy Advance veröffentlicht wurde. Die Geschichte selbst ist trotz seiner technischen Beschränkungen wunderbar erzählt und weist gar einen enormen Spannungsbogen auf, der mit einer der Gründe ist, warum das Spiel so sehr fesselt. Der Fokus der Serie liegt allerdings weniger in der Geschichte selbst, denn ähnlich, wie etwa The Legend of Zelda, so werden auch bei Fire Emblem immer ähnliche Motive und Kniffe verwendet. Wichtige als die eigentliche Narration sind daher die sympathischen Charaktere und die Nintendo typisch wunderbar geschmeidig geschriebenen Dialoge.

 

Ein solides Rollenspiel mit intelligenten Strategieelementen

Die große Stärke liegt aber im Gameplay, das diverse Rollenspielelemente aufgreift und um eine eher aus dem Strategiespiel-Genre bekannte Komponente erweitert. Fire Emblem wird primär aus der Vogelperspektive gespielt, wobei man im Regelfall so die gesamte Karte, auf welcher ein Kampf stattfindet, im Auge hat. Gespielt wird abwechselnd in Runden, die blau markierten Einheiten des Spieles dürfen dabei den ersten Zug machen, worauf die in roten Farben gehüllten Gegner reagieren. Die Gestaltung des Kampffeldes mit seinem Raster hat ein bisschen etwas von einem Schachbrett und auch einige Regeln des Spieles sind dem klassischen Brettspiel entliehen. So gibt es innerhalb der Armee des Spielers verschiedene Klassen. Es gibt Schwertkämpfer, berittene Lanzenträger, Bogenschützen, Magier und noch einige andere. Alle Einheiten haben ihre eigenen Stärken und Schwächen und können sich unterschiedlich schnell und weit über das Spielfeld bewegen. So sind Kämpfer mit Pferd etwa sehr schnell von Punkt A zu Punkt B geschickt, während die Axt schwingenden Hünen etwas länger brauchen um sich über das Areal zu bewegen. Hinzu kommt, dass es innerhalb der Kampffelder unterschiedliche Bedingungen gibt, die sich taktisch nutzen lassen. Verschiebt man einen Kämpfer beispielsweise in einen Wald, so ist dieser für seinen Gegner schwerer zu treffen. Bogenschützen können etwa über Mauern hinweg Feinde attackieren und so ebenfalls direkten Kontakt vermeiden.

Doch nicht nur das Areal selbst muss in die strategischen Überlegungen einbezogen werden, auch die Wahl der Kämpfer und ihrer Waffen ist wichtig. Bogenschützen sind zwar aus der Distanz effektive Kämpfer, im Nahkampf hingegen haben sie schnell das Nachsehen. Ein agiler Schwertkämpfer kann gut gegen Gegner mit Axt in der Hand agieren, während er gegen Feinde mit Lanze kaum ankommt. Das Kampfsystem an sich ist eigentlich sehr simpel gestrickt und wird auch in der Einführung gut dargelegt, allerdings besitzt es die nötige Tiefe, sodass man spätestens ab dem zweiten Spieldrittel sehr auf seine Aktionen aufpassen muss und seine Züge am besten ein zweites Mal überlegt.

Eine gut zurecht gelegte Strategie ist auch daher wichtig, da Fire Emblem Spielfehler rigoros bestraft. Wird etwa einer der drei Hauptfiguren im Kampf getötet, so bedeutet dies das Game Over. Auch dann, wenn noch alle anderen Kämpfer auf dem Schlachtfeld stehen und die Partie theoretisch gewinnen werden könnte. Noch gravierender ist aber fast schon der Umstand, das der Tod von nicht Hauptfiguren endgültig ist, sprich: stirbt eine Figur auf dem Kampffeld so kommt diese nicht mehr wieder. Das muss man als Spieler hinnehmen, was nicht ganz so leicht fällt, da einem die Figuren mit der Zeit durchaus ein bisschen ans Herz wachsen. Einziger Ausweg wäre daher die Partie noch einmal von Neuen zu starten und eine andere Herangehensweise zu probieren. Das ist in diesen Fall auch daher nötig, da man nicht während des laufenden Kampfes abspeichern kann und so jeden Zug noch einmal zusätzlich absichern könnte. Eigentlich, denn die Virtual Console bietet ja durchaus die Möglichkeit einen Spielstand im laufenden Spiel anzulegen.

Nicht nur auf dem Kampffeld wird dem Spieler eine ausgeklügelte taktische Herangehensweise erlaubt und nahe gelegt, auch vor dem eigentlichen Beginn einer Partie kann man ein paar Entscheidungen treffen, die für den letztlichen Ausgang wichtig sein könnten. So kann man etwa seine Kampfeinheit vor jeden Kampf neu zusammenstellen, wobei man stets auf eine bestimmte Maximalanzahl an Mitstreitern begrenzt ist. Nehme ich also zwei Bogenschützen mit, oder nur einen und dafür zusätzlich einen Magier? Rüste ich meine Figuren mit genügend Heilitems aus oder schicke ich vorsichtshalber noch einen Heiler mit in das Gefecht? Solche und ähnliche Überlegungen wird man einige anstellen müssen um durch die immer anspruchsvolleren Kämpfe zu kommen. Dabei ist es durchaus ein kleines Kunststück eine ausgewogene Mischung zu finden, die für den jeweiligen Kampf am besten geeignet ist. Wer dabei ein bisschen Hilfe braucht, der kann vor Kampfbeginn seine eigene Wahrsagerin befragen. Gegen einen kleinen Goldpreis versteht sich. Dafür bekommt man aber einige Hintergrundinformationen zum bevorstehenden Gefecht geboten und kann seine Einheiten so noch besser aufstellen.

 

Technik

Während das Gameplay auch heute noch überragend funktioniert und nicht ohne Grund ohne allzu große Veränderungen auch in aktuellen Serienablegern verwendet wird, hat an der grafischen Qualität von Fire Emblem natürlich ein wenig der Zahn der Zeit genagt. Sofern man das Spiel auf dem Gamepad der Wii U spielt wirkt das ganze noch wie ein einigermaßen authentisches Gameboy Advance Erlebnis, sobald man aber das Bild auf den großen Bildschirm verlagert und am Fernseher zockt fallen die groben Pixel trotz zuschaltbarer Pixelglättungsfunktion schon eher ins Auge. Allzu gravierend ist das aber eigentlich nicht, auch da das Spiel ein sehr stimmungsvolles Artdesign besitzt und das Kampfgeschehen optisch im Endeffekt genau das abdeckt, worum es letztlich geht. Geradezu grandios ist die musikalische Untermalung von Yuka Tsujiyoko, die bei beinahe jeden Serienableger die verantwortliche Komponistin ist, und auch beim vorliegenden Teil ihr Verständnis von fantastisch funktionierender Videospielmusik unter Beweis stellt. Grandios vor allem, da ihre Kompositionen nun endlich auch von einem vernünftigen Soundchip wiedergeben werden und nicht durch die eher mittelmäßigen Hardware Bedingungen des Gameboy Advance misshandelt werden.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
86
86
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Fire Emblem reiht sich ein weiterer Top-Titel der eindrucksvollen Gameboy Advance Ära in den Katalog der Wii U Virtual Console ein, der es auch noch heute wert ist (wieder)entdeckt und gespielt zu werden. Dank seines durchdachten Gameplays, seiner taktischen Möglichkeiten, seiner stimmungsvoll erzählten Geschichte und der wunderbaren Musik gehört das Spiel bisher gar zu meinen großen Highlights der Virtual Console, sodass ich geradezu von einem Must Have Titel reden möchte.

- Von  Adrian

Nintendo Wii U
Gameboy Advance

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USK 0 PEGI 7

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