EA Sports WRC REVIEW

Schaut man sich das aktuelle Datum an, so stellt man schnell fest, dass wir mit dem Test von EA Sports WRC ziemlich spät an der Reihe sind! Das hat mehrere Gründe, die ich mit euch kurz aufdröseln möchte. Zum einen, und das ist noch nicht einmal der Hauptgrund, haben wir unser Exemplar von WRC erst kurz nach Release erhalten. Wenn man nach einem offiziellen Release testet, dann ist das Internet meistens schon relativ voll mit Lob oder Hass. Da neutral zu bleiben ist verdammt schwer. Auf der anderen Seite kam kurz nachdem wir mit dem Testen begonnen hatten, der Patch 1.3 heraus, der alle Fehler beheben sollte. Jetzt hieß es also erst recht, die Simulation auf Herz und Nieren zu testen. Und das war gar nicht so einfach! Denn am Ende des Tages kommt es darauf an, mit welchen Augen man das Spiel betrachtet. Was ich damit meine, dazu später mehr!

Altes Motorenöl?

EA Sports WRC hat also schon polarisiert, noch bevor ich überhaupt eine Etappe gefahren bin. Und bei all den Diskussionen ist mir eines von Anfang an klar geworden, wenn ich privat Spiele kaufe und dann spiele, dann sitze ich meistens völlig entspannt in meinem Gaming-Stuhl oder lege mich auf die Couch. Ich will mich einfach nur gut unterhalten und vom Spiel berieseln lassen. Wenn ich aber ein Spiel teste, dann bin ich nicht so entspannt, sondern maximal konzentriert und da achte ich auf viele Dinge, auf die ich sonst wahrscheinlich gar nicht achten würde. Ja, ab und zu provoziere ich sogar Fehler im Spiel, indem ich abseits der Levelabschnitte noch mal irgendwo gegenlaufe, nur um zu sehen, ob irgendwo noch der eine oder andere Bug oder Glitch versteckt ist. Man könnte durchaus sagen, dass man das Haar in der Suppe sucht.

Und so habe ich mir auch bei EA Sports WRC die Grafik und vor allem die Glitches abseits der Strecke bei langsamer Fahrt auf der einen oder anderen Etappe genau angeschaut. Als Sim-Racer wäre mir das wahrscheinlich egal gewesen. Aber als ich mir die teilweise hässlichen Bäume oder Fans am Streckenrand angeschaut habe, die aussehen, als hätte man ihre Gesichter aus Holz geschnitzt, war das Haar in der Suppe gefunden. Schlimmer noch, alle, die weiter als 20 Meter entfernt sind, haben zum Teil gar keine Gesichter mehr. Das ist brutal und wirklich schlimm! Auch Gräser und Äste von Bäumen, die durch das Auto in meinen Innenraum rutschen, sind nicht schön anzusehen. Dass es dann auch noch nach dem Patch 1.3 zumindest auf der PlayStation 5 immer noch zu Tearing kommt, ist eine Katastrophe. Wobei ich das etwas relativieren muss, denn zumindest auf den kleinen und mittleren Etappen hatte ich im Cockpit keine Probleme. Aus der Verfolgerperspektive hingegen gab es auch nach dem Patch hin und wieder noch Tearing. Das ist und kann nicht der Anspruch bei Codemasters sein, schließlich wissen die Entwickler, wie man es richtig macht, wie die Vergangenheit gezeigt hat!

Blick aus dem Cockpit

Interessant ist, dass die eigene „Ego“-Engine über Bord geworfen und durch die Unreal 4 Engine ersetzt wurde. Diese soll vor allem für die längeren Etappen über 30 km besser geeignet sein. Allerdings musste Codemasters die komplette Fahrphysik auf die Unreal 4 Engine portieren. Ich kann mir vorstellen, dass man hier einige Kompromisse einging. Die Grafik ist sicherlich nicht bewusst so gewählt worden!

Der Gamer und Tester in mir war daher nach den ersten Runden nicht wirklich zufrieden. Doch dann habe ich den Controller zur Seite gelegt und bin in mein SimRig geklettert. Nachdem ich nach ca. 30 Minuten das Force-Feedback sowohl über die Wheelbase des Fanatec DD Pro als auch in WRC selbst angepasst hatte, legte ich richtig los und nahm den Schotter unter meine virtuellen Reifen. Und von da an hat sich mir ein ganz neues Spiel eröffnet.

Versteht mich nicht falsch! Die hässlichen Bäume und matschigen Texturen waren natürlich immer noch da, aber ich hatte keine Zeit mehr, mich auf irgendwelche Details abseits der Strecke zu konzentrieren. Die Sicht aus der Cockpitperspektive ist sowieso schon eingeschränkt und ab dem Moment, in dem alle Lichter ausgehen, bin ich nur noch im Überlebensmodus. Lenken, Gas geben, schalten, bremsen, driften und dem Beifahrer zuhören bringt mich an meine persönlichen Grenzen. Die hölzernen Gesichter von Fan A und B am Streckenrand sind mir in diesem Moment völlig egal. Jetzt zählt nur noch die Fahrphysik! Und die ist der Hammer! Dirt Rally 2.0 lässt grüßen und dass ein fast fünf Jahre altes Spiel immer noch der Klassenprimus ist, kommt nicht von ungefähr und spricht im Zweifel für Codemasters. Daher bin ich auch für die Zukunft von WRC optimistisch.

Das Force Feedback ist aufschlussreich und gibt jederzeit die Möglichkeit zu sehen, was das Auto macht, um es dann mit teilweise wilden Lenkbewegungen abzufangen und wieder in die Spur zu bringen. Oft hatte ich in einer Kurve das Gefühl: Jetzt ist es vorbei! Und im letzten Moment habe ich dann doch noch gegengelenkt und das Gaspedal sofort wieder durchgedrückt, um das Auto im Drehzahlbegrenzer auf Kurs zu bringen. Oft habe ich während der Etappen meinen Herzschlag an der Halsschlagader gespürt. Höchst konzentriert mit dem Gefühl, dass ich zwischendurch die Luft angehalten habe. Was ich aber definitiv gemacht und in dem Moment gar nicht gemerkt habe, war zu lachen oder zu grinsen. Das ist mir beim Fahren erst gar nicht bewusst geworden, sondern erst im Videoschnitt der Face Cam aufgefallen. Das sind Emotionen pur! Sim-Racer werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen!

Unter der Haube

Doch was hat EA Sports WRC im Wesentlichen zu bieten? Ihr habt die Wahl zwischen einer Karriere und einem Meisterschaftsmodus. In der Karriere entscheidet ihr, ob ihr als WRC Junior startet und euch bis zur WRC hochkämpft oder gleich in der Königsklasse des Rallyesports an den Start geht. An dieser Stelle müsst ihr dann Verträge mit Personal und Sponsoren abschließen. Außerdem könnt ihr euer eigenes Rallyeauto bauen und das ist echt cool! Natürlich könnt ihr auch Einzelrennen fahren und eure eigene Weltmeisterschaft aufbauen.

Im Multiplayer habt ihr die Möglichkeit, eigene Clubs zu gründen, um mit euren Freunden eine von euch festgelegte Meisterschaft auszutragen. Dabei fährt jeder für sich die ausgewählten Etappen und am Ende entscheidet wie bei einer klassischen Rallye die Zeit. Positiv zu erwähnen ist, dass hier Crossplay über alle Plattformen hinweg möglich ist!

Was mich auch total begeistert hat, ist der Sound! Die Motoren klingen fantastisch! Vor allem der Unterschied zwischen den verschiedenen Fahrzeuggenerationen. Und zugegeben, die richtigen Sounds sind wichtig für diese Art der Games. Sie bereichern die Atmosphäre und lassen das Spielerlebnis ansteigen.

In der Simulation ist man die ganze Zeit alleine auf den Etappen unterwegs. Die klassische Rallye eben! Ich persönlich hätte mich gefreut, wenn die Rallycross-Weltmeisterschaft inklusive Europameisterschaft dabei gewesen wäre. In dieser fährt man die ganze Zeit gegen die Uhr, gegen die KI oder gegen Fahrer aus der ganzen Welt. Und das Leaderboard kann durchaus hart sein! Unglaublich, wie schnell manche Fahrer unterwegs sind. Das wäre aber vor allem für Profis eine tolle Modi gewesen.

Vehikel

Insgesamt stehen euch mehr als 70 Fahrzeuge für EA Sports WRC zur Verfügung. Die aktuellen Hybrid-Fahrzeuge, die von 2017 bis 2021 oder auch die alten Gruppe A und B Fahrzeuge rund um den Audi Quattro oder den Subaru Impreza WRX. Viele namhafte Herstelle haben es in die fertige Version geschafft, wie unter anderem Ford, Citroën, Hyundai, Škoda, Volkswagen, Toyota, MINI, Mitsubishi, Fiat, Opel, Peugeot, MG, Renault, BMW und  Porsche. Der Umfang kann sich durchaus sehen lassen.

Zudem dürft ihr euch im Moments“-Modus wöchentlichen Herausforderungen stellen. Ein regelmäßiges Vorbeischauen lohnt daher.

Video-Review

Pro & Kontra

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Pros
  • Sehr gute Fahrphysik und guter Motorsound
  • Großer Umfang (ca. 70 Fahrzeuge)
  • Online Club Feature inkl. Crossplay
  • Günstiger Preis

thumbs-up-icon

Cons
  • Grafik nicht zeitgemäß
  • Einige Glitches
  • Tearing / Frame drops

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
75
Multiplayer

FAZIT

Doch kommen wir jetzt zum Fazit. Wie gesagt, es kommt darauf an, mit welchen Augen man das Spiel betrachtet. Als „einfacher“ Rennspielfan würde ich die Finger von EA Sports WRC lassen. Mit dem Controller lässt es sich zwar gut fahren, aber man muss etwas vorsichtiger sein. Die Features des Dual-Sense-Controllers der PlayStation 5 mit den adaptiven Triggern haben mir hier sehr gut gefallen. Unterm Strich entfaltet sich WRC als Simulation aber nicht ganz und die eigentlichen Stärken des Spiels rücken dadurch mehr in den Hintergrund. Gleichzeitig überwiegen die technischen Schwächen. Die Sim-Racer unter euch kommen aber vollends auf ihre Kosten und erhalten eine wirklich ordentliche Rallye-Simulation, die hoffentlich auch in Zukunft weiterentwickelt wird. Wer die aktuelle Generation der Rallyefahrzeuge fahren und dabei einen brachialen Sound und eine tolle Fahrphysik genießen möchte, kommt um EA Sports WRC nicht herum.

- Von  Gerrit

MS Windows
Xbox Series X
PlayStation 5

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USK 0 PEGI 3

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