EA SPORTS UFC REVIEW
Ultimate Fighting Championship (UFC) ist nun seit einigen Jahren wieder zurück im Ring. Ehemals wurde die UFC Undisputed-Reihe von THQ entwickelt und vermarktet. Nachdem Electronic Arts mit dem weniger erfolgreichen EA Sports MMA bereits erste Erfahrungen sammelte und THQ Konkurs anmeldete, löste EA dem Publisher kurzerhand die UFC Lizenz ab und arbeitete selbst an einem Reboot der Reihe. Unter dem einfachen Namen EA Sports UFC veröffentlichte Electronic Arts vor knapp zwei Jahren den ersten Ableger der MMA-Simulation. UFC 2 erscheint bereits in wenigen Wochen, was einen guten Anlass darstellt, EA Sports UFC näher unter die Lupe zu nehmen.
Mehr als ein einfaches Prügelspiel
Zwei Kämpfer, vier Fäuste, vier Beine, ein achteckiger Ring, ein Ringrichter und eine geballte Ladung Kampfsport, das erwartet den Spieler in UFC. Die besten MMA-Fighter (Mixed Martial Arts) treten hier gegeneinander an und kämpfen so lange, bis einer der beiden zu Boden geht. Bei Mixed Martial Arts bedienen sich die Kämpfer zahlreicher Schlag- und Tritttechniken aus den Sportarten Boxen, Kickboxen, Muay Thain, Karate und Taekwondo. Dazu gesellen sich Ring- und Bodenkampftechniken aus den Disziplinen Ringen, Judo, Sambo und Brazilian Jiu-Jitsu. Dieser Pool an Kampftechniken bringt eine Reihe unterschiedlicher Kampfstilkombinationen hervor. Weiters gelten in MMA weitaus weniger strenge Regeln als bei anderen Wettkämpfen.
Dabei stellt sich EA Sports UFC als wahre Kampfsportsimulation heraus. Jeder Gegner erfordert eine andere Taktik und die Kombination aus der komplexen Steuerung und den vielen Techniken, führt zu einem intensiven, wie auch fordernden Spielerlebnis. Der Titel verfügt über die unterschiedlichsten Offline- und Online-Spielmodi. Training: Schaukampf, ein Karrieremodus, ja sogar Online-Ranglisten stehen zur Verfügung.
Unüblich für eine Sportsimulation aus dem Hause Electronic Arts verfügt UFC über einen umfangreichen Karrieremodus. Hier wird der Traum vieler Kampfsport-Fans wahr, einen eigenen Kämpfer von ganz unten, an die Spitze zu führen. Doch bevor ihr euch in spannende Kämpfe stürzen dürft, muss erst ein passender Kämpfer erstellt werden. Der Charakter-Editor könnte etwas umfangreicher ausfallen, bietet jedoch alle nötigen Elemente, um euren Charakter wie einen Weltmeister aussehen zu lassen. Neben körperlichen Merkmalen wie Körperbau, Größe oder Gewicht, lassen sich auch Tattoos an diversen Körperstellen anbringen. Zu guter Letzt bekommt der Kämpfer noch einen passenden Namen und eine Hauptstadt, für die er kämpft.
Training macht den Meister
Nach der Charaktererstellung geht es direkt ab ins Octagon. Ihr müsst euch gegen einige Widersacher behaupten, um überhaupt an „The Ultimate Fighter“ teilnehmen zu dürfen. Bereits in diesen ersten Kämpfen offenbart sich die Komplexität des Kampfsystems. Alle Gliedmaßen (Arme und Beine) lassen sich unabhängig voneinander steuern, was euch unglaublich vielseitige Kombinationen ermöglicht.
Sind die ersten Kämpfe geschafft, steigt euer Kämpfer langsam in der Rangliste seiner Gewichtsklasse auf, bis er schließlich zum Champion gekrönt wird. Bis dorthin ist es jedoch ein langer und beschwerlicher Weg. Auf jeden Kampf folgen zwei Trainingseinheiten die, anders als in der Undisputed-Reihe, nun aus tatsächlichen Kampftechniken bestehen, die entweder am Sandsack oder mit einem Sparringpartner trainiert werden. Je schneller eine Einheit absolviert wird, desto mehr Erfahrungspunkt winken. Die dienen dazu, den Kämpfer langsam aufzubauen und seine Kampffertigkeiten zu verbessern. Die Charakterentwicklung fällt erstaunlich umfangreich aus. Die verdienten Punkte können etwa in Gesundheit, Geschwindigkeit der Arme bzw. Beine, Submission-Verteidigung oder Ausdauer investiert werden. Insgesamt stehen über 30 Attribute zur Verfügung, die sich unabhängig voneinander verbessern lassen. Je nach Kampfstil solltet ihr euch zunächst entweder auf Faustkampf, Bodenkampf oder Submission spezialisieren.
Genauso fokussieren sich auch eure Widersacher auf eine der drei Bereiche und verfügen also über dementsprechende Stärken und Schwächen. Mit jedem Kampf steigt eure Erfahrung und je weiter es in der Rangliste nach oben geht, desto härter werden die Kontrahenten. Mit jedem Sieg erlangt euer Kämpfer eine größere Fangemeinde, die ihm in Windeseile große Sponsoren wie UFC, Electronic Arts oder Alienware einbringen, die euch mit zahlreichen schicken Shirts und Shorts versorgen. Mit dem richtigen Merchandise ausgestattet, machen die Kämpfe noch größeren Spaß.
Selbst Spieler, die bereits seit dem Beginn der Undisputed-Reihe mit dabei sind, haben an EA Sports UFC auf dem höheren Schwierigkeitsgrad ordentlich zu knabbern. Einsteiger hingegen werden selbst auf den Schwierigkeitsgraden „Einfach“ oder „Normal“ sehr gefordert. Doch die Lernkurve in UFC ist enorm. Ist man anfangs maßlos mit der Steuerung überfordert, klappen einfache Manöver bereits nach wenigen Spielstunden ganz gut und nach einigen intensiven Spieltagen fühlt ihr euch schon wie der nächste Kampfsportchampion. Vorausgesetzt natürlich, ihr bringt die nötige Geduld und Ausdauer mit, denn EA Sports UFC ist definitiv kein Prügelspieß für Arcade-Fans, sondern eine waschechte Kampfsimulation.
Technik
Hinter EA Sports UFC werkelt die Ignite Engine still und leise vor sich hin. Die wurde von Electronic Arts eigens für Sportsimulationen entwickelt und dient in diesen nun quasi als Universal-Engine. Ignite kam zuvor in über zehn Tripple-A Titeln wie Fifa, NBA oder NFL zum Einsatz. Zudem bringt der Umstieg auf die aktuelle Konsolengeneration (Xbox One und PlayStation 4) umfangreichere Möglichkeiten mit sich. So sah der Kampf im Octagon noch nie so gut aus wie in diesem Ableger und fühlte sich in Sachen Spielgefühl noch nie so realistisch an.
Alle Charaktermodelle werden realitätsnah und sehr detailliert dargestellt, getroffene Gliedmaßen „wabbern“ bei jedem Treffer, was besonders in Slow Motion Szenen sichtbar wird und sehr beeindruckt. Von diversen Seiten stammt teils heftige Kritik bezüglich der physikalisch korrekten Darstellung der Schläge und Tritte. Treffer wirken nicht so wuchtig wie im TV heißt es und das stimmt wohl. Wird der Kämpfer von harten Schlägen bzw. Tritten getroffen, wird er nicht so stark zurückgeworfen wie erwartet. Doch wird die Härte der Schläge mit steigender Gewichtsklasse merklich höher, das muss man der Kampfsportsimulation lassen. Ein Kämpfer im Schwergewicht schlägt merklich kräftiger zu, als ein Kämpfer im Weltergewicht.
In Sachen Soundkulisse macht EA Sports UFC alles richtig, wenn es darum geht eine gute Atmosphäre im Ring zu erzeugen. Ein Ansager, und dabei handelt es sich um niemand geringeren als Legende Bruce Buffer, stellt vor jedem Kampf die beiden Kontrahenten vor. Die Soundeffekte der Attacken wurden genau richtig getroffen, nicht zu wuchtig aber auch nicht zu schwach. Das ganze Spektakel wird von einem Kommentator begleitet, der die Spannung nochmals weiter anheizt. Hier empfiehlt sich, die Audiosprache auf Englisch zu stellen, da die englischen Kommentatoren wesentlich authentischer wirken. Wäre das nicht schon genug, reagiert auch das Publikum auf gelandete Treffer in Form von Jubelrufen. Das soll euch anspornen, bei einer erfolgreichen Kombination noch einmal nachzusetzen.
Die Steuerung fällt, wie bereits erwähnt, sehr komplex aus und bedarf einer sehr langen Eingewöhnungsphase. Wer bereits UFC Undisputed gespielt hat, fühlt sich sofort zu Hause, denn die Tastenbelegung wurde nahezu komplett übernommen. Der linke Analog-Stick steuert dabei euren Kämpfer, der rechte bringt euch in den Clinch. Die vier Aktionstasten A,B, X und Y steuern jeweils ein Bein bzw. einen Arm. Mit den linken Schultertasten fokussiert der Kämpfer den Kopf, Körper oder die Beine seines Widersachers. Mit RT werden Attacken geblockt und in der richtigen Kombination mit den Aktionstasten (A,B,X,Y) sogar abgelenkt. RB, gemeinsam mit dem rechten Analog-Stick führt zu einem Takedown, womit ihr euren Gegner in den Bodenkampf zwingt. Hier lassen sich verschiedene Manöver wie Positionswechsel oder Submissions ausführen, die euren Gegner zur Aufgabe zwingen.
Multiplayer und Achievements
Der richte Spielspaß erwartet euch erst im Mehrspielermodus. Dort könnt ihr alles anwenden, was ihr im Karrieremodus oder in schnellen Gefechten gelernt habt, denn nun warten knifflige menschliche Spieler auf eine Herausforderung. Im Multiplayer-Part stehen entweder schnelle Gefechte, ganze Turniere oder Ranglisten in einzelnen Gewichtsklassen zur Auswahl. Leider ist EA Sports UFC bereits knapp zwei Jahre auf dem Markt und wird inzwischen nicht mehr so aktiv gespielt wie zum Release, was oftmals zu sehr langen Wartezeiten führt, bis ein Match gefunden ist.
Ist dann doch ein passender Gegenspieler gefunden, wird schnell klar, menschliche Spieler haben der KI einiges an taktischem Geschick und Aggressivität voraus. Auf Spieler, die im Karrieremodus unterfordert sind, wartet hier die richtige Herausforderung. Selbst wenn ihr euch nur einmal überschätzt und zu viel Ausdauer verbraucht, kann das schon das Ende des Kampfes bedeuten. Dafür ist die Freude umso größer, wenn das Gegenüber nach knapp drei langen Runden endlich zu Boden geht und man damit einige Plätze in der globalen Rangliste wettmacht. Auch die Verbindungsqualität war während unseres Tests durchaus zufriedenstellend. Es kam weder zu Verbindungsabbrüchen oder Fehlermeldungen noch zu Lags.
Ebenso knackig wie Multiplayer-Matches stellt sich auch die Jagd nach den begehrten Achiements heraus. Um alle Erfolge freizuschalten, muss der Karrieremodus mehrmals absolviert werden und dabei müsst ihr gezielt auf einzelne Erfolge hinarbeiten. Das erfordert nicht nur eine Menge Zeit, sondern auch viel Geduld, was fleißige Achivement-Jäger an den Rande des Wahnsinns treiben könnte. Gesamt werden für alle Erfolge mehr als 50 Stunden Spielzeit fällig.