Doraemon – Story of Seasons: Friends of the Great Kingdom REVIEW
Seit den späten 1960er Jahren ist Doraemon aus der japanischen Popkultur nicht mehr wegzudenken und hat in seinem Heimatland einen ähnlich hohen Stellenwert, wie bei uns Mickey Maus. Umso erstaunlicher das die Popularität nie so richtig im Westen angekommen ist. Umso erfreulicher ist es, dass nach Doraemon – Story of Seasons mit dem Nachfolger Friends of the Great Kingdom bereits das zweite Spiel mit dem blauen Roboter und seinen menschlichen Freunden bei uns erscheint.
KINDERARBEIT?!
In Doraemon – Story of Seasons: Friends of the Great Kingdom (fortan erspare ich uns allen den vollständigen Titel) trifft erneut zusammen, was richtig gut zusammenpasst. Zum einen eben die von Mangaka Fujiko Fujio geschaffene Franchise sowie der Farming-Simulation Story of Seasons von Entwickler Marvelous. Die Rahmenhandlung lässt sich fix zusammenfassen: der Grundschüler Nobita und seine Freunde befinden sich in den Sommerferien, werden aber von ihren Eltern angehalten, doch auch bitte ein bisschen was für die Schule zu machen. Das finden die Kinder nicht so toll, weshalb sie gemeinsam mit Doraemon und dessen Raumschiff auf einem anderen, der Erde aber ziemlich identischen Planeten namens Illuma landen, um noch ein paar entspannte Tage zu haben. Doof nur, dass die Rakete von der örtlichen Königin konfisziert wird und die Kinder rund um Doraemon nun auf einer Farm schuften müssen, um ihren guten Ruf wiederherzustellen.
Auf den ersten Blick vermittelt Friends of the Great Kingdom den Eindruck eines recht kinderfreundlichen Spiels, und im Kern ist es das auch. Aber das Spiel besteht aus enorm vielen Dialogen, vorgetragen in mitunter ziemlich lange und auch in hoher Frequenz wiederkehrenden Abschnitten. Das kann mitunter ganz schön ermüdend sein, auch da die Figuren in dem Spiel gerne um den heißen Brei herum reden oder Kleinigkeiten in ellenlange Worthülsen verpacken. Das sollte man wissen, nicht nur, wenn man mit dem Spiel für den Nachwuchs liebäugelt.
Mehr als nur heile Welt
Inhaltlich hat das Spiel aber durchaus seine schönen Momente. Neben den bekannten (oder für viele im Westen eben eher unbekannten) Figuren aus dem Doraemon-Kosmos, gibt es auch eine ganze Breite an neuen Figuren. Mit jeden Bewohner und jeder Bewohnerin des friedlichen Ortes kann man Freundschaft schließen und erfährt mit laufender Spielzeit mehr über die jeweiligen Hintergrundgeschichten und Schicksale. Das ist nicht immer nur alles Friede, Freude, Eierkuchen, denn auch Themen wie Krankheit, Missgunst und wirtschaftliche Sorgen werden adressiert, was für ein „Kinderspiel“ doch eine Besonderheit darstellt und hier noch einmal im Besonderen schön umgesetzt wird.
Sehr viel entspannter gestaltet sich hingegen der Alltag auf dem Bauernhof. Im Vergleich zu anderen Spielen des Genres wird man hier wesentlich weniger gegängelt und hat erstaunlich viel Zeit. Ein einziger Ingame-Tag ist recht lange und man kann eigentlich alle wichtigen Arbeiten binnen kürzester Zeit erledigen und hat immer noch genug Zeit, um die Spielwelt zu erkunden und andere Dinge zu tun. Zu tun gibt es reichlich. Man kann Angeln gehen, kleinere Aufgaben für Freunde erledigen, an den regelmäßig stattfindenden Events in der Stadt teilnehmen, die meistens auch ein Minispiel beinhalten, in der Mine nach wertvollen Ressourcen suchen und, und, und.
Lass dir Zeit
Der Spielkern findet aber natürlich dennoch auf der eigenen Farm statt. Hier bestellt man das Feld, pflanzt Samen ein und kümmert sich mit Wasser und Dünger regelmäßig um die verschiedenen Sorten an Gemüse, Obst und Blumen. Auch kann man Tiere halten, darunter Kühe und Alpakas. Man kann die Farm auch ausbauen und nach dem eigenen Geschmack dekorieren. Dafür braucht man nicht nur die benötigten Ressourcen wie Holz und Stein, sondern auch Geld. Ohne Geld geht schließlich auch in Friends of the Great Kingdom so gut wie gar nichts, aber auch hier ist das Spiel angenehm niedrig in seinen Anforderungen. Wenn die Farm mal gerade nichts abwirft, begibt man sich einfach für einen Nachmittag in die Mine oder geht Angeln. Will man Gegenstände verkaufen, so legt man sie einfach in eine dafür vorgesehene Kiste auf der Farm und erhält am nächsten Tag Geld. Auch für das Erledigen von Aufgaben für Freunde bekommt man immer wieder Geld, allerdings erweisen sich viele Quests schnell als mühsam und folgen dem immer gleichen Muster. Allerdings ist auch der Fortschritt bei den jeweiligen Freunden an die Quests gebunden, weshalb man wohl oder übel nicht herumkommt, wenn man sich mehr mit der freundlichen Oma vom Obstgarten oder mit dem mürrischen Koch der örtlichen Gaststätte anfreunden möchte.
Audiovisuelle Wohlfühlstimmung
Vor allem der visuelle Stil hat im Vorfeld mein Interesse geweckt, und ich wurde nicht enttäuscht. Friends of the Great Kingdom setzt auf einen an Wassermalfarben erinnernden Stil und ist ein schlicht wunderschönes Spiel. Das Einzige, was mich ein wenig stört: auf der PlayStation 5 läuft das Spiel zwar in butterweichen 60 Frames, aber nicht in einer nativen 4k-Auflösung. Schade, denn eine höhere Auflösung würde dem Spiel noch besser zu Gesicht stehen. Die Vielfalt an unterschiedlichen Assets und Details, die schön designten Figuren und nicht zuletzt die toll inszenierten Jahreszeiten machen aber dennoch einiges her. Das gleiche gilt auch für die Musik, die herrlich entspannend ist und die friedliebende Stimmung des Spiels wunderbar wiedergibt. Einzig die an sich gelungene Sprachausgabe ging mir schon nach kurzer Zeit auf die Nerven. Qualitativ ist die schon gut, aber ich war doch froh sie ausstellen zu können. Zumal es mir als schneller Leser ohnehin einfach fällt, wenn ich nicht abwarte, bis die Figuren zu Ende gesprochen habe. Was sie sagen, habe ich ohnehin schneller gelesen.
Pro & Kontra
- sehr gelungen umgesetztes Farming-Gameplay
- wunderschöne Optik
- entspannte Musik
- gelungene Vermählung zwischen Doraemon und Story of Seasons, auch bei der Story
- teilweise sehr geschwätzige Dialoge
- eintönige Beschaffungs-Quests