DMC – Definitive Edition REVIEW

Langjährige Reihen stehen häufig vor dem Problem, dass sie sich mit jedem neuen Teil wiederholen und letztlich auf der Stelle treten. Dies ist sowohl aus Entwickler- als auch aus Spielersicht ein Dilemma. Während sich die Produzenten und Geldgeber häufig vor Experimenten scheuen und lieber auf Formeln setzen, die bewährt sind und den wirtschaftlichen Erfolg einigermaßen garantieren, fordert die Spielerschaft nicht selten Innovationen, kann bei tatsächlichen Neuerungen dann aber auch sehr lautstark in ihrer Abneigung sein. Wie das aussehen kann, zeigte vor gut zwei Jahren DMC (Devil May Cry). Der Reboot der beliebten Hack & Slay Reihe um Damönenjäger Dante bekam nicht nur einen neuen Entwickler, sondern auch eine neue inhaltliche und visuelle Ausrichtung verpasst. Während vor allem die Kritik das Ergebnis des neu eingesetzten Studios Ninja Theory zu schätzen wusste, klagten allerdings viele Fans über den angeblich verloren gegangenen Esprit der ursprünglichen Serie und ließen sich teilweise gar zu dummen Handlungen, wie Morddrohungen gegen die Entwickler, hinreißen.

Von Dämonen und Menschen

 DmC-header

Und der Grund für den ganzen Trubel? Der lag vor allem im neuen Look, den der britische Entwickler quasi komplett austauschte. Vor allem das Charakterdesign des ehemals weiß-haarigen Protagonisten Dante stieß manchen Spielern übel aus. Den deutlich moderneren und hipperen Look empfanden viele als zu anbiedernd und austauschbar. Doch sobald man dem Spiel eine Chance gibt, beweist dieses binnen weniger Minuten, wie gut nicht nur der äußerliche Wechsel von Dante funktioniert, sondern auch mit wie viel Konsequenz zur charakterlichen Tiefe die Figur geschrieben wurde.

Der verjüngte und nie um einen flotten Spruch verlegene Dante ist nun nämlich tatsächlich ein interessanter und nachvollziehbarer Charakter. Dies lässt sich aber im Allgemeinen für die gesamte Figuren-Riege sagen, die trotz des abgefahrenen Settings sehr geerdet und menschlich wirkt. Und auch die stellenweise etwas konfuse Rahmenahndung ist im Kern nicht so abgedreht, wie es zunächst den Anschein macht, und besitzt sogar einige sehr bemerkenswerte Momente, in denen die Storyschreiber überraschende, für das Genre gar angenehm frische Akzente zu setzen wissen.

Denn auch wenn der Werdegang des jungen Dämonenkämpfers Dante, der dem Orden seines Bruders Vergil hilft, das Böse zu bekämpfen und den gewaltsamen Tod der eigenen Mutter zu rächen, im Grunde sehr gewöhnlich erzählt wird, so hielt mich die Geschichte für die Dauer der Kampagne gespannt vor der Konsole. Dies liegt aber vor allem an den bereits erwähnten Figuren, welche es schaffen die an sich tausendmal erzählte Geschichte interessant auszuschmücken.

Neu=besser?

dmc3

Spielerisch ist DMC trotz des Wechsels von den Mannen rund um Genre-Mastermind Hideki Kamiya hin zum britischen Entwickler Ninja Theory seinen Wurzeln treu geblieben. Auch das Abenteuer des verjüngten Dante bietet nämlich überbordend stilisierte Action in Reinform, die dank der nun ermöglichten und fast immer konstant gehaltenen 60 Frames der Definitive Edition einen tatsächlichen Mehrwert erlangt und den Titel auf den aktuellen Konsolen von Sony und Microsoft noch einmal zu neuen Glanz verhilft. Außer der Hochstufung der Framerate ist technisch aber eigentlich alles beim Alten geblieben. Das sieht man vor allem an den Texturen und den Charaktermodellen, allerdings macht der außergewöhnliche visuelle Stil viel wett und sorgte bei mir für so manch erstaunte Momente.

In optischer und spielerischer Hinsicht sind es vor allem die Boss-Kämpfe, die nachträglich im Gedächtnis bleiben und mitunter zu dem kreativsten gehören, was ich in diesem Genre in den letzten Jahren gespielt habe. Zwar ist die Anzahl der BosskämBoss-Kämfepfe in der insgesamt 20 Level umfassenden Kampagne recht übersichtlich, dafür ist aber jeder der großen Kämpfe ein Highlight für sich und fordert ganz individuelle Herangehensweisen, die erst einmal entdeckt werden müssen.

Auch abseits der Endgegner zeigt sich das Spieldesign auf einer hohen Qualitätsstufe, denn auch die nach und nach immer kniffliger werdenden normalen Gegner fordern mitunter einiges vom Geschick des Spielers. Obwohl die Steuerung mit ihren verschiedenen Tastenbelegungen für die unterschiedlichen Waffen und Aktionen mitunter etwas fummelig anmutet, so ist der galante Umgang mit Knarren, Schwert, übergroßer Axt und reißender Sichel nach einer Eingewöhnungszeit erlernt und schön aussehende Kombos kein großes Problem mehr. Je mehr Kombos am Stück gemeistert werden, desto höher steigt die Punktzahl. Während die Addition sämtlicher in einem Level erreichten Punkte am jeweiligen Abschnittsende vor allem etwas für hartgesottene Highscore-Jäger sein dürfte, so ist die Ausbeute bei den Dämonen selbst schon etwas entscheidender, schließlich werden bei diesen Fertigkeitspunkte zum aufleveln von Dante´s Fähigkeiten und Waffen und die zum Eintausch für Items benutzbaren roten Orbs gesammelt.

Durch die nach und nach im Spielverlauf neu eingeführten Waffen und Fähigkeiten bleibt die rund neun Stunden lange Kampagne stets abwechslungsreich und stellt den Spieler immer wieder vor neuen Situationen. Ninja Theory hat ein sehr gutes Gleichgewicht zwischen den schnellen und anspruchsvollen Kämpfen sowie den Sprung- und Geschicklichkeitseinlagen gefunden, sodass ein angenehm variabler Spielfluss gewährleistet wird. Lediglich mit Rätseln hat der Entwickler sich für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zurückgehalten, denn Momente, in denen statt guten Timings und geübter Fingerakrobatik die grauen Zellen angestrengt werden müssen, lassen sich leider an einer Hand abzählen.

Definitiv die definitive Edition

Für Spieler der PlayStation 3 bzw. Xbox 360 Version stellt sich natürlich die Frage inwiefern der neuerliche Griff zu DMC in der Definitive Edition lohnt. Lobenswert ist sicherlich, dass Capcom den Titel nicht ein weiteres Mal zum Vollpreis auf den Markt wirft. Neben der Hochstufung der Bildwiederholungsrate auf 60 Frames, welche dem Spiel durchaus einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert verleihen, und der nun gewährleisteten Auflösung in 1080p halten sich die großen Neuerungen allerdings in Grenzen. Im Detail wurde am Balancing gefeilt, es gibt alle bereits erschienenen Download-Erweiterungen wie neue Schwierigkeitsmodi und Skins. Und dank der integrierten Episode „Vergil´s Untergang“ haben Spieler nach Beendigung des Hauptsiels außerdem die Möglichkeit für rund zwei weitere Stunden in die Rolle von Dante´s Bruder zu schlüpfen und dessen Geschichte nach dem Ende von DMC fortzuführen. Vergil´s Intermezzo wurde nun außerdem um den „Blutiger Palast“ Modus ergänzt, in welchen Gegnerwelle um Gegnerwelle geschnetzelt werden darf. Insofern ist der Re-Release wohl vor allem etwas für Technik-Enthusiasten und Spieler, die den Titel auf der letzten Konsolengeneration verpasst haben.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Capcoms Re-Release von DMC hat den Beinamen Definitive Edition wirklich verdient. Das ambitionierte Hack & Slay Fest von Ninja Theory profitiert dabei vor allem von den nun verfügbaren 60 Frames pro Sekunde, die bei einem solchen Spiel ein wahrer Genuss sind und die spielerische Qualität um ein enormes Maß steigern. Hinzu kommt, dass die Version für PlayStation 4 und Xbox One außerdem alle für das Original erschienenen Erweiterungen erhält und noch einige andere Extras spendiert bekommen hat. Darüber hinaus ist aber auch das eigentliche Spiel dank seinem exzellenten Spielfluss, einer zwar manchmal konfus wirkenden, aber doch unterhaltsamen Geschichte und einem Gameplay, das so motivierend ist, das gleich nach Beendigung der Kampagne der zweite Durchlauf in Angriff genommen werden möchte ein wahres Fest für Freunde schneller Action-Kracher.

- Von  Adrian

Playstation 4
Xbox One

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USK 16 PEGI 16

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