Deliver Us the Moon (Xbox One) REVIEW

Nach einem recht gelungenen PC-Release im letzten Jahr und einem Raytracing-Update Anfang dieses Jahres folgten für das Weltraum-Adventure Deliver Us the Moon kürzlich auch Umsetzungen für Xbox One und PlayStation 4. Wir haben uns die Xbox One-Version, die außerdem auch im Xbox Game Pass enthalten ist, geschnappt und für euch ausführlich getestet. Wie viel Ambitionen der niederländische Indie-Entwickler KeokeN Interactive in den Titel gesteckt hat, erfahrt ihr in unserem Review.

Bring uns den Mond zurück!

In naher Zukunft werden die Ressourcen der Erde langsam knapp und die Menschheit ist gezwungen, in den Weltraum zu expandieren. Auf dem Mond entdeckt man das energiereiche Element Helium-3, welches die Lösung der Energiekrise verspricht. Im Zuge dieser Entdeckung wird auf dem Mond eine Basis errichtet, mitsamt eines gigantischen Reaktors, der aus Helium-3 Energie gewinnt. Die gewonnene Energie wird über eine riesige Antenne mithilfe der MPT-Technologie drahtlos zur Erde übertragen.

Die Menschheit erlebt dadurch eine neue Blütezeit, bis die Verbindung zur Mondbasis eines Tages abbricht und die Energieversorgung zusammenbricht. Es dauert ganze fünf Jahre, bis es gelingt, die erste bemannte Rakete seit dem Shutdown zum Mond zu schicken. An Bord ist ein einzelner Astronaut und seine Mission klingt denkbar einfach: „Bring uns den Mond zurück!“ Die Mission beginnt, die Rakete startet und ein Abenteuer nimmt seinen Lauf.

In Deliver Us the Moon übernimmt man die Rolle des auserwählten Astronauten, der der Menschheit den Strom zurückbringen soll. Man begleitet den Protagonisten auf seiner sehr einsamen, aber auch spannenden Reise, von der Ankunft am Orbitallift, bis in die Tiefen der Mondstation. Eigentlich müssten auf dem Mond dutzende Arbeiter unterwegs sein, stattdessen wartet nur gähnende Leere und vereinzelte Roboter, die ziellos durch die Gänge der Mondbasis irren. Neben dem Hauptziel, der Wiederherstellung der Energieversorgung versucht man herauszufinden, wo die gesamte Mondbesatzung abgeblieben ist und was zum Teufel hier eigentlich geschehen ist. Aus Spoiler-Gründen möchte ich an dieser Stelle auch nicht mehr verraten und stattdessen direkt mit dem Gameplay fortfahren.

Tolle Atmosphäre und abwechslungsreiches Gameplay

Das Gameplay präsentiert sich tatsächlich anders als erwartet. Statt eines total stumpfem Walking Simulator bekommt man hier eine gute Portion an kleinen Rätselpassagen, gepaart mit diversen, unterschiedlichen Gameplay-Mechaniken. Zwar ist Deliver Us the Moon am Ende noch immer ein sehr lineares Adventure, aber man bekommt als Spieler zumindest jede Menge Abwechslung geboten. Angefangen bei Passagen in völliger Schwerelosigkeit, bei denen man etwa versucht, die Lebenserhaltungssysteme einer Orbitalstation wiederherzustellen, über simple Logikrätsel, bis hin zu Spaziergängen auf der Mondoberfläche. Sogar mit einem Mondfahrzeug darf man durch dessen karge Krater brettern. Auf Horror-Einlagen, wie sie in SciFi-Adventures gerne eingesetzt werden, wurde hier glücklicherweise verzichtet. Man merkt dem Projekt einfach an, wie viele Ambition seitens der niederländischen Entwickler in Deliver Us the Moon steckt. Nach einer ganz erfolgreichen Kickstarter Kampagne im Jahr 2016 wurde der Titel mehrmals umgekrempelt und viele Ideen verworfen. Das merkt man dem Adventure durchaus ansieht.

Man bekommt wirklich viele Kulissen zu sehen sowie abwechslungsreiches Gameplay, hat aber oftmals das Gefühl, eine Entschlackung hätte dem Titel durchaus gut getan. Einmal muss man unter Zeitdruck ein Rätsel lösen, dann wieder durch die Fänge eines Sicherheitssystems schleichen und wieder im nächsten Augenblick muss man einen Gegenstand vom einen in den anderen Raum bringen. Diese unterschiedlichen Passagen laufen leider nicht immer ganz reibungslos ab und so kommt der Spielfluss immer mal wieder ins Stocken, was für vereinzelte Frustmomente sorgt. Abseits davon gibt es für Entdecker eine Menge an Notizen und Audio-Logs zu finden, die den Alltag auf der Mondbasis näher beleuchten. Wer sich dafür nicht interessiert, kann der Hauptgeschichte aber ohne weitere Probleme folgen. Grundsätzlich gestaltet sich der Schwierigkeitsgrad sehr moderat und ist eher auf das Erleben der Geschichte ausgelegt.

Deliver Us the Moon lebt von seiner dichten Atmosphäre und der sehr authentischen Spielwelt. Man würde sich eine Mondbasis genau so vorstellen, wie man sie hier vorfindet. Gerade was die Atmosphäre betrifft, würde ich behaupten, Deliver Us the Moon ist eines der besten SciFi-Adventures der letzten Jahre. Mit einem größeren Budget wäre beim Umfang und der Erzählung aber bestimmt noch so einiges möglich gewesen. Immerhin handelt es sich bei KeokeN Interactive um ein relativ kleines Entwicklerstudio. Auch wenn die Geschichte bis zum Schluss spannend bleibt, lässt einen das Adventure nach dem Abspann etwas wehmütig zurück. Man möchte am liebsten noch so viel mehr auf dem virtuellen Mond erleben.

Deliver Us the Moon im Technik-Check

Kommen wir nun zu einem etwas schwierigeren Thema, der Technik. Einerseits sieht Deliver Us the Moon auch auf Konsole sehr zufriedenstellend aus. Bis auf einige Texturen, die erst recht spät nachgeladen werden, unterstreichen grafische Details hier die Atmosphäre und sehen sehr gut aus. Natürlich merkt man an vielen Stellen den Zahn der Zeit, der an der aktuellen Konsolengeneration nagt, besonders an den Standardausführungen von Xbox One und PlayStation 4. Mit aktueller PC-Hardware lassen sich beide nicht mehr vergleichen. Schon gar nicht mit dem kürzlich veröffentlichten Raytracing Update für PC, dass die Optik des Titels auf ein neues Level hebt. Insgesamt kann man über die Grafikqualität von Deliver Us the Moon aber auch auf den beiden Konsolen nicht meckern.

Auch bei der Soundkulisse präsentiert sich Deliver Us the Moon grundsätzlich ganz solide. Ein actiongeladener Soundtrack wechselt sich mit absoluter Stille ab, je nachdem wie es die Situation gerade verlangt. Sehr löblich ist an dieser Stelle die Sprach-Option hervorzuheben, die sich direkt im Spiel selbst anpassen lässt. Hier können etwa deutsche Bildschirmtexte mit der englischen (originalen) Synchronisation kombiniert werden. Auf die Lokalisierung wurde offenbar generell sehr penibel geachtet, denn auch etwa die Wegschilder im Spiel wurden dementsprechend übersetzt.

Aber, das schwarze Schaf in der Reihe ist ganz klar die Performance. Von einer Konsolenportierung erwartet man sich grundsätzlich keine Quantensprünge, aber zumindest vernünftig spielbar sollte sie sein. Bei Deliver Us the Moon bricht regelmäßig die Framerate ein, was für lästiges Bildstottern sorgt, außerdem gestalten sich die Ladezeiten zwischen den Levelabschnitten recht lange. Sollte man an einem Rätsel einmal scheitern oder unverhofft ins Gras beißen, starrt man oft minutenlang auf einen schwarzen Ladebildschirm. Das ist meistens länger, als man tatsächlich mit dem Rätsel an sich beschäftigt ist. Richtig nervenraubend sind aber diverse Events, die einfach nicht ausgelöst werden, wie es eigentlich vorgesehen wäre. Als Beispiel etwa ein Förderband, das sich nach dem Einschalten nicht in Gang setzt oder ein Schalter der sich gar nicht erst aktivieren lässt. Hier hilft in den meisten Fällen nur ein Laden des letzten Checkpoints, der oftmals Minuten zurückliegt und von einer viel zu langen Ladepause begleitet wird. Glücklicherweise passierten diese Fehler während des Tests nicht allzu häufig und zumindest kam es zu keinen nennenswerten schwerwiegenden Fehlern. Ärgerlich ist es aber trotzdem und hoffentlich reichen die Entwickler hier in absehbarer Zeit einen Patch nach.

Einen Multiplayermodus gibt es nicht, auch wenn dieser sich beim Erkunden der Spielwelt anbieten würde und anfangs sogar geplant war. Während der Kickstarter-Kampagne zum Spiel dachten die Entwickler darüber nach, einen Koop-Modus einzubauen, verwarfen die Idee aber im Laufe der Entwicklung. Für alle Achievement-Hunter bietet das Adventure recht einfach zu ergatternde Trophäen/Errungenschaften.

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Pro
  • spannende SciFi-Geschichte
  • tolle Atmosphäre
  • abwechslungsreiches Gameplay

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Kontra
  • Performance-Probleme
  • störende Bugs

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Pro & Kontra

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Pro
  • spannende SciFi-Geschichte
  • tolle Atmosphäre
  • abwechslungsreiches Gameplay

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Kontra
  • Performance-Probleme
  • störende Bugs

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Spiel Bewertung
Singleplayer
81
81
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Deliver Us the Moon weiß nicht genau, wo es sich einordnen soll. Es ist kein Walking Simulator im eigentlich Sinn, aber auch kein Rätsel-Adventure. Dieser Eindruck zieht sich durch das gesamte Spiel. Es ist vieles, aber am Ende nichts eindeutig. Das niederländische Weltraum-Adventure ist aus spielerischer Sicht vielleicht nicht der innovativste Titel, aber in jedem Fall ein großes SciFi-Spektakel. Ich war selten so von der spannenden Atmosphäre eines Abenteuers überzeugt wie hier. Deliver Us the Moon fühlt sich an vielen Stellen so real an. Sei es, während man sich Audio-Logs der Besatzung anhört oder ganz alleine im Mondfahrzeug über die Mondoberfläche brettert. Mit etwas mehr Budget und einem größeren Team wäre den ambitionierten Entwicklern hier bestimmt der nächste große Wurf gelungen. So bleibt Deliver Us the Moon „nur“ ein spannendes Space-Adventure für Genre-Fans, mit einigen technischen Schwächen.

- Von  Fabian

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