Chivalry: Medieval Warfare REVIEW
Spätestens seit der immensen Popularität von Game of Thrones sind Mittelalter-Szenarien im Allgemeinen wieder recht populär. Auch so manches Videospiel hat sich in den letzten Jahren bemüht Ritter, Burgen und andere Elemente jener Zeit in irgendeiner Form umzusetzen. Einen der sicherlich interessantesten Ansätze hat dabei Chivalry: Medieval Warfare geboten, welches uns in der Ego-Sicht mit wuchtigen Schwertern und mächtigen Streitäxten in Gefechte stürzt. Nachdem PC-Spieler schon seit mehreren Jahren und Xbox 360 Besitzer immerhin seit einigen Wochen sich Online in mittelalterliche Schlachten stürzen können, sind nun auch endlich PlayStation 3 Besitzer an der Reihe. Ob sich die verspätete Portierung allerdings lohnt?
Wie sieht das denn aus?
Für gewöhnlich gehört schon einiges dazu, dass mich ein Spiel schocken kann. Doch nachdem ich „Chivalry: Medieval Warfare“ das erste Mal gestartet und die Spielgrafik zu Gesicht bekommen habe, da starrte ich schon einigermaßen entgeistert auf den Fernseher. Grafiken waren nicht richtig geladen, Animationen ruckelten und auch die Bildwiederholungsrate war alles andere als stabil. Ein Eindruck, der bleiben sollte, auch wenn die Grafikqualität des Spieles stark von der Spieleranzahl und den unterschiedlichen Maps abhängig ist. Letztere bemühen sich um eine möglichst hohe Vielfalt und decken auch stimmig einige Szenarien, wie etwa verschneite Wälder, mittelalterliche Dorfsiedlungen und Schlachtfelder, ab. Eine Schönheit ist Chivalry: Medieval Warfare auf der PlayStation 3 aber definitiv nicht. Dazu muss man aber auch ehrlich anmerken, dass das Spiel ursprünglich bereits 2012 auf dem PC erschienen ist und erst jetzt für Sonys Heimkonsole portiert wurde. Da kann man sich aber auch durchaus die Frage stellen, warum der Port überhaupt noch angegangen wurde und für wen der Titel nun eigentlich gedacht ist.
Denn technisch wirkt das Spiel auf der PlayStation 3 alles andere als frisch, wobei man über die matschigen Texturen und wenigen Leveldetails ja durchaus noch hinwegsehen kann. Anstrengender ist da schon die Bildrate, die immer mal wieder einbricht und zu Rucklern führt. Das ist natürlich gerade für ein Spiel, welches sich primär als Multiplayer-Titel versteht, alles andere als löblich. Immerhin ist Chivalry: Medieval Warfare aber weit davon entfernt unspielbar zu sein. Und zumindest atmosphärisch verstehen es die Entwickler durchaus die richtigen Nuancen zu finden.
Wuchtige Kämpfe
Die Stärken von Chivalry: Medieval Warfare liegen eindeutig abseits der technischen Seite. Das große Potenzial wird vor allem in den Kämpfen sichtbar, denn anders, als in den meisten anderen Multiplayer-Spielen mit Ego-Perspektive, wird im vorliegenden Titel nicht mit modernem Kriegsgerät aufeinander losgegangen. Stattdessen greifen Spieler zu Schwert, Langbogen, Morgenstern oder auch Streitaxt. Dabei hat man vor Spielstart stets die Wahl zwischen vier verschiedenen Klassen, die auch während einer laufenden Partie noch gewechselt werden können. Ausgewählt werden darf zwischen Bogenschütze, Waffenknecht, Pikenier und Ritter. Die verschiedenen Klassen haben untereinander natürlich diverse Vor- und Nachteile. Während Ritter beispielsweise mit ihrer schweren Rüstung viel aushalten, aber dafür recht langsam in der Bewegung sind, sollten sich Bogenschützen wirklich auf den Angriff aus der Ferne konzentrieren. Denn direkte Attacken können aufgrund kaum vorhandener Rüstung schnell für den vorzeitigen Bildschirmtod sorgen. Sehr schön auch, dass man selbst innerhalb der vier Klassen seinen Spielstil recht individuell ausloten kann. Denn jede Klasse besitzt noch einmal mehrere verschiedene Waffen, die man ebenfalls stets wechseln kann.
Auch das Kampfsystem ist an sich sehr stimmig und besitzt sogar einen gewissen taktischen Tiefgang, der strategisches Herangehen erfordert. Denn nach zwei schweren Hieben von einem gegnerischen Schwert kann bereits Schluss sein, weshalb gezieltes ausweichen, flankieren oder abwehren mit dem Schild geübt sein will. Positiv fällt hier die Umsetzung der Controller-Steuerung auf. Denn sowohl das laufen, als auch das gelegentlich etwas fummelige kämpfen funktioniert mit dem Dualshock 3 Controller angenehm und geht leicht von der Hand, gleichzeitig bekommt man gerade bei den größeren Waffen ein gutes Gefühl für deren Trägheit.
Dauerspielspaß?
Insgesamt dürfen sich Freizeit-Ritter in fünf verschiedenen Modi austoben. Dabei sind mit „Frei für alle“, „Team Deathmatch“ und „Eroberung der Flagge“ natürlich die drei unweigerlichen Klassiker des Online-Gamings vorhanden, die für kurze Partien auch durchaus Spaß machen. Mit den Modi „Bis zum letzten Mann“ und „Duell“ haben wir letztlich nur zwei weitere Variationen von Deathmatch. Was bleibt ist der Modus „Teammission“, in welchen man zusätzliche Aufgaben auf der Karte absolvieren muss, um letztlich als Gewinner aus der Schlacht zu ziehen. Für eine gewisse Zeit macht Chivalry: Medieval Warfare auch tatsächlich Spaß, auf langer Sicht geht dem Titel aber doch recht schnell die Puste aus, egal ob man nun online gegen menschliche Gegner antritt oder sich im sehr simplen Singleplayer-Modus gegen Bots abmüht.
Tatsächlich ist der Einzelspieler-Part nicht sehr viel mehr, als ein nettes Grundlagentraining, sodass man sich vor Eintritt in die Online-Matches mit Steuerung, Spielmodi, Klassen und Waffen vertraut machen kann. Insofern wird hier kein wirklicher Mehrwert geschaffen, der es schafft länger bei der Stange zu halten.
Pro & Kontra
- unverbrauchtes Szenario
- stimmiges Kampfsystem
- angenehme Steuerung
- auf Dauer zu eintönig
- altbackene Grafik
- kaum motivierendes Gameplay