Castlevania Advance Collection REVIEW
Pünktlich zur schaurigen Jahreszeit hat Konami die Castlevania Advance Collection veröffentlicht und dürfte damit so einiges Fans glücklich gemacht haben. Schließlich stehen die Handheld-Ableger bei Fans durchaus hoch im Kurs, sind mittlerweile aber nur noch schwer und zu teilweise sehr hohen Preisen auf dem Gebrauchtmarkt zu erhalten.
Sämtliche Wünsche erfüllt?
Wer keinen Wert darauf legt die Module auf originaler Hardware zu spielen, kann ab sofort für 19,99 Euro in den Genuss der drei GameBoy Advance Teile Castlevania: Circle of the Moon, Castlevania: Harmony of Dissonance und Castlevania: Aria of Sorrow kommen. Diese sind zwischen den Jahren 2001 und 2003 erschienen und bisher niemals auf einer anderen Plattform als dem Nintendo Handheld erhältlich gewesen. Zusätzlich hat Konami noch Castlevania: Rondo of Blood bzw. Castlevania: Vampire’s Kiss (so der europäische Titel) in die Sammlung gepackt. Warum, weiß ich zwar nicht so wirklich. Übrigens: die hier enthaltene Version ist nicht die selbe, die bereits im Rahmen von Castlevania Requiem gemeinsam mit Symphony of the Night veröffentlicht wurde. Letztere basierte auf der PSP-Version, bei der hier enthaltenen Version handelt es sich um eine Portierung des Super Nintendo Spiels.
Für die Portierung der Spiele wurde das wohl beste japanische Studio auf diesem Gebiet konsultiert: M2 hat sich in den vergangenen Jahren einen enorm guten Ruf in Hinblick auf die Portierung und teilweise auch Restaurierung von Spielen gemacht, die vornehmlich aus der 16-Bit-Ära stammen. Und auch bei der vorliegenden Sammlung hat das Team wieder hervorragende Arbeit geleistet und so ziemlich jeden Wunsch erfüllt, den man an eine solche Neuveröffentlichung haben kann.
Klassiker mit modernen Komfort
Dazu zählen natürlich diverse Quality-of-Life-Anpassungen. So ist es jederzeit möglich die Spiele zu via Quicksafe zu speichern und via Quickload auf die Speicherstände zuzugreifen. Man kann eine Rückspulfunktion nutzen, um beispielsweise einen Bildschirmtod rückgängig zu machen. Es gibt eine Enzyklopädie zu jedem Spiel mit Beschreibungen zu Items, Gegnern usw. Im Hauptmenü lassen sich via Musikplayer die jeweiligen Soundtracks durchhören, in der Galerie schmökert man sich die wunderschönen Artworts. Man hat die Wahl zwischen drei verschiedenen Bildmodi (Original, Pixel-Perfect und Vollbild) und auch bei der Tonausgabe kann man zwischen HD-Sound und Original wählen. Gerade was die Bildausgabe angeht scheiden sich bei solchen Neuauflagen ja gerne die Geister. Den Vollbildmodus empfinde ich etwa als der Optik wenig zuträglich, denn die Grafik der drei GameBoy Advance Spiele ist noch einmal ein ganzes bisschen grober als etwa bei den Neuveröffentlichungen der SNES-Spiele im Rahmen der Anniversary Collection. Auf einem großen Fernseher sehen die großen Pixelblöcke wesentlich unschöner aus als auf der originalen GameBoy Advance Hardware. Eine Ausnahme könnte hier der Handheld-Modus der Nintendo Switch sein. Dazu kann ich allerdings nichts sagen, da ich die PlayStation 4 Version getestet habe.
Welche Region darf es sein?
Die coolste Funktion ist aber zweifelsohne die Möglichkeit bei allen vier Spielen die Region zu ändern. Nicht nur liegen die europäischen, sondern auch die nordamerikanischen und japanischen Roms vor. Meines Wissens nach gibt es bei den drei Advance Spielen zwar keine großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Regionen (sieht man einmal von einigen Namen ab, die in den japanischen Versionen leicht anders sind). Bei Castlevania: Rondo of Blood bzw. Castlevania: Vampire’s Kiss sieht das aber etwas anders aus. Ursprünglich wurde das Spiel nur in Japan für die PC Engine veröffentlicht, erst die Portierung auf das Super Nintendo wurde auch in den USA und Europa veröffentlicht. Die in der Castlevania Advance Collection abgebildete SNES-Version gilt als weniger gut als das PC Engine Original und die PAL-Version ist sogar noch ein Stückchen unbeliebter, was aber vor allem an Schnitten liegt. Somit hat man nun also immerhin die Option auch auf die ungeschnittene japanische Version zuzugreifen und erhält somit die beste Version des SNES-Spiels. Ein kleiner Wermutstropfen: abseits der japanischen Versionen liegen alle anderen Roms nur mit englischer Lokalisation vor.
Der Test der Zeit
Spielerisch haben sich alle vier Titel bis heute gut gehalten. Man muss dabei natürlich jederzeit bedenken, wann die Originale erschienen sind und wie viel sich gerade in den letzten zehn Jahren im Genre der Metroidvanis getan hat. Man sollte also nicht den Fehler machen und hier einen ähnlichen Maßstab ansetzen, wie bei Spielen wie Hollow Knight und Ori and the Blind Forest, die wesentlich aufwendiger und komplexer mit der Spielart des Genres umgehen.
Gerade Castlevania: Circle of the Moon fühlt sich heute ein bisschen altbacken an. Das soll nicht heißen, dass das GameBoy Advance Debüt ein schlechtes Spiel ist. Interessanterweise ist es ja auch das erste 2D-Spiel der Reihe gewesen, welches nach Symphony of the Night veröffentlicht wurde (dazwischen lagen die unrühmlichen Nintendo 64 Spiele). Und schon anno 2001 wirkte der erste Advance Ableger wie ein Schritt zurück. Insbesondere das Movement der Spielfigur und die Kämpfe fühlen sich grobschlächtig an und brauchen ihre Zeit, bis man sich an sie gewohnt hat.
Die beiden Nachfolger auf dem GameBoy Advance haben allerdings in jeglicher Hinsicht zugelegt und beseitigen nahezu alle Probleme ihres Vorgängers. Hier ist dann auch noch einmal stärker der Einfluss von Symphony of the Night spürbar, gerade in Hinblick auf das Leveldesign. Castlevania: Rondo of Blood hingegen ist ein klassisches Castlevania und hat noch nichts mit der Metroidvania-Ausrichtung zu tun, welche die zweite große Phase der Franchise einläutete. Und auch wenn das Spiel nicht bei allen sehr beliebt ist, so weiß ich es nach wie vor für seine Designphilosophie und vor allem für seinen fantastischen Soundtrack zu schätzen.
An dieser Stelle möchte ich auf die sehr in die Tiefe gehenden Besprechungen von meinem Kollegen Volker verweisen, der alle drei GameBoy Advance Teile besprochen hat:
- Castlevania: Circle of the Moon (Review)
- Castlevania: Harmony of Dissonance (Review)
- Castlevania: Aria of Sorrow (Review)
Pro & Kontra
- toll aufbereitete Klassiker
- viele Komfortfunktionen (Quicksafe, Quickload, Rückspulfunktion etc.)
- die drei Advance Spiele sind erstmals außerhalb ihrer ursprünglichen Hardware erhältlich
- nach wie vor gute bis sehr gute Metroidvanias (die drei Advance Teile)
- Wahl zwischen verschiedenen Regionen
- keine deutschen Texte
- Castlevania: Circle of the Moon hinkt im Vergleich zu den anderen Spielen hinterher