Assassin’s Creed Unity REVIEW
Vor gut einem Jahr segelten wir zum ersten Mal in Assassin’s Creed: Black Flag über diese Weltmeere, entdeckten unbekannte Inseln und legten uns mit fiesen Piraten an im Kampf um Ruhm und Ehre. Nun haben wir 2014 und wir verlassen die schöne Karibik und tauchen ein in das Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Genauer gesagt spielt die Handlung von Assassin’s Creed Unity im schönen Paris. Wie sich der neueste Ableger der beliebten Assassinen-Reihe schlägt, erfährt ihr im Test.
Arno in der Stadt der Liebe
Die Handlung von Assassin’s Creed Unity hat so einige harte Schicksale für unseren Protagonisten Arno zu bieten. So steuern wir zu Beginn des Spiels unseren Helden im zarten Alter von 8 Jahren, erkunden das Schloss Versailles und stehlen für unsere Freundin Élise Äpfel. Dadurch lernen wir erste Techniken des Schleichens und Versteckens kennen. Doch mit der Freude ist es schnell vorbei, denn Arnos Vater wird noch am selben Tag Opfer eines heimtückischen Angriffs und stirbt. Von dort an wächst Arno bei der Familie von Élise auf und entwickelt dort einen draufgängerischen und doch sympathischen Charakter, den man einfach mögen muss.
Rund 13 Jahre später erlebt Arno jedoch den nächsten Schicksalsschlag. Nachdem er nicht zu einem Ball eingeladen wurde, dringt er einfach in das Schloss ein, um mit Élise einen schönen Abend zu verbringen. Dies wird ihm allerdings zum Verhängnis wie sich später herausstellen sollte. Auf der Flucht sehen wir den sterbenden Ziehvater de la Serre, der ebenfalls von Unbekannten ermordet wurde. Natürlich werden wir verhaftet und ins das Gefängnis der Bastille gesteckt. Nach der Flucht aus dem Gefängnis schließen wir uns durch einen weiteren Gefängnisinsassen der Bruderschaft an um, Um weitere Spoiler zu vermeiden, verzichten wir an dieser Stelle auf weitere Inhalte der Story, denn die Handlung von Unity ist wirklich abwechslungsreich und bietet so einige interessante Höhepunkte. Die Romanze zwischen Arno und Élise wird klasse erzählt und wirkt jederzeit nachvollziehbar. Und auch wenn einige Wendungen für Veteranen der Reihe vorhersehbar scheinen, macht Unity in Sachen Story sehr vieles richtig und nur wenig falsch.
Wir steuern Arno durch das malerische Paris und haben die Wahl uns direkt der Hauptstory zu widmen oder allerdings die Zeit mit den unterschiedlichsten Nebenmissionen zu verbringen. Die Story von Unity wird in 12 Sequenzen erzählt welche wiederum in 2-3 sogenannte Erinnerungen unterteilt. Assassin’s Creed-Erfahrenen Spielern wird dieses System ganz und gar nicht fremd sein.
Die Nebenmissionen sind sehr abwechslungsreich und besonders die kniffligen Nostradamusrätsel sowie die aufzuklärenden Mordfälle sind sehr spannend und sorgen für die gelungene Abwechslung zu den Schleich- und Attentatsmissionen. Die Nostradamusrätsel erinnern dabei sehr an eine Art Schnitzeljagd bei der durch Hinweise neue Rätsel und schließlich ein Fragment gefunden werden muss, welche wir für eine tolle Montur benötigen. Oder wir reisen in eine Alternativwelt – das Paris um die Jahrhundertwende. In der Logik der Spielwelt ist das lediglich ein Server voller ungenutzter Erinnerungsdateien.
Neben den ganzen Missionen dürfen natürlich auch nicht die Schatztruhen fehlen, die uns mit einer Menge Geld belohnen. In Assassin’s Creed Unity gibt es neben normalen Truhen noch drei weitere Arten an Schatzkisten. Rote Kisten sind verschlossen und können mit dem jeweiligen Skill im Schlössserknacken geöffnet werden, blaue Truhen hingegen werden über die zugehörige Companion-App freigespielt. Ihr führt in dieser App eine Brüderschaft mit Assassinen und schickt diese auf Missionen um damit blaue Kisten im Spiel freizuschalten. Bevor ihr das könnt müsst ihr an den berühmten Schauplätzen zuerst drei Glyphenrätsel lösen, indem ihr vorgegebene Symbole an der Wand eines riesigen Gebäudes findet. Danach könnt ihr eure Assassinen auf eine Mission schicken, die von 10 Minuten bis hin zu gut und gern 8 Stunden dauern kann. Leider funktionierte dies im Testzeitraum allerdings nur selten gut, da Truhen trotz Beendigung der entsprechenden Mission einfach verschlossen blieben. Außerdem besteht in Unity die Möglichkeit ein Café zu restaurieren und damit einiges an Geld verdienen. Durch weitere sieben Klubhäuser in den 21 verschiedenen Stadtteilen können wir den Umsatz weiter steigern und so Geld für bessere Ausrüstung sparen.
Im Vergleich zum direkten Vorgänger hat Ubisoft Assassin’s Creed Unity Talentpunkte spendiert, die man in vier verschiedenen Kategorien verteilen darf. Diese Punkte verdient man sich durch das Abschließen der Hauptstory und einiger Nebenmissionen. Leider gibt es nur wenige Fähigkeiten, die im Laufe des Spiels so richtig weiterhelfen.
Besonders löblich ist die Neuerung, dass wir in Paris bei den verschiedenen Missionen mehr Freiheiten haben als noch in den Vorgängern. Damit reagierte der Entwickler auf die Kritik der Spieler, dass man bei der Lösung der Mission zu oft an der Hand genommen werde. In Assassin’s Creed Unity hat der Spieler nur ein Ziel – der Weg dahin liegt in der Hand des Spielers. Das gefällt uns und sollte ein Schritt in die richtige Richtung für die Zukunft sein. Ganz verkneifen können sich die Macher allerdings nicht, dass sie uns bei der Hand zu halten. So drücken sie uns fast schon mit der Nase auf hilfreiche Nebenziele in der Umgebung. Helfen wir etwa einem Feuerwerkskünstler, sorgt dessen Show später dafür, dass viele Wachen aus dem Fenster schauen und uns den Rücken zudrehen.Wirklich störend waren diese wenigen Stellen allerdings nicht.
Technisch (fast) ein Meisterwerk
Um eines schon vorwegzunehmen: Die Entwickler von Assassin’s Creed Unity hat nicht zu viel versprochen, denn Paris sieht richtig „awesome“ aus. Die Straßen mit den vielen schön gestalteten Gebäuden, welche nun auch teilweise begehbar sind sowie die lebhaften Gassen hinterlassen beim Anspielen einen richtig guten Eindruck. Viele der Einwohner gehen ihrem Alltag nach oder üben ihren Beruf aus. Eine Lebenssimulation à la Sim City sollte man jedoch nicht erwarten. Dennoch führen die Pariser in den einzelnen Stadtteilen unterschiedliche Lebensstandards. Es gibt die ärmlichen Slums der Arbeiter, das prunkvolle Nobelviertel und lebhafte Amüsierbezirke. Zwar besuchen wir, abgesehen von der eher unspektakulären Kleinstadt mit dem dazugehörigen Schloss Versailles keine anderen Schauplätze, doch die schiere Größe und Dichte des virtuellen Paris entschädigt dafür umso mehr. Die Stadt der Liebe sieht einfach richtig hübsch aus mit seinen berühmten Sehenswürdigkeiten wie dem Louvre oder Notre Damé. Auch den Eiffelturm dürfen wir in einem besonderen Abschnitt des Spiels erklimmen.
Ein besonderes Highlight ist die sehr detaillierte Weitsicht, die besonders beim Erklimmen der hohen Gebäude zum Vorschein kommt. Besonders an dem allgemein hohen Detailgrad der Stadt und den sehr gelungenen Lichteffekten merkt man die fehlende Umsetzung für Playstation 3 und Xbox 360 an. Hier wurde von Anfang an nur für PC und die beiden Next-Gen-Konsolen entwickelt und das steigert die Qualität wieder um einiges im Vergleich zu Assassin’s Creed: Black Flag.
Die Kämpfe mit Schwer und Dolch gehen nun etwas langsamer von der Hand. Dies bewirkt, dass man eine bessere Kontrolle im Kampf hat und besser auf die Aktionen des Gegners reagieren kann. Wie bereits aus der Batman-Reihe bekannt, kann der Spieler wieder durch Drücken der entsprechenden Taste im richtigen Moment den Angriff kontern, auch wenn diese Attacke nun nicht mehr so mächtig erscheint wie noch im Vorgänger.
Doch leider gibt es auch etwas zu meckern, wobei dies nicht allzu schwer ins Gewicht fällt. In Assassin’s Creed Unity ist es erstmals möglich dauerhaft per Tastendruck sich zu ducken und lautlos zu schleichen. Außerdem kann der Spieler nun hinter vielen Gegenstände in Deckung gehen, um damit den Sichtkontakt zum Gegner zu vermeiden. Doch leider gibt es damit zu oft Probleme und wir werden dennoch zu oft entdeckt und in Kämpfe verwickelt, denen man auch aus dem Weg hätte gehen können. Und wenn wir dann doch mal in der Deckung sind, verharrt Arno oft in der Pose, weshalb das schnelle reagieren auf den Gegner etwas behindert wird.
Hingegen gut gefallen hat mir die Neuerung, dass wir nun bei der Flucht vor Feinden einen Schatten hinterlassen, der anzeigt wo uns der Gegner zuletzt gesehen hat und wo er nach uns wird. Dies erleichtert das Verstecken und Fliehen enorm, da man eher vorhersieht in welche Richtung man den Rückzug vornimmt. Werden wir von einem Feind entdeckt, so stürmen nicht mehr 4-5 Kollegen aus weiter Ferne mit auf uns zu, sondern nur noch welche aus der näheren Umgebung.
Urlaub in Paris mit Freunden
Alleine durch das idyllische Paris wandern und Mission von Mission abarbeiten? Kein Problem, ist sehr unterhaltsam. Dies aber mit bis zu 3 weiteren Freunden zu erleben verdreifacht den Spielspaß. Außerdem könnt ihr mit euren Freunden eine Bruderschaft gründen und gemeinsam Boni freispielen, indem ihr gemeinsam vorgegebene Ziele erfüllt. Zusätzlich zu diesen Aufgaben gibt es noch den Club-Wettstreit, allerdings fand im Testzeitraum leider keiner statt, sodass dieses Feature noch unberührt blieb. Allerdings schaltet man mit dem Sieg in diesem Wettstreit sehr wertvolle Gegenstände für Arno frei.
Seid ihr allein unterwegs, so findet ihr gelegentlich auf Karte Koop-Missionen für 2 oder 4 Spieler. Startet ihr eine solche Mission, so werdet ihr zufällig 1 bzw. 3 weiteren Spielern zugewiesen. Die Wartezeit ist sehr angenehm und bisher verlief das ganze auch ohne Abstürze oder ähnlichem. Im Prinzip ähneln diese Missionstypen den normalen Missionen, außer dass besonders in den 4-Spieler-Missionen erheblich mehr Feinde auf euch warten. Am Ende einer jeden Mission gibt es eine Belohnung, um alle freizuschalten muss man die Mission allerdings mehrmalig angehen.
Insgesamt macht der Multiplayermodus von Assassin’s Creed Unity einen souveränen Eindruck, es fehlt ihm allerdings der Höhepunkt, der den besonderen Reiz verleiht. Dennoch macht es Spaß gemeinsam mit Freunden durch die Gassen von Paris zu meucheln und zu schleichen.