Assassin’s Creed Odyssey REVIEW
Die Faszination der Assassin’s Creed Spiele ist für viele ungebrochen. Nahezu jährlich dürfen sich Spieler auf eine Odyssee in die Vergangenheit aufmachen und Orte entdecken, die in der jetzigen Zeit so nicht mehr existieren. Da verwundert es kaum, dass der neuste Ableger der Reihe dieses Wort beschlagnahmt und als Assassin’s Creed Odyssey noch mehr bieten will, als alle Teile zuvor. Doch statt gleich auf die Hauptprotagonisten umzuschwenken oder lange in der Gegenwart vorgetragen zu bekommen, warum es in der Zeit zurückgeht, dürft ihr einen Blick auf den mächtigen Leonidas werfen. Dessen Rolle übernehmt ihr zugleich, um die Stärke von Sparta zu demonstrieren. Erst nach einem erfolgreichen Gefecht, setzt die eigentlichen Story an.
Charakterwahl und weitere Einflüsse
Noch vor unserer bekannten Zeitrechnung, erlebt ihr die Geschichte von Alexios oder Kassandra. Ja, zum aller ersten Mal dürft ihr zwischen zwei Charakteren auswählen und damit auch entscheiden, ob ihr in eine männliche oder weibliche Rolle schlüpfen möchtet. Die Wahl nimmt im neusten Teil der Reihe starken Einfluss auf die Geschichte, wird aber im Verlaufe dieser auch geklärt – bis hin zur Zusammenführung beider Schicksale. Doch damit nicht genug, denn die Entscheidungen, die euch in Assassin’s Creed Odyssey erwarten, können erhebliche Auswirkungen auf die Story haben und diese in andere Bahnen lenken. So gibt es diesmal beispielsweise die Möglichkeit, in Dialogen zwischen diversen Antwortmöglichkeiten zu wählen. Ob ihr einen milden oder aggressiven Weg bestimmt, kann einiges nach sich ziehen. Zudem wird es diesmal ermöglicht, verschiedene Romanzen einzugehen – selbst gleichgeschlechtlich.
Ihr befindet euch diesmal in einer Epoche, in dem der Orden der Assassinen noch nicht existent ist, was natürlich bereits jetzt viele Fragen aufwirft. Dennoch wird damit nicht die Mechanik verworfen, die das Franchise auszeichnet. Nein, stattdessen nimmt man die Fehler von Assassin’s Creed Origins zum Anlass, ein noch besseres Spielerlebnis zu erschaffen. Odyssey wählt dabei weiterhin den Weg eines Action-Adventure, welches nicht umsonst die Bezeichnung tragen soll. Und die Action kommt natürlich nicht zu kurz. In einer riesigen und offenen Spielwelt erwarten euch genügend Gefahren, die nicht nur von Einzelpersonen ausgehen. Alexios oder Kassandra finden sich stattdessen in großen Schlachten wieder, in der das Überleben alles andere als selbstverständlich ist.
Die Götter an eurer Seite
Die Story ist so gestrickt, dass es nicht wenige überraschende Momente gibt. Gerade durch die Annahme von Nebenquest, taucht ihr immer tiefer in die Geschichten und Sagen rund um das alte Griechenland ein. Ihr lernt interessante Personen kennen und zettelt einige Kämpfe an, wenn ihr nicht genug im Hintergrund agiert. Hier kristallisiert sich zudem wieder die individuelle Spielweise heraus, da euch die Entscheidung obliegt, Gegner still auszuschalten oder direkt in die Offensive zu wechseln. Wer sich für die zweite Option entscheidet, kann aber riskieren, sich gegen regelrechte Truppenstürme behaupten zu müssen. Da heißt es oftmals nur, eine schnelle Flucht in Betracht zu ziehen, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Durch die dichte Flora sind Verstecke schnell gefunden, die euch eine Pause gönnen.
Wer dennoch nur den offensiven Weg kennt, sollte vorab immer den Gegnerlevel ausspähen, denn sind die Kontrahenten zu stark, ist ein Nahkampf dem Untergang geweiht. Aber selbst bei Feinden auf gleichem Niveau, sollten verschiedene Manöver einfließen, wie das Ausweichen oder das Wegschlagen des Schildes. Ferner kommen weitere Techniken hinzu, die sich durch einen Levelaufstieg freischalten lassen. Euer erwählter Assassine wird nämlich nicht nur stärken und robuster, sondern bekommt Fähigkeitspunkte gutgeschrieben, die investiert werden dürfen. Durch einen Skillbaum, der zwischen Krieger, Attentäter und Jäger unterscheidet, wird der Charakter immer weiter auf größere Schlachten vorbereitet.
Die RPG-Komponenten gehen aber noch weiter und ermöglichen es, Waffen sowie Rüstungen zu verstärken. Wer die Fauna und Flora genauer absucht, findet schnell die benötigten Ressourcen, um die Ausrüstungsgegenstände auf ein höheres Niveau zu hieven. So wird aus dem schwachen Brustpanzer, ein brauchbares Werkzeug im Kampf gegen jedwede Widersacher. Gleichzeitig lassen sich in Windeseile neue Pfeile für den Bogen erschaffen, die die Kämpfe aus der Distanz absichern.
Mehr offensiv
Assassin’s Creed Odyssey bricht weiter mit dem Genre, wie es einst war. Durch all die Freiheiten, die mehr in Richtung RPG gehen, verändert sich auch die Art das Spiel zu spielen. So wirkt es jetzt weit aus mehr offensiver. Zwar könnt ihr noch immer abseits des Sichtfeldes agieren, der offene Kampf macht aber weitaus mehr Spaß. Dabei bleibt Odyssey immer fair, obwohl die Hauptquest auf dem gleich Niveau wie eurer Charakter bleibt. Sozusagen leveln die Aufgaben mit.
Nun könnte man meinen, ein Level-Up System sei an dieser Stelle unnötig, doch birgt es weitere Aspekte. Im Laufe der Geschichte kommt ihr natürlich an immer weitere Orte, die geschichtsträchtig sind. Und mit der Erschließung dieser, sowie all ihren neuen Missionen, wächst auch euer Gepäck. Dort werdet ihr nicht nur gewöhnliche Waffen und Rüstungsgegenstände finden, sondern gar Utensilen, die bestimmte Attribute mitbringen, wie verstärkter Schaden oder eine Wahrscheinlichkeit, die Gegner bei einem Treffer zu vergiften. Und schon hier zeigt Assassin’s Creed Odyssey, dass es mehr ein Rollenspiel sein will, welches zum Kämpfen einlädt.
Aber selbst ohne die wundervollen Sammelobjekte, die anteilig an Diablo 2 und 3 erinnern, kann der Kampf sehr spannend werden. Neben den verschiedenen Spezialattacken, die auf die Buttons beteilt werden können, gibt es verschiedene Manöver, die ein wahres Duell einfordern. Die Kämpfe verlangen weitaus mehr, als es in der Vergangenheit der Fall war. So reichen selten 3-4 Treffer aus, um die Gegner in die Knie zu zwingen. Und da sich scheinbar die gesamte griechische Welt gegen euch verschworen hat und ihr es unter anderem mit Spartanern, Athenern, Piraten, Söldnern und Kultisten zu tun bekommt, wird es nicht selten der Fall sein, dass ihr in den Nahkampf ausweichen müsst.
Gerade aber im Duell gegen Söldner, die hier die Rolle der Assassinen einnehmen, könnt ihr Ränge erwirken, die euch nachhaltig berüchtigt machen. Dies ist des Weiteren ein kleiner Motivationsschub für Leute, die gerne in Kämpfen ihre Kräfte messen.
Zu hoher See und zu Ross
Assassin’s Creed Odyssey bleibt nicht nur auf dem Festland verankert, sondern führt euren Protagonisten auch auf hohe See. Dort wird aber nicht nur von einem Domizil zum nächsten gesegelt, sondern richtige Schlachten geführt. Ihr könnt gegnerische Schiffe rammen und unter Beschuss nehmen. Doch Obacht, genau dasselbe werden sie auch mit euch versuchen. Dennoch ist es lohnenswert, denn neben ein paar Expertenpunkten, die zum Levelaufstieg benötigt werden, können Güter geborgen werden.
Selbstverständlich lassen sich über den Wasserweg neue Inseln und Ziele ebnen. Auf dem Land übernehmen dies die Beine des Charakters oder seines Pferdes. Mit einem Pfiff ist das treue Ross bei euch. Nun gelangt ihr noch schneller zu jedweden Zielen und könnt diese sogar mit einem Befehl selbstständig vom Reittier ansteuern lassen. Dies hat schon beim Vorgänger gut funktioniert und erspart so manche lange Suche.
Unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 431 v. Chr.
Assassin’s Creed Odyssey beeindruck serientypisch durch eine riesige Welt, die erst auf dem höchsten Gipfel oder an der tiefsten Wasserstelle ihr Ende findet. Das heißt, es gibt wieder reichlich zu entdecken, was gleichzeitig Monumente ebnet, die für diese Zeit typisch waren. Das alte und legendäre Griechenland zeigt sich in so vielen Facetten und lädt ein, immer weiter vorzudringen und neue Bauwerke zu erschließen, egal ob von innen, oder dem höchsten Punkt.
Aber nicht nur mithilfe der Kletterkunst bekommt ihr einen Weitblick. Ausschauposten möchten wieder von euch erklommen werden, um die Gebietskarte zu synchronisieren. Soll es dann doch einmal etwas detailliert sein, könnt ihr euren Adler „Ikaros“ in die Spur schicken, der gegnerische Posten oder Banditenlager auskundschaftet und Informationen über die Art der Feinde preisgibt. Das lässt euch taktisch agieren und Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod entscheiden.
Ist das Gebiet für eure aktuelle Stärke unpassierbar, können über das Menü in Windeseile neue Missionen auserkoren werden, die ihr bereits angenommen habt. Teileweise werden Aufgaben sogar spontan von Bewohnern der riesigen Welt vergeben. Und so lernt ihr immer weitere Gebiete kennen, egal ob ihr Botengänge macht, Geleitschutz gebt, oder euch um diverse Banditen kümmert.
Nebenjob
Wie bereits erwähnt, gibt es neben der Hauptquest, genügend Nebenmissionen, die die Spielzeit ordentlich strecken. Gleichzeitig werden mit der Erfüllung aber auch eure Taschen gestreckt. Die Missionen bringen ordentlich Drachmen ein, die wieder in neue Gegenstände investiert werden dürfen. Gleichzeitig kann unnötiger Krempel, wie alte Rüstungsgegenstände, zu Geld gewandelt werden. Wer dies gut anlegen will, sollte nicht den Schmied ignorieren, der mithilfe seines Handwerks jene Utensilien verstärkt, die ihr ihm überlasst.
Wer dann noch immer nicht weiß, was er mit den neu gewonnenen Reichtümern anstellen soll, kann in größere Dinge investieren. Wie wäre es mit einer Verbesserung eures Schiffes? Ein größerer Rumpf, verstärkte Feuerkraft oder mehr Platz für eure Mannen? Die passende Crew könnt ihr wiederum mit genügend Drachmen oder Versprechen locken, sodass eure Seeschlachten immer Bestand haben.
Grafik mit kleinen Tücken
Einen weiteren großen Sprung macht der neuesten Teil aber auch in technischer Hinsicht. Noch nie sah ein Assassin´s Creed so gut aus, was unter Beweis stellt, dass manchmal auch ein Jahr reichen kann, um ein bereits hochgelobtes Spiel nochmals zu überbieten. Das virtuelle Griechenland ist atemberaubend und verzaubert mit einer malerischen Kulisse und viel Freiheit, die man wie gewohnt auf eigene Faust erkunden kann. Ob durch Felder, gigantischen Grünflächen oder in gewohnter Klettermanier, kaum ein Winkel bleibt neugierigen Assassinen verborgen. Die Architekturen sind der Überlieferungen der Epoche entnommen worden und katapultieren die Spieler in eine Vergangenheit, die selten so authentisch war. Eine lebhafte Umwelt und eine dynamische Umgebung, in der sich Gegenstände zerstören lassen, tun ihr Übriges. Gepaart ist all das mit einem Tag und Nachtwechsel, der sich sogar auf das Verhalten der Bewohner auswirkt.
Abseits der Lobenshymnen muss ich aber auch bei zwei Punkten etwas kritischer werden. Da wären einige Bugs, die trotz Update recht befremdlich anmuten und seltsame Dinge auf den Bildschirm zaubern, die sich nicht weiter definieren lassen. Wer darüber hinwegsehen kann, dem Wünsche ich nicht, von derartigen Slowdowns heimgesucht zu werden, sodass das Spiel nur noch beendet werden kann. So erging es mir leider bei zwei wichtigen Kämpfen und einer Seeschlacht, was zu hohem Unmut führte. Ein ähnliches, aber weniger vermeidbares Ärgernis sind die Ladezeiten, die viel der kostbaren Zeit kosten.
Technik
Die Musik, die Sprachausgabe und die Sounds mitsamt Geräuschkulisse bleiben frei von spezifischer Kritik. Hier passt alles zusammen und untermalt das altertümliche Szenario. Wer Assassin’s Creed Odyseey mit deutscher Sprachausgabe spielen möchte, muss vorab aber ein Sprachpaket installieren. Als Dank für den zusätzlichen Aufwand gibt es dafür bekannte Synchronsprecher zu hören, wie unter anderem die Stimme von Bruce Willis. Die Dialoge werden währenddessen ebenso wenig außer Acht gelassen und sind sehr harmonisch zum gesamten Spiel. Im Hintergrund vernimmt man immer noch fremde Sprachen, die wiederum die Intensität der Kulisse steigert. Und selbst die Gesänge der Schiffscrew beim Rudern, zeigen die Mühen, die in das Spiel eingeflossen sind.
Die Steuerung ist wieder recht komplex und benötigt eine mehrfache Vergebung der Buttons. Durch die verschiedenen Manöver, die im Laufe der Zeit in ihrer Anzahl steigen, wird es in manchen Kämpfen recht chaotisch. Selbst mir längerer Spielzeit können noch einige Fauxpas eintreten, die vielleicht sogar den Tod von Alexios bzw. Kassandra hinaufbeschwören. Die Actionen selbst werden aber präzise ausgeführt, was bei korrekter Auswahl einen abwechslungsreichen Kampf erlauben.
Des Öfteren passiert es aber, dass ihr die Kamera manuell nachjustieren müsst, insbesondere dann, wenn die Gegner gerade von allen Seiten kommen und euch versuchen einzukesseln – Aber wie immer gilt, kein Berg ist zu hoch und keine Mauer zu steil.