Ace Attorney Investigations Collection REVIEW

Neben Phoenix Wright, dem Helden nahezu aller Ace Attorney Teile, ist sicherlich sein Gegenspieler Miles Edgeworth die beliebteste Figur der Franchise. Wohl auch deshalb, und um die Chance zu nutzen, sich ein bisschen von der seinerzeit bereits festzufahren drohenden Kernmechanik ein bisschen zu lösen, hat Capcom während der Nintendo DS Ära gleich zwei Spin-Offs mit dem Staatsanwalt im Rüschenhemd gemacht. Nicht nur veröffentlicht Capcom beide Spiele im Rahmen der Ace Attorney Investigations Collection für aktuelle Plattformen neu, auch hat man den Ablegern die bisher technisch schönste Neubearbeitung aller Ace Attorney Neuveröffentlichungen zugutekommen lassen. Besonders schön für westliche Serien-Fans: das zweite Soloabenteuer von Miles erscheint dank der Neuauflage erstmals offiziell in einer lokalisierten Fassung.

Scheinwerferlicht auf Miles Edgeworth


Die originale Ace Attorney Trilogie auf dem Nintendo DS war zwar nicht direkt der Beginn meiner Leidenschaft für das Genre der Visual Novels, aber die charmanten Gerichtsdramen mit ihren teils ziemlich bizarren Fällen, durchgeknallten Figuren und spannenden Geschichten haben doch sehr zu meiner bis heute andauernden Leidenschaft für diese Spielart beigetragen. Ich habe jedes Spiel bei Erscheinen sofort gespielt, seltsamerweise sind die beiden Ableger mit Miles Edgeworth aber an mir vorbeigegangen (obwohl ich den ersten Teil sogar einige Zeit im Regal hatte, bevor ich das Sammeln physischer Spiele aufgegeben habe). Die Neuauflage beider Spiele ist für mich also endlich die ideale Gelegenheit gewesen, die Spiele nachzuholen. Und was für einen Spaß hatte ich doch!

Der erste Teil erschien als Ace Attorney Investigations: Miles Edgeworth in 2009 und spielt, wenn mich meine Erinnerung an die originale Trilogie nicht ganz täuscht, einige Zeit nach dem dritten Hauptteil. Miles Edgeworth kommt gerade von einem längeren Trip aus Übersee zurück und will Abends noch in seinem Büro nach dem Rechten sehen. Nicht nur ist das Büro vollkommen unordentlich und offensichtlich nach etwas durchsucht worden, auch wurde jemand erschossen. Ein Polizist, wie sich wenig später herausstellt. Dies ist nur der Auftakt zu einem weitreichenden Fall, der internationale Kreise zieht.

Der Nachfolger erschien 2011 und wird gemeinhin als Ace Attorney Investigations 2: Prosecutor´s Gambit bezeichnet, wurde allerdings nie außerhalb Japans veröffentlicht. In den vergangenen Jahren gab es dank einer von Fans angefertigten Übersetzung immerhin die Möglichkeit das Spiel auf Englisch zu spielen. Die Ace Attorney Investigations Collection besitzt nun nicht nur eine offizielle Lokalisation, sondern auch eine deutsche Übersetzung für beide Spiele. Denn obwohl der erste Teil seinerzeit bei uns erschien, gab es für diesen nur mit englischen Texten. Die Qualität der Lokalisation ist hervorragend und spiegelt den eigenwilligen Humor der Reihe wider.

Das zweite Spiel empfinde ich fast schon als „düstersten“ Teil der Reihe. Miles hadert mit seinem Job und seiner Berufung, während Justiz Schritte unternimmt, vermeintlich inkompetente Staatsanwälte aus ihren Ämtern zu drängen. Auch Miles droht seinen Job zu verlieren – und muss sich nebenbei auch mit den Schatten seiner Vergangenheit arrangieren.

Viel same, aber auch ein bisschen different


Der große Unterschied beider Spiele im Vergleich zur Haupt-Reihe, ist das beinahe komplette Fehlen der klassischen Gerichtsprozesse. Diese waren in denen nach unterschiedlichen Fällen aufgebauten Spielen stets das große Finale, in welchen man als Anwalt Phoenix Wright die meist unschuldige Person auf der Anklagebank rausboxen musste. Eigentlich hätte man diese Formel für Miles beibehalten können, nur dass sich die Rolle eben getauscht hätte. Hat man aber nicht gemacht, denn statt Schuldige in den Knast zu bringen, haut auch Miles meistens Unschuldige aus ihrem Schlamassel heraus – bevor es überhaupt zu einer Anklage kommt.

Was wirklich anders ist, ist das Suchen nach Indizien. In diesen kann man Miles nämlich direkt steuern, während das in den Fällen von Phoenix nicht ging. Letztere waren eher Wimmelbilder, Miles hingegen bewegt sich fast schon durch Adventure-Kulissen. Auch hier täuscht der erste Eindruck mehr Innovation vor, als tatsächlich vorhanden ist. Denn ob man nun Suchbilder nach Hinweise absucht und entsprechende Stellen auf dem Bildschirm anklickt, oder eine Figur zu den wichtigen Punkten im virtuellen Raum bewegt und den Button zum Absuchen drückt, ist eigentlich egal. Dennoch empfinde ich den hier gewählten Ansatz viel stimmiger. Was aber tun mit gefundenen Indizien und Hinweisen? Oftmals muss man zwei zueinanderpassende Indizien im Logik-Menü miteinander verbinden, um eine neue Theorie zu spinnen. Diese muss per se nicht richtig sein, aber der Weg zur Wahrheit ist eben kein gerader, wie Miles häufig erfahren muss. Später bekommt man außerdem dank eines neuen Tools die Möglichkeit Tatorte, virtuell zu rekonstruieren. Auch das ist eigentlich nur das bekannte Absuchen nach Hinweisen, etwas anders verpackt.

Kurzum: wer bisher nichts mit der Formel von Ace Attorney anfangen konnte, wird auch durch die beiden Spiele der Investigations Collection nicht bekehrt. Fans freuen sich über die neuen Schläuche, durch welche der bekannte und nach wie vor schmackhafte Wein fließt.

Technisch hochwertige Neuauflagen


Es ist vor allem die Inklusion des zweiten Spiels, welche als kleiner Triumph angesehen werden kann. Nachdem Capcom bereits die beiden historischen Spin-Offs im Rahmen der The Great Ace Attorney Chronicles aus der Japan-Exklusivität entlassen, lokalisiert und remastert hat, hat man nun auch das letzte Spiel ohne vorherigen West-Release ohne Probleme zugänglich gemacht. Und das Ganze in der bisher ansehnlichsten Version!

Ja, ich mag die alte Pixel-Optik auch gerne, sie hat einen nicht klein zu redenden Charme. Aber die Mühe, die in die Neugestaltung von Hintergründen und Figuren geflossen ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Und wer will, kann jederzeit auch zum Pixel-Look wechseln und sogar den originalen Soundtrack anstelle der Neukomposition verwenden.

Pro & Kontra

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Pros
  • zwei spaßige Abenteuer mit Miles Edgeworth, die sich leicht anders spielen als die Hauptreihe
  • der zweite Teil wurde erstmals lokalisiert!
  • sehr gute deutsche Lokalisation
  • toller Soundtrack
  • technisch hochwertige Remaster, welche die Möglichkeit bieten, zwischen alter und neuer Optik zu wechseln

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Cons
  • hier und da hadert es etwas mit der Logik

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Spiel Bewertung
Singleplayer
84
84
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Aus technischer Sicht ist die Ace Attorney Investigations Collection das bisherige Highlgiht aller Neuauflagen. Inhaltlich empfinde ich gerade die historischen Spin-Offs sowie den dritten Teil der Originaltrilogie am stärksten, dahinter würde ich aber schon sehr bald das zweite Soloabenteuer von Miles einordnen. Dieses ist nämlich ziemlich, ziemlich fantastisch und auch der erste Teil unterhält bestens. Auch wenn mein letztes Ace Attorney jetzt wieder einige Jahre zurückliegt, so empfinde ich den Weggang vom serientypischen Gerichts-Setting als wohltuend. Macht es Sinn, dass ein Staatsanwalt quasi am Tatort alle Rätsel löst und den Schuldigen bzw. die Schuldige ausmacht? Nee, nicht so richtig. Nun, man muss ja auch nicht alles an einen logischen Maßstab hängen. Denn was zählt, ist der Spaß, den die beiden Spiele machen – und der ist zumindest bei mir ziemlich hoch gewesen.

- Von  Adrian

Technisch hochwertige Neuauflagen der einstigen Nintendo DS Spiele, die nicht zuletzt Dank der erstmaligen Veröffentlichung des zweiten Teils ein Muss für Fans ist.
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