Horizon Zero Dawn REVIEW
Dies wird keine Rezension, dies wird eine Liebeserklärung. Denn schon vorab war es vielen klar, dass uns mit Horizon Zero Dawn eines der wohl besten Spiele des Jahres 2017 erwarten würde. Nun endlich konnten wir uns selbst von dem Open-World-RPG überzeugen und in eine Welt eintauchen, die durch eine fiktive Zukunft führt. Wir sind die stillen Beobachter, wie die Menschen den Fortschritt weitestgehend verloren haben und wieder Stämmen angehören. Darunter befinden sich neben Sammlern und Heilern auch Jäger, die die verbleibenden Völker vor Maschinen beschützen. Jene metallischen Bewohner haben die Wüsten, Grünflächen, Seen und Steppen längst bevölkert und sind ein Teil der Umgebung geworden. Dem Menschen gegenüber sind sie aber feindlich gesinnt, was das Leben und Überleben deutlich erschwert.
Aloys großes Abenteuer
In jener uns befremdlichen Welt wächst ein kleine Mädchen namens Aloy auf, die von dem Stamm der Nora als mutterloses Mädchen ausgestoßen wurde. Doch ganz alleine ist sie nicht und bekommt früh beigebracht, was es bedeutet zu überleben. Ihre Neugierde ist dabei nicht immer ein hilfreicher Begleiter, sorgt aber dafür, dass sie in den Besitz eines sogenannten Fokus kommt. Mithilfe dieses Gerätes kann sie die Umgebung besser wahrnehmen und sieht Dinge, die anderen verborgen bleiben.
Nach ein paar Grundmechaniken, die wir während Aloys Kindheit verinnerlichen dürfen, sind wir Zeuge, wie sie wieder beim Volk der Nora aufgenommen wird und sich einer Erprobung stellen muss. Ab hier kommt die Geschichte richtig in Schwung, denn neben den Maschinen, sind auch menschliche Kontrahenten plötzlich mit von der Partie und werfen durch ihre feindliche Gesinnung viele Fragen auf. Da sie Aloy nach dem Leben trachten und scheinbar Spuren zu ihrer Mutter haben, ist die junge Dame angehalten, Antworten zu finden.
Als Sucherin auserkoren, macht sie sich nun auf, Hinweise zu finden und trifft dabei auf viele andere Menschen, die dringend ihre Hilfe benötigen. So bleibt es nicht nur bei der Hauptmission, sondern kommt noch zu vielen verschiedenen Nebenquests, die optional erfüllt werden dürfen. Das heißt, neben den 21 Story-Missionen, die uns Spielern spannende Geschichten erzählen, gibt es für ein typisches Open-World-Game zahlreiche Aufgaben zu erledigen. Darunter zählen packende Nebenquests, bei denen wir dank Aloys Fähigkeit Spuren zu lesen, Diebe ausfindig machen oder vermisste Personen wiederfinden. Außerdem gibt es sogenannte verderbte Zonen, die von dämonischen Maschinen übernommen wurden und von euch befriedet werden sollten. Die verschiedenen Tätigkeiten sind durch zahlreiche Dialoge toll in Szene gesetzt und stehen den Story-Missionen im Nichts nach.
…so weit das Augen reicht
Neben den unzähligen Missionen, bietet die imposante Spielwelt zahlreiche Dinge, die auf ihre Entdeckung warten. Wenn uns beispielsweise mal weniger nach einem Kampf ist, können wir zahlreiche Sammelobjekte, wie zum Beispiel alte Gefäße oder Metallblumen ausfindig machen, die wir in Meridian gegen besondere Gegenstände eintauschen dürfen. Ähnlich wie bei vielen Ubisoft Titeln, gibt es auch bei Horizon Zero Dawn Türme, um die Karte vom Nebel zu befreien – hier natürlich in Form eines mobilen und mechanischen Langhalses. Da sämtliche Aufgaben stimmungsvoll eingebracht sind, werdet ihr höchstwahrscheinlich von einer Lust übermannt, alles anzunehmen und die gigantische Open-World in jedem verfügbaren Winkel erkunden zu wollen. Zudem bekommt ihr mit der Erfüllung von Botengängen, Spurensuche oder Eroberungsfeldzügen noch Erfahrungspunkte zugeteilt, die mit einer bestimmen Anzahl die nächste Charakterstufe einläuten.
Statt aber explizit neue Attribute aufzuteilen, wird die Gesundheit erhöht und ein Talentpunkt freigeschaltet. Mit jenen darf sich die rothaarige Aloy weitere Fähigkeiten aus den Kategorien Jäger, Krieger und Sammler aneignen. Sie erlernt mit der Zuteilung bessere Attacken, kann mehr Schaden heilen oder wird gegenüber Angriffen robuster. Gleichzeitig obliegt euch in Horizon Zero Dawn die entsprechende Ausrichtung ihres Könnens. Ferner ist es jedoch möglich, alle Talente zu ebenen und die junge Dame zur perfekten Kriegerin zu machen.
Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung
Horizon Zero Dawn kratzt aber nur oberflächlich das RPG-Genres an und besinnt sich mehr auf die Action-Elemente, die zumeist durch die Kämpfe hervorgerufen werden. Aloy selbst kann die mechanischen sowie menschlichen Gegenspieler mit einem Bogen aus der Ferne, wie auch einem Speer aus der Nähe bezwingen. Insbesondere der Bogen, der durch immer neue Modelle an Variationen von Pfeilen gewinnt, beherbergt einige Vorteile. Ob Feuerpfeile, die mit jedem Treffer den Gegner über einen kurzen Zeitintervall weiteren Schaden zufügen, oder Explosionspfeile, die den Kontrahenten Teile wegsprengen, die Palette bietet genügend, um taktisch zu agieren. Wer sich beispielsweise auf die Schwächen der Maschinen konzentriert, die der Tierwelt nachempfunden sind, kann schnell einen Sieg davontragen. Mit einem gezielten Treffer setzt ihr sie unter Schock, animiert sie zur Flucht oder schaltet sie gleich komplett aus.
Die Vorzüge des Fernkampfs können aber nicht in jeder Gelegenheit ausgeschöpft werden. Glücklicherweise habt ihr in der Rolle der tapferen Norakriegerin einen Speer bei der Hand, der ideal für eine direkte Attacke ist. Der Einsatz muss jedoch nicht zwangsläufig aus der Offensive heraus entstehen, sondern kann gar aus dem Hinterhalt ausgelöst werden. Des Weiteren ist euer Speer so modifiziert, dass er einige metallische Bestien überbrücken kann. Dies bedeutet, dass ihr aus den feindlich gesinnten Robotern mit dem richtigen Timing Verbündete machen könnt, die sogar auf ihre Artgenossen losgehen. Gleichzeitig lassen sich einige der einstigen Gegner als Reittiere zweckentfremden, um so schneller die gigantische Open-World zu bereisen. Um immer weitere Maschinen-Typen zu zähmen, gieren feindliche Brutstätten nur darauf, von euch erobert zu werden.
Sofern die Gegner euch mit ihrer Stärke zusetzen, ist eine Flucht wohl die beste Alternative. Mit einem flotten Sprint und einigen Künsten beim Klettern, kann Aloy sich schnell aus dem Blickfeld der Gegner bewegen. Gleichzeit ist es der toughen Dame möglich, ihren wertvollen Fokus zu nutzen, um Gegner aus der Ferne auszuspähen und eine gute Taktik vorzubereiten.
Eine Robe in der Garderobe
Ein paar weitere RPG-Ansätze finden sich in den Tiefen des Handelns wieder. Natürlich offenbaren die verschiedenen Völker ihre Gier nach Metallscherben, dem gängigen Zahlungsmittel in Horizon Zero Dawn. Dafür stellen sie ein Angebot zur Verfügung, dass neben Rohstoffen, noch Rüstungen und Waffen beinhaltet. Je nach eurer Solvenz, könnt ihr euch mit immer neuen Schätzen eindecken, die das Überleben deutlich erleichtern.
Gleichzeitig lassen sich die diversen Ausrüstungsgegenstände noch erweitern und damit in bestimmten Attributen aufwerten. Dies schafft zwar nur einen kleinen Vorteil, kann aber als nette Spielerei gewertet werden. Die benötigte Teile für eine Optimierung müssen nicht einmal beim Händler erworben werden. Wer fleißig auf die Jagd geht, wird einige der wertvollen Ressourcen einsacken, die gefallene Gegner unfreiwillig hinterlassen. So kommen Sammler und Jäger schnell auf ihre Kosten.
Dennoch kann es schnell passieren, dass euer Gepäck aus allen Nähten platzt. Wer nicht die Beute an Ort und Stelle zurücklassen will, sollte erneut einen ansässigen Händler besuchen und das überflüssige Zeug in wertvolle Scherben umwandeln. Wem der Weg zu lang ist, darf auch gerne die Schnellreise antreten, sofern genügend Reisepacks vorhanden sind, die man sich ebenso aus verschiedenen Ressourcen selbstständig zusammenbastelt.
Technik
Das Horizon Zero Dawn schon während der ersten Trailer hochgelobt wurde, findet in der fertigen Version ebenfalls seine Berechtigung. Der Mix aus weitläufigen Landstrichen, altertümlichen Gemäuern, verschiedenen Stammesvölkern und gigantischen Robotern als Kontrast funktioniert unglaublich gut. Eine sympathische Heldin, die ihr mit einer kleinen Entscheidungsfreiheit während der verschiedenen Dialoge steuern könnt, tut ihr übriges dazu. Um die gesamte Welt noch dynamischer wirken zu lassen, gibt es einen Tag und Nachtzyklus, einen Wetterwechsel und im Wind tanzende Pflanzen. Selbst Kleinigkeiten wie der Sand, der von den Schuhen beim Laufen in die Luft geschleudert wird, entgehen dem Auge nicht. Natürlich ist die Detailverliebtheit auf der PlayStation 4 Pro noch weitaus deutlicher eingebracht. Auf der normalen PlayStation 4 sind dafür gelegentlich kleinere optische Patzer zu sehen, die dem Spielspaß aber keinerlei Abbruch bescheren.
Ergänzt werden die stimmigen Kulissen durch grandiose und glaubhafte Charaktere, die mit einer tollen Mimik begeistern. Leider offenbart sich in der deutschen Sprachausgabe die Schwäche, dass einige der Dialoge asynchron auftrumpfen. Spielerisch nimmt dies zwar keinen Einfluss, trübt aber für jene den Gesamteindruck ein, die Horizon Zero Dawn auf deutsch zocken. Dafür sind insbesondere die Sätze von Aloy sehr gut in der Betonung und bringen ihre Stärke und Entschlossenheit zum Ausdruck.
Der Mix der Spielwelt wird sogar im Sound fortgesetzt. Ein Esslöffel modern, eine Prise altertümlich und fertig ist die Musikkulisse, die immer auf die jeweilige Situation abgestimmt ist. So erwarten euch idyllische, fordernde wie aber auch bedrückende Klänge, die in einigen Abschnitten sogar an indianische Musikstücke erinnern lassen.
Der letzte Gesichtspunkt, um einen guten Gesamteindruck zu hinterlassen, ist wohl die Steuerung. Zwar gibt es unzählige Möglichkeiten, diese sind aber übersichtlich untergebracht. Binnen Sekunden wird es Aloy ermöglicht, den Bogen zu wechseln und sogar mitten im Kampf neue Pfeile herzustellen. Dabei drosselt sich das Spieltempo prägnant und stellt eine ausreichende Zeitspanne bereit, um sich auf weitere Angriffe vorzubereiten. Andere Kommandos, wie bestimmte Sprünge sind automatisiert und entschärfen gewisse Situationen, die in der Hektik wahrscheinlich mit einem Exitus geendet hätten.
„Spielstunden im dreistelligen Bereich“ … ihr wisst schon, dass das 100+ Stunden sind? Das will ich sehen, wie ihr bei Horizon auf diuese ANzahl kommen wollt….
Wenn du wirklich auf 100% spielst, also alle Fundobjekte suchst, auf Stufe 50 auflevelst, um die Trophy zu bekommen und jeden Auftrag annimmst, ist dies ohne Zweifel realistisch. Und nicht jeder wird die Schnellreisefunktion nutzen und lieber während der Stecke von einer Mission zur nächsten auf Jagd gehen. 😉 Versuche es doch auch gerne mal, du wirst viel mehr schöne Ecken im Spiel sehen, die dir ansonsten verborgen geblieben sind. 🙂
Also ich kann mir auch vorstellen, dass man bei genauerem Erkunden der Spielwelt mit allen Sammelitems sicherlich die 100 Stunden erreichen KANN. Allerdings wird es auch Spieler geben die Horizon in 30 Stunden durch haben werden.
Mit solchen Spielen geht man aber nicht so lieblos um, und macht daraus einen halben Speedrun 😉 Ihr Kostverächter.
Letztlich macht sich jeder Spieler sein eigenes Abenteuer. Viele Open World Spiele lassen sich natürlich locker in 20+ Stunden beenden, doch wenn man abtauchen will und eine virtuelle Welt dies durch gutes Design fördert, dann summieren sich die Stunden eben schnell. Wenn ich bedenkte das ich die Weltkarte vom aktuellen Zelda erst nach gut 50 Stunden komplett geöffnet habe und manche Gebiete noch nciht einmal in ihrer Gänze erforscht habe, geschweige denn, mich intensiv mit den Hauptmissionen auseinander gesetzt habe…