RUROUNI KENSHIN TRILOGIE REZENSION
Das Ende des Bakumatsu-Krieges im Jahr 1867 ebnete Japan den Weg in die Modernisierung. Die Kaste der Samurai war mit einem Schlag quasi abgeschafft, die Macht über das Land fiel auf den Tennō zurück und die über drei Jahrhunderte anhaltende Isolationspolitik wurde aufgegeben. Die erzwungenen Öffnung Japans brachte nicht nur westliche Mächte, Techniken und Vorstellungen in das Land, sondern halfen der Nation innerhalb weniger Jahre zur ersten Industriemacht Asiens aufzusteigen.
In genau diese Zeit des Umbruchs ist der Manga Rurouni Kenshin angesiedelt, welcher später auch als Anime und schlussendlich als dreiteilige Real-Adaption umgesetzt wurde. Die Geschichte handelt von Kenshin Himura (Takeru Satô), der zu Kriegszeiten den Ruf als talentiertester, aber auch gnadenlosester Kämpfer innehatte. Mit dem Ende des Shogunats und der darauf einsetzenden Periode des Friedens hat aber auch Kenshin sein Schwert niedergelegt und dem Töten abgeschworen. Seitdem wandelt er, wie so viele andere seiner ehemaligen Zunft auch, als Rōnin durch das Land und greift nur dann zu seinem Schwert, wenn Wehrlose in Gefahr sind.
Verfolgt von der dunklen Vergangenheit
Dieser Ausgang bildet den Rahmen für die erste Real-Verfilmung, die bereits 2012 in die japanischen Kinos und einige Zeit später auch als DVD und Blu-ray auf den deutschen Heimkino-Markt kam. Der herrenlose Samurai erfährt eines Tages von dem Gerücht, das ein Killer unter seinem ehemaligen Namen Battosai in Tokio für Angst und Schrecken sorgt, was dazu führt, dass der wahre Kenshin von dem Gesetzt gejagt wird. Dabei trifft Kenshin nach und nach auf neue Wegbegleiter sowie alte Bekannte und deckt schließlich den Komplott um den falschen Battosai auf.
Rurouni Kenshin – Kyoto Inferno und Rurouni Kenshin – The Legends Ends knüpfen an die Geschehnisse des ersten Films an. Kenshin lebt mittlerweile gemeinsam mit seinen Freunden in einem Dojo und versucht seine Vergangenheit endgültig hinter sich zu lassen. Allerdings tritt die neue Regierung an ihn mit dem Auftrag heran Makoto Shishio (Tatsuya Fujiwara), ebenfalls ein ehemaliger Samurai, der von der Regierung verraten wurde, auszuschalten. Der vollkommen entstellte Shishio schart nämlich eine Armee um sich und sinnt auf Rache gegen das moderne Japan, welches er im Chaos versinken lassen will. Der pazifistische Krieger erklärt sich bereit Shishio aufzuhalten und macht sich auf dem Weg nach Kyoto um Shishio aufzuhalten…Dies ist natürlich nur der Auftakt zu einem geradezu kolossalen Epos, das sich über zwei Filme erstreckt und sein Ende in einem fulminanten Finale findet.
Moderner Klassiker?!?
Mit der Rurouni Kenshin Trilogie hat Regisseur Keishi Ohtomo ein Werk vorgelegt, welches man mit etwas Gutheißen fast schon als modernen Klassiker bezeichnen kann. Allerdings sollten Interessierte im Hinterkopf behalten, dass es sich hier um die Umsetzung eines Manga/Anime handelt und die Filme daher nicht unbedingt mit klassischen Vertretern des Samurai-Kinos vergleichbar sind. Zwar bilden der geschichtliche Kontext, der zweifelhafte Ehrenkodex der Samurai und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbrüche des späten 19. Jahrhunderts mehr als nur das Setting für die Handlung und werden nicht nur Oberflächlich behandelt, sodass der Zuschauer ein gewisses Gefühl für die damalige Periode in der Geschichte Japans bekommt. Allerdings existiert neben dem geschichtlichen und einigermaßen realistischen Kontext eben auch ein fantastischer.
Wie die Vorlage auch sind die Filme nun einmal Unterhaltungskost, die sich vornehmlich an ein junges Publikum richtet. Insofern gibt es einige fantastische Elemente, eine leider etwas zu platte Liebesgeschichte sowie actionreiche Kämpfe. Letztere haben es aber ziemlich in sich und sind in den meisten Fällen nicht nur schnell und recht brutal, sondern auch fantastisch in Szene gesetzt.
Dies lässt sich allerdings für die Trilogie im Gesamten sagen. Denn während viele gegenwärtige Mainstream-Produktionen aus Japan oftmals den Look & Feel von mittelmäßigen Fernsehserien haben, wirkt „Rurouni Kenshin“ zu jederzeit sehr wertig. Egal ob es nun die aufwendigen Sets, die bereits erwähnten Kämpfe, die Ausstattung oder die sehr dynamische Kameraarbeit ist – alles wirkt handwerklich auf einem hohen Niveau, sodass manche Szenen gar zu einem regelrechten Sehgenuss avancieren.
Als Zuschauer ohne Anime-Neigung muss man sich kaum umgewöhnen. Abgesehen von der mitunter etwas pathetischen Dramaturgie, so mancher vor Kitsch triefender Szene und dem im Vergleich zu klassischen Samurai-Filmen ungewohnten Aussehen mancher Figuren (Kenshin selbst hat – für Japaner eher untypisch – eine kastanienrote Haarfarbe) funktioniert „Rurouni Kenshin“ als guter Unterhaltungsfilm mit etwas mehr Anspruch, als man es von einem Großteil des derzeitigen Massenkinos gewohnt ist.
Wer die Wahl hat, hat die Qual
Den deutschen Vertrieb der Filme übernimmt Splendid Film, die bereits vor einiger Zeit den ersten Film in synchronisierter Fassung zu uns gebracht haben. Anschließend hat der Verleih die gesamte Trilogie in einer schicken Sonderedition auf Blu-ray veröffentlicht. Die Einzelversion von Rurouni Kenshin – Kyoto Inferno steht seit dem 31. Juli als DVD und Blu-ray im Handel, der Release von Rurouni Kenshin – The Legends Ends erfolgt am 28. August.
Als Extras befinden sich die typischen Inhalte auf den Silberlingen. Trailer, Interviews, TV-Spots und Videos von den Premieren der Filme. Beim Ton hat man die Auswahl zwischen der gelungenen deutschen Synchronfassung und der natürlich deutlich authentischeren Originaltonspur. Für das Verständnis letzterer gibt es natürlich auch zuschaltbare Untertitel.
Fazit
Die Real-Verfilmung von Rurouni Kenshin bietet Filmgenuss auf einer sehr hohen Ebene. Nicht Anime-Fans müssen sich zwar mit den ein oder anderen Element aus der Vorlage abfinden, die so vielleicht nicht unbedingt in einen klassischen Samurai-Film passen. Als Gesamtwerk funktionieren aber alle drei Filme tadellos und bieten sehr gut Unterhaltung, die eine stimmige Balance zwischen Action, Erzählung und leichten Humor findet. Auch die deutsche Heimkino-Veröffentlichung durch das Label Splendid ist nahezu makellos und dürfte jeden Filmfan glücklich stimmen.