Victor Vran REVIEW
“Ich bin Victor Vran, Dämonenjäger auf dem Wege in die Stadt Zagoravia. Ich will herausfinden, warum die ganzen Dämonenjäger fallen wie die Fliegen und helfe der Königin Katarina in ihrem Schloss Zagore.” Das war es im Großen und Ganzen schon mit der Geschichte zum Spiel und stellt leider den etwas weniger anspruchsvollen Aspekt des Titels dar. Man kommt in der Stadt an, sieht dass es da ein Problem gibt und befreit das Land von Monstern. Das bedeutet aber nicht, dass der Rest vom Spiel auch schlecht ist, ganz im Gegenteil. Wer Victor Vran das erste Mal sieht, kann unscheinbar Parallelen zu Blizzards’s erfolgreicher Diablo Reihe entdecken, was auch der Grund sein wird, immer wieder Ähnlichkeiten anzusprechen.
Zunächst einmal gibt es nur Victor und keine anderen Klassen zur Auswahl. Allerdings löst Haemimont Games dies geschickt mit unterschiedlichen Anpassungen bzw. Kostümen. Victor besitzt immer einen coolen, bis ins Gesicht gezogenen Hut. Während das Kostüm des Jägers den Standard Dämonenjäger darstellt, ähnelt das Kostüm des Gerechten Kung Lao aus Mortal Kombat oder das Kostüm des Abenteurers Indiana Jones. Aber nicht nur das Aussehen ändert sich, sondern auch die Fähigkeiten. Als Dämonenjäger macht sich Victor Vran auch die Dämonenkraft zunutze, genannt Overdrive und je nach Kostüm bekommt man wenig oder jede Menge Overdrive und symbolisiert so zum Beispiel einen Magier, Barbar oder ähnliches.
Mit Schirm, Charme und Kanone
Victor Vran ist definitiv ein schnelleres Spiel, als Diablo, denn ihr habt viel mehr Bewegungsfreiheiten. Ihr steuert den Helden nämlich mit W,A,S,D und seid somit sehr flexibel. Ihr habt sogar noch die Möglichkeit eine Ausweichrolle mit SHIFT zu vollführen und Gegnerattacken perfekt auszuweichen. Hinzu kommt noch die Leertaste als Sprungtaste und Hindernisse sowie höher gelegene Abschnitte stellen kein Problem mehr dar. Da Victor super trainiert hat, schafft er es auch Wandsprünge auszuführen!
In Sachen Waffen bedient sich Victor an Schwertern, Rapier, Schrotflinten, Handmörser, Elektrogewehr, Sense oder einen Riesenhammer. Jede dieser Waffen gibt es in unzähligen Ausführungen und wie man es von Diablo kennt, in unterschiedliche Seltenheitsstufen – von normal bis legendär. Jede Waffe kann mit der linken Maustaste benutzt werden und besitzt zudem zwei Spezialattacken auf Q und E. Da kann man wie ein Wirbelsturm die Sense durch Gegnermengen schwingen, oder mit cooler Zeitlupenansicht den Hammer aufladen und aus der Luft einen verheerenden Expolsionsangriff ausführen. Allerdings haben diese eine Cooldown Phase und können erst nach kurzer Zeit wieder benutzt werden. Nun kommt aber der Clou, denn Victor kann sogar zwischen zwei Waffen wechseln, was einen strategischen Vorteil bringt. Einmal mit dem Schwert zugeschlagen, Rolle rückwärts, mit dem mittleren Mausrad zur Zweitwaffe gewechselt und mit dem Handmörser die Monster aus der Distanz bearbeitet. Der Spielfluss ist genial und sorgt für abwechslungsreiche Kampfmanöver.
Ihr könnt durch Kämpfe Erfahrungspunkte sammeln und ab einer bestimmter Anzahl um Level aufsteigen. Ein Levelaufstieg bedeutet mehr Lebensenergie, neue Fähigkeiten oder gar neue Spielelemente werden eingeführt. So ist auch die Dämonenkraft erst etwas später einsetzbar. Die Anzeige füllt sich bei Gegnereliminierung auf, aber bei manchen Kostümen auch nur durch kritische Treffer. Sobald diese gefüllt ist, könnt ihr per 3 oder 4 Taste eure Power entfalten. In Kartenform kann man diese dem Slot zuteilen und hier gibt es Meteoritenschauer, Diamantenschutzschild, Zeitlupekuppeln oder ihr verwandelt euch in eine Säurekugel oder Flammensäule und müsst die Gegner verfolgen um Schaden anzurichten. Auf diese Weise entfallen die aus dem Genre eher bekannten Fähigkeitsbäume, bei denen man Level für Level Punkte für Zauberkräfte etc. vergeben müsste. So kann man sich immer wieder neu für bestimmte Dämonenkräfte entscheiden und da es auch hier legendäre Versionen gibt, ist die Auswahl groß.
Aber hiermit nicht genug, es gibt sogar sogenannte Schicksalskarten, mit denen Victor Vran ausgerüstet werden kann. Diese stehen für passive Fähigkeiten wie 20% Fernkampfschaden, 10% Kritischer Schaden oder auch bei kritischem Schaden wird eine Frostbombe gezündet. Diese sind aber nicht willkürlich auswählbar, das diese Karten unterschiedliche Zahlenwerte besitzen. Das bedeutet, wenn nur drei Slots zur Verfügung und nur 6 Punkte zur Auswahl stehen, aber man vielleicht drei Karten mit dem Wert 5 im Rucksack hat, müsst ihr euch dementsprechend entscheiden. Ja auch hier hat man die Qual der Wahl, aber trotzdem die Individualität, das Spiel an eure Spielweise anzupassen.
Gruslige Welten
In der Halloween artigen Atmosphäre in Zagoravia wimmelt es nur so von unterschiedlichen Gegnern. Ob es Spinnen sind, die in giftiger, frostiger oder explodierender Form erscheinen oder auch mit langsam laufenden Skeleten (in Scharen trotzdem gefährlich) bekommt man es zu tun. Die Chefskelettabteilung wirft sogar mit Flammenbällen nach euch und man muss sie zwei Mal töten. Da heißt es Abstand nehmen und gezielt Grüppchen angreifen. Natürlich gibt es hier auch Champions, die um einiges hartnäckiger, als die normalen Gegner sind. Wenn Vampire in Rage geraten, rasen die wie ein wildgewordenes Huhn auf euch zu und richten ordentlich Schaden an. Da ist man froh, wenn man durch gekonntes Wegrollen, kurz mal verschnaufen kann. Geisterartige Wesen laden einen Angriff auf, der aber von Geist zu Geist unterschiedlich ist und somit erst analysiert werden muss, zu welchem Zeitpunkt man ausweicht und angreift. Außerdem errichten diese auf dem Boden einen runden Bereich, der euch bei Betreten unterschiedlichen Schaden zufügt. Das kann Verlangsamung, Energieabzug, Verteidigungsreduzierung oder ähnliches sein.
Euer Startpunkt ist im Schloss Zagore und von dort wird euch euer nächstes Ziel auf einer Karte angezeigt. On the fly könnt ihr euch an die Stelle hinteleportieren. In den Welten wandert ihr durch grüne Felder, verdorte Laubblattwälder, eisige Nebenhöhlen und vieles mehr. Sogar ein Zirkusbereich mit Clowns die euch tanzen lassen, werdet ihr entdecken. Zwar wiederholt sich hier und da das Terrain, aber dennoch gibt es genug Welten, vollgestapelt mit zerstörbaren Kisten, Krügen und Umgebungsdetails. So sieht man eine Altstadt mit Marktständen die euch Goldmünzen verschaffen. Da ihr sehr beweglich seid, könnt ihr Steinstufen hochspringen, auf Balkonen von einzelnen Gebäuden laufen oder findet einen Eingang in ein Haus mit Mobiliar. An einzelne Details haben die Entwickler definitv gedacht und natürlich findet man immer wieder versteckte Truhen mit interessanten Schätzen.
Etwas für Bastler und Punktesammler
Während das Schloss Zagore weniger lebendig wirkt, sind Vorort doch einzelne Gestalten zu finden, mit denen man handeln kann. Neben den typischen Waffen, Dämonen. und Schicksalskarten, gibt es auch einen Ort der Transmutation. Hier könnt ihr nach erreichen der Stufe 16, Waffen verstärken oder auch eine neue Seltenheit in Sachen Waffen, Dämonen- oder Schicksalskarten erspielen. Dazu müsst ihr jeweils drei Gegenstände der gleichen Seltenheit in den Topf werfen und transmutieren lassen. Falls ihr unterwegs Farbe findet, könnt ihr auf diese Art auch euren Kostümen einen neuen Look verpassen.
In Sachen Langzeitmotivation haben sich die Entwickler ebenfalls etwas einfallen lassen. Sobald man nämlich einen Bereich der Karte betritt, egal ob Dungeon oder Außenwelt, gibt es zuvor eine Übersicht des Bereiches und man erkennt am linken Bildschirmrand eine Liste an Herausforderungen. Diese sind zum Beispiel “Verwende 10 Dämonenkräfte” und es gibt 500XP dafür. Das mag sich einfach anhören, aber es gibt auch Dinge wie “Lasse dich nicht von Gegnern treffen” und das ist echt hart. Allerdings spornt es immer wieder an, zu dem Ort zurückzukehren, oder auch den Abschnitt nochmal neu anzufangen, um die Belohnung einzuheimsen. Auf Nebenquests in eigentlicher Form, haben die Entwickler jedoch verzichtet.
Auch wenn es bei der Schwierigkeitswahl Normal und Hardcore zur Auswahl gibt, ist es möglich innerhalb des Spiels gewisse Flüche zu aktivieren, die das Spiel härter machen, dafür aber mehr XP abgeben oder ihr bessere Gegenstände finden könnt. So werden Gegner schnell, erhalten mehr Rüstung und Regeneration oder Victor verliert immer Lebensenergie, die nach und nach wieder aufgefüllt werden muss. Wenn ihr dann ein paar Champions gegenübertretet, die ebenfalls wie in Diablo bekannt, an allen Ecken leuchten und eure Energie in die unteren Bereiche wandern lassen, während ihr wie wild die 1 oder 2 Taste für Tränkeaktivierung drückt, geht einem schon mal der Allerwerteste auf Grundeis. Segnet euch doch einmal das zeitliche, fangt ihr wieder am Anfang des Levelabschnittes an.
Bei den Tränken gibt es übrigens auch interessante Sachen wie Vampirblut, was dem Gegner Lebensenergie absaugt, oder auch Explosionstränke und weitere mehr oder weniger nützliche Gegenstände.
Ein Victor für alle und alle Vrans für einen
Bis zu vier Leute können gleichzeitig auf Monsterjagd gehen und dies wurde auf einfachste Art gelöst. Ihr könnt einen Raum erstellen oder auch einen suchen. Natürlich dürft ihr festlegen, ob nur Freunde erlaubt sind oder auch fremde Mitspieler ihre Chance erhalten. Man muss nicht warten bis jemand da ist, sondern kann seine Geschichte einfach weiterführen und falls jemand hinzustößt, kämpft man Seite an Seite. Wenn viele Monster auf dem Schirm sind und zudem noch vier Victor Vrans herumlaufen, kann man ab und zu den Überblick verlieren, aber generell spielt es sich ganz angenehm. Meistens ist jeder so individuell gekleidet, dass eine Unterscheidung möglich ist. Hat jemand allerdings Flüche aktiviert, gelten die natürlich für alle, ebenso die Stufen der Spieler und die jeweilige Gegneranpassung. Also als Level 5 Spieler sollte man vielleicht nicht einem Level 50 Spieler beitreten. Gut oder schlecht sind die Möglichkeit Gebiete zu betreten, die man eigentlich in der Story noch gar nicht entdeckt hat. Auf diese Art setzt man sich Spoilern aus, allerdings habe ich so relativ früh einen legendären Handmörser bekommen, mit dem ich natürlich ziemlich im Vorteil war. Die Menüführung ist etwas umständlich, da man für alles immer in die Einstellungen gehen muss, wie zu Spielern teleportieren etc. Der Chat mit anderen Spielern wird mit der Eingabetaste geöffnet, was im Eifer des Gefechts eher unpraktisch ist. Dennoch macht es eine Menge Spaß, gemeinsam gegen Monsterscharen zu kämpfen. Ab Level 25 könnt ihr sogar PvP Arenen bestreiten und euch gegen andere Spieler messen.
Dass die Story keinen Oscar bekommt ist ok, trotzdem hätte ich mich sehr über coole Videosequenzen gefreut, jedoch entschied man sich für malerische Standbilder, die aber immerhin alle mit deutschem Bildschirmtext und deutscher Synchronisation glänzen. Wenn ihr mit Nicolas Cage durch die dunklen Gassen wandert…. ja ihr habt richtig gelesen Victor Vran ist Nicolas Cage bzw Vin Diesel, nämlich die deutsche Synchronstimme von Martin Kessler. Das hat natürlich irgendwie ein gewisses Flair und auch der restliche Cast hört sich gut an. In Sachen Humor nimmt sich das eigentlich ernste und gruselige Setting manchmal gar nicht so ernst, denn man hört immer diese mit Victor kommunizierende Stimme und diese ärgert ihn mit Sprüchen wie: “Wie soll ich dich denn nennen? Ach ich nenn dich einfach Vicky, ist das okay für dich?” Ab und zu geht es auf den Wecker, wenn zu viel davon kommt oder teilweise aufgesetzt wirkt. Die Musik sehr gut gelungen, denn atmosphärisch dichte Klänge ertönen in den dunklen Höhlen und sorgen für die richtige Stimmung.
Grafisch kann man ebenfalls nicht meckern. Der Stil orientiert sich an Diablo und aus der Vogelperspektive kann man immer schön viel Details in der Umgebung erkennen. Auf höchster Grafikstufe bekommt man keinen Grafikkracher, aber für das Genre ein sehr schönes Spiel geboten. Die Menüs der Gegenstände sind übersichtlich gestaltet, man weiß sofort wo man was findet, die Waffenwerte verglichen werden oder wo man sonstige Tipps und Tricks findet. Die Framerate ist selbst bei hohem Gegneraufkommen stabil und bei Aktivierung der Spezialattacken und Dämonenkräfte leuchtet und erstrahlt alles in schönem Glanz. Allerdings gibt es hier und da noch ein paar Perspektivefehler. Denn mit der rechten Maustaste, lässt sich die Kamera frei bewegen und allerdings bekommt man widerwillen immer wieder Einblicke in Gebäude oder Wänden und hinterlässt einfen noch etwas unfertigen Eindruck. Das ist allerdings nichts, das bis zum Erscheinen des Titels oder auch zukünftige Patches nachgeliefert werden kann. In Sachen Updates sind die Jungs auch sehr fleißig und lassen uns nicht Monate lang im Dunkeln stehen.