Dragon Ball Xenoverse REVIEW
Es gab tatsächlich eine Zeit, in der Animes noch nicht populär waren und eher als Geheimtipp gehandelt wurden. Neben Sailor Moon, wurde auch Dragon Ball Z im deutschen Fernsehen ausgestrahlt, was langsam dazu führte, dass die japanischen Trickfilme immer mehr an Anklang gewannen. Und auch ich fieberte seinerzeit bei den Abenteuern rund um Son Goku mit, die nie an Spannung einbüßten. Jene Geschichten sind nun in einem Videospiel neu aufgelegt worden, welches sich Dragon Ball Xenoverse nennt.
Inszenierung mit Schwächen
Entgegen der Annahme spielt ihr nicht den beliebten Charakter Son Goku, sondern bastelt euch eine Figur ganz nach den eigenen Vorstellungen. Augenpatin, Haarfarbe, Stimme und natürlich der Name sind nur einige Optionen, die ihr festlegen dürft. Wenige Sekunden später geht es auch schon in die Welt von Dragon Ball Xenoverse, dessen Gameplay sogleich mit einem Kampf vorgestellt wird. Ist der noch recht leichte Gegner bezwungen, beginnt das eigentliche Spiel, welches einige Möglichkeiten anbietet. Statt sich nur auf die Beat em‘ up Elemente zu besinnen, versucht das Spiel ebenso in Richtung eines Rollenspieles auszuschwenken. Dies gelingt sogar anteilig, denn es wird euch ermöglicht, inmitten der futuristischen Schauplätze kleinere Dialoge zu führen und Aufträge anzunehmen. Ebenso wird der Handel als Aushängeschild genutzt, der euch erlaubt, Items für die bevorstehenden Kämpfe einzusacken und diese ggf. anzuwenden. Somit gewinnen die hauptsächlichen Beat em‘ up Parts einen taktischen Einschlag. Und dieser ist auch dringend nötig, denn schnell werdet ihr feststellen, dass die Kämpfe alles andere als locker bzw. fair ablaufen.
Sofern ihr die Geschichte weiterführt, werden euch bekannte Erzählungen dargeboten, die direkt aus dem Anime entsprungen sind. Eure Aufgabe ist nun damit erklärt, dass ihr die Geschehnisse aus vergangenen Tagen neu sortieren sollt. Das heißt, mit eurem eigens erstellten Charakter geht es nun in die Vergangenheit zurück, um auf jene einen tragenden Einfluss zu nehmen. Gefasst ist das Szenario in den obligatorischen Kämpfen, an denen nicht selten mehr als zwei Charaktere teilnehmen. Dies kann gleichzeitig für euch bedeuten, dass die Matches so unausgewogen sind, dass selten der erste Versuch zum gewünschten Ziel führt. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, die Möglichkeit der unzähligen Kombos komplett auszuschöpfen und jede Nachlässigkeit des Gegners zu eurem Vorteil zu nutzen.
Im Kreuzfeuer
Gewonnene Schlachten werden selbstverständlich auch belohnt und so wird es nicht selten passieren, dass eure Eigenkreation in der Charakterstufe aufsteigt und somit eine Steigerung der Attribute erfährt. Ferner gestaltet sich diese Option auch in den Online-Matches als durchaus praktisch, die in Dragon Ball Xenoverse ihren Einsatz finden und durchaus Laune machen. Und wie schon im Offline-Modus, geht das Geprügel weit über den Boden hinaus und kann im Luftraum fortgeführt werden. Und auch wenn dies recht bereichernd klingt, schafft eine teils unschöne Perspektive, diese guten Aspekte ins Negative zu wandeln. Gleichzeitig müsst ihr lernen, eine besonders überladene Steuerung zu bezwingen, bevor ihr den Gegner mit einem Feuerwerk an Attacken vom Bildschirm fegt.
Auch an andere Stellen ist der gute Ansatz leider nicht zur Vollendung geführt worden. So ist schon am Anfang die Verwirrung groß und gibt euch nur Infoschnipsel zu den geforderten Aufgaben. Denn noch bevor wir unser kämpferisches Talent an Freezer, Cell, Boo oder Vegeta testen können, heißt es die Schauplätze abklappern und den Protagonisten ein Gespräch aufzwängen. Und auch obwohl uns eine Karte zur Verfügung gestellt wird, ist eine Positionierung des Zieles nicht angedacht worden. So irrt unser Charakter nicht selten durch die Gegend, bis sich zufällt die benötigte Tat aufzeigt. Dies streckt zwar auch die eigentliche Spielzeit, ist aber sehr nervtötend im gesamten Setting.
Um neben den Online-Matches die Langzeitmotivation zu stärken, können die Kämpfe jederzeit wiederholt werden. Eine andere Option gewährt euch, auch mit anderen Figuren aus dem Dragon Ball Universum in den Kampf zu starten. Dabei wird weit ausgeholt und bietet alle Helden sowie Schurken, die schon im Anime auf sich aufmerksam machten.
Technik
Neben den Portierungen für die PlayStation 3, der Xbox 360 und dem PC, dürfen wir die Dragon Ball Spielereihe auch erstmalig auf der PlayStation 4 und der Xbox One begrüßen. Natürlich stellt der Spieler gleichzeitig dementsprechende Ansprüche an die aktuelle Konsolenwelt, die das Beat em‘ up mit bombastischer Grafik abrunden soll. Dies gelingt jedoch auch nur in kleinen Teilen, was Fans aber zumindest befrieden sollte. Die Animationen wirken weich und die Figuren fangen den unverwechselbaren Charme der Anime-Vorlage ein. Gestützt wird dies noch mit Cutscenes, die direkt dem Trickfilm entnommen wurden.
Eine tolle zeichnerische Kulisse benötigt natürlich auch ein paar schöne Klänge, die leider etwas deplatziert in Dragon Ball Xenoverse wirken. Zumeist wiederholen sich die musikalischen Untermalungen, orientieren sich dafür aber ebenso an der beliebten Anime-Serie. Euphorischer darf ich wiederum bei der Akustik der Effekte sein, denn diese geben ordentlich etwas her und bereichern die Soundkulisse optimal. Und wenn wir gerade bei Bereicherung sind, sollte auch erwähnt werden, dass die englischen Stimmen der Protagonisten den originalen Synchronsprechern gehören. Alleine dadurch wirken die Erzählungen noch authentischer, wenngleich nicht perfekt. Und neben den deutschen Bildschirmtexten, kommt selbst der integrierte Lautsprecher im Dual-Shock 4 Controller zum bestmöglichen Einsatz.
Das durchaus gut inszenierte Adaption der Dragon Ball Reihe verliert aber leider an Fahrt, wenn es an die Steuerung geht. Dass die Steuerung überladen ist und insbesondere blutige Anfänger einiges an Nerven kosten wird, ist schon nach wenigen Spielminuten klar. So funktionieren Spezialattacken nur mit dem gedrückt halten der Schultertaste sowie einem dementsprechenden Feuerknopf, was in den oft hektischen Kämpfen schnell ausgeblendet wird. Wer wirklich das komplette Repertoire auskosten möchte, darf einiges an Spielzeit investieren. Sofern der erste atemberaubende Feuerball jedoch das Spielfeld erhellt, wird aus all dem Schweiß ein Gefühl der Genugtuung.