Clannad Vol. 1 REZENSION
Manchmal zahlt sich geduldiges Warten eben doch aus, so wie aktuell auch im Falle von Clannad. Der Anime, welcher in den Jahren 2007 und 2008 im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, erfreut sich schon lange auch bei westlichen Zuschauern einer großen Beliebtheit und wurde dementsprechend von deutschen Fans immer wieder gewünscht. Nun hat sich mit FilmConfect auch endlich ein Verleih gefunden, welcher das Romance-Drama nicht nur lizenziert hat, sondern auch in lokalisierter Form auf dem hiesigen Markt veröffentlicht. Den Anfang macht die erste Volume, welche seit Ende November in einer schicken Sonder-Edition im Handel steht, und die ersten sechs Episoden umfasst von Staffel 1. umfasst.
Eine schicksalshafte Begegnung
Tomoya Okazaki ist ein typischer Einzelgänger. Zu seinem alkohol- und spielsüchtigen Vater hat er seit dem Tod der Mutter keinen Draht mehr, die Schule interessiert ihn nicht, und außer seinen Kumpel Sunohara Youhei, mit dem ihn das Desinteresse für alles und jeden eint, hat er nur flüchtige Bekanntschaften. So lebt der junge Schüler in den Tag hinein, ohne ein wirkliches Ziel im Leben zu haben. Dies soll sich ändern, als Tomoya eines Tages vor der Schule auf Nagisa Furukawa trifft. Auch das schüchterne Mädchen besitzt keine wirklichen Freundschaften und tut sich in der Gegenwart anderer sehr schwer. Zwischen Nagisa, deren größter Traum es ist, die Theater-AG der Schule zu reanimieren, und dem verschlossenen Tomoya entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die dazu führt, das Beide regelrecht aufblühen und auch gegenüber anderen Personen offener werden.
In den ersten sechs der insgesamt 24. Episoden zählenden Staffel 1. zeichnet sich bereits deutlich ab, wohin die Reise gehen wird. Im Zentrum der Handlung stehen zweifelsohne ihre Figuren, insbesondere natürlich Tomoya, Nagisa und ihre sich langsam entwickelnde Freundschaft. Die von dem renommierten Animationsstudio Kyōto Animation (K-On!) produzierte Serie orientiert sich dabei stark an der Handlung der Vorlage, denn der Anime basiert eigentlich auf einem gleichnamigen Visual Novel von 2004. Für dieses zeichnet sich mit Key ein Entwicklerteam verantwortlich, dass frühere Spiele oft mit erotischen Inhalten versehen hat. Clannad stellte schließlich den Bruch zu dieser Herangehensweise dar und besann sich noch stärker auf die eigentliche Handlung und Figuren, weshalb erotische Inhalte stark reduziert wurden und so gut wie gar nicht mehr vorhanden waren.
In der Anime-Umsetzung ist von diesem Kontext schließlich gar nichts mehr zu finden. Die einzigen Überbleibsel sind der starke Moe-Charakter der weiblichen Figuren und der gerne auch mal doppeldeutige Humor der Serie. Dieser scheint in den ersten sechs Episoden noch sehr offensiv durch und besitzt zunächst gegenüber der Drama-Ebene eindeutig den Vortritt, wobei neben seichten Gags auch die ein oder andere Slapstick-Einlage zur Erheiterung beiträgt. Gegenüber seiner Vorlage wurde der Anime dem Format zur Liebe außerdem um diverse Nebenhandlungen erleichtert, wodurch die Serie natürlich um einiges geradliniger und in sich deutlich stimmiger wirkt, als es beim Visual Novel der Fall war.
Neben der in der Realität verhafteten Handlung um Tomoya, Nagisa und deren neuen Freunde, besitzt Clannad darüber hinaus eine weitere Storyline. In dieser, in einer Parallelwelt spielenden Geschichte, lebt ein kleines namenloses Mädchen, das sich nach Gesellschaft sehnt und sich daher einen Roboter aus umherliegenden Schrott baut. Diese weitere erzählerische Ebene wird zunächst nur in wenigen Szenen angeschnitten, deutet allerdings schon darauf hin, dass sich der Ton der kommenden Episoden deutlich ändern und der sich noch durch eine gewisse Leichtfüßigkeit auszeichnende Anime allmählich hin zum Drama entwickeln wird. Inwiefern sich dies mit der bisher aufgebauten Stimmung vertragen wird, bleibt abzuwarten. Natürlich haben auch die ersten Folge ihre ernsten Augenblicke, etwa wenn Tomoya auf seinen Vater trifft und dessen Anwesenheit ihn förmlich die Luft zum atmen nimmt, oder Nagisa gedankenverloren und einsam durch die Gegend streift, in denen die Mischung bisher gut funktioniert.
Vorbildliche Umsetzungl
FilmConfect vertreibt Vol. 1 von Clannad in einer sehr schicken Sonder-Edition. Diese wartet sowohl in der Bluray-, wie auch der DVD-Ausführung mit einem sehr gelungenen Steelbook sowie einem stabilen Pappschuber auf. Als Extra gibt es außerdem ein hochwertig produziertes Dango-Plüschtier und drei Postkarten mit Motiven aus der Serie. Doch nicht nur das Äußere der Veröffentlichung wirkt sehr wertig, auch die technische Umsetzung kann sich sehen lassen. Auf der DVD selbst sieht es mit Extras leider eher mau aus, denn außer dem Opening- und Ending Song, sowie einigen Trailern weiterer von Anime, die ebenfalls von FilmConfect lizenziert wurden, gibt es nichts mehr zu sehen.
Eine Besonderheit des Anime sind sicherlich seine farbenfrohen, von kontrastreichen Lilatönen dominierten Zeichnungen. Diese zunächst etwas kitschig anmutende Farbpalette erweist sich schnell als ein Highlight der Serie, denn gerade zu modernen Anime findet hier eine sehr angenehme Abgrenzung statt und man merkt schnell, dass sehr viel Liebe zum Detail investiert wurde. Dies kommt auch auf der mir vorliegenden DVD-Version sehr gut rüber, wobei man aber gewisse Abstriche machen muss, je nachdem, auf welchem Gerät man den Anime konsumiert. Denn auf der DVD liegt die Serie lediglich in SD-Auflösung vor, was auf kleineren Bildschirmen keinen spürbaren Effekt hat, während auf großen Fernsehern das Bild für das entsprechende Format angepasst wird und daher ein wenig leidet, sodass etwa leichte Unschärfen in den Konturen festzustellen sind.
Sehr Positiv fällt derweil die deutsche Bearbeitung auf. Während sich die Lager nun darüber streiten mögen, ob man sich den Anime im japanischen Original ansieht, oder auf die deutsche Tonspur ausweicht, bleibt festzuhalten, dass die deutschen Sprecher durchaus einen guten Job abliefern und die Stimmung im Großen und Ganzen gut auffangen. Egal für welche der in Dolby Digital 2.0 vorliegenden Synchronfassungen man sich letztlich entscheidet, beide wirken auch qualitativ sehr gut umgesetzt und bestechen durch einen sehr sauberen Klang, ohne lästige Störgeräusche.
Interessant ist die Entscheidung, dass in der deutschen Übersetzung gewisse Eigenheiten der japanischen Sprache übernommen bzw. nicht in ein den Wortsinn erfassendes deutsches Pendant übersetzt wurden, wie beispielsweise Onee-chan, was eine Verniedlichung des Wortes Schwester darstellt. Sehr Positiv ins Auge sticht außerdem, dass man sich sogar die Mühe gemacht und direkt in das Bildmaterial eingegriffen hat, um japanische Texte, beispielsweise auf Plakaten, direkt im Bild zu übersetzen. Ein solcher Aufwand ist keinesfalls selbstverständlich.
Fazit
Mit Clannad vertreibt FilmConfect aktuell einen echten Leckerbissen für Anime-Fans endlich auch in Deutschland. Bei der Umsetzung hat sich der Verleih sehr viel Mühe gegeben, nicht nur, was technische Aspekte wie Synchronisation und deutsche Bearbeitung angeht, sondern auch bezüglich der zusätzlichen Extras. Steelbook, Pappschuber, Plüschtier – das alles wirkt erstaunlich hochwertig und mit sehr viel Liebe zum Detail produziert. Vorbildlich. Und auch inhaltlich bekommt man hier einiges geboten, wobei sich nach den ersten sechs Episoden natürlich noch kein finales Urteil über die gesamte Staffel 1. bilden lässt. Das bisher Gesehene hat mich allerdings schon sehr gut unterhalten und macht definitiv Lust auf mehr.