Horizon Forbidden West REVIEW
Nach Horizon: Zero Dawn setzt das neue Abenteuer die Geschichte fort, lässt aber eine Lücke von 6 Monaten bestehen. In Horizon Forbidden West wird die Welt langsam von einer roten Plage überzogen, die Ängste wie Hungersnöte schüren. Die Welt, die Aloy retten wollte, steht nun noch dichter am Abgrund, als je zuvor. Und nur sie kann das Unheil dank ihrer eigenen Genetik aufhalten.
Einst verstoßen, wird die Titelheldin Aloy nun als Heldin gefeiert. Doch lastet noch immer ein Druck auf ihren Schultern, da ihre erste Reise kein vollendeter Erfolg war. Mit anfänglich geringem Inventar geht es nun daran, ihr auferlegtes Schicksal endgültig zu erfüllen.
Gutes Gelingen mit ein wenig Hilfe
Horizon Forbidden West setzt das gelungene Gameplay seines Vorgängers fort, erweitert dieses aber natürlich um frische Gegner und neue Gadgets. Im Fokus ist dabei natürlich wieder die Bedrohung durch Maschinen, die große Teile der Flora abgelöst haben. Sie stellen noch immer eine Gefahr für die Menschheit dar und scheinen sich von alleine zu reproduzieren.
Zu Beginn mit Speer und rudimentären Bogen bewaffnet, versucht Aloy die Maschinen zu dezimieren, um ihren Weg erfolgreich voranzuschreiten. Doch ist nicht der eigentliche Kampf ein Garant dafür, die Geschichte doch noch zum Positiven zu ändern, sondern Präzision. Denn wie bereits in Horizon: Zero Dawn, könnt ihr einzelne Maschinenteile mit einem gezielten Schuss lösen und einsacken. Auch bezwungene Maschinen lassen sich weiter ausweiden und sorgen in kürzester Zeit für eine prallgefüllte Tasche. Die gesammelten Teile lassen sich ferner wiederverwenden und ermöglichen optional diverse Upgrades oder umfangreiche Ausrüstungsgegenstände.
Anpassung an die neue Situation
Mit den gesammelten Teilen wird zwar die Ausrüstung aufgestockt und auch die eine oder andere Waffe verbessert, doch reicht das alleine nicht aus. Horizon Forbidden West vereint abermals das Genre der Action-Adventures sowie Rollenspiel-Parts in sich. Das heißt, für jeden Sieg gegen eine Maschine erhaltet ihr Erfahrungspunkte. Sind genügend gesammelt, gibt es einen Levelaufstieg samt erweiterter Lebensenergie und Fähigkeitspunkte zur freien Verteilung.
Mit den Fähigkeitspunkten wird es euch ermöglicht, aus 6 verschiedenen Stärken von Aloy zu wählen und einzelne Talente auszubauen. So entscheidet ihr, ob ihr den Rotschopf lieber in der Offensive oder Defensive stärkt. Dasselbe funktioniert auch im eigentlichen Spiel, denn ein Anpirschen und Überraschen der Gegner ist ebenso möglich, wie eine aggressive Gangart.
Was bei Plünderern oder Dornrücken noch leicht von der Hand geht, braucht bei Panzerschnappern und anderen Bestien schon etwas mehr an Taktik. Hierfür fungiert euer geliebter Focus als beste Hilfestellung. Ein kleiner Scan des Gegners reicht aus, um die Schwachstellen zu erkennen und gezielter Jagd zu machen. Doch selbst mit dem Wissen um die Schwachstellen sollten die wenigsten Maschinen unterschätzt werden, insbesondere wenn ihr einen hohen Schwierigkeitsgrad gewählt habt.
Gegner aus Fleisch und Blut
Wie es sich für einen Nachfolger gehört, mischen sich weitere Maschinen unter die Flora, die nach Aloys Leben trachten und allgemein ein Problem mit Menschen zu haben scheinen. Doch dabei bleibt es nicht, denn nun bekämpfen sich die Stämme sogar untereinander. Im verbotenen Westen ist unsere Helden nicht überall gern gesehen und muss sich nicht selten verteidigen. Leider ist es auch hier vonnöten, die Waffen zu zücken und den Gegenüber ins Jenseits zu befördern. Zudem kann der feindlich gesinnte Stamm die futuristischen Bestien steuern. Dies war im ersten Teil nur Aloy selbst vorbehalten.
Natürlich darf die junge Dame in Horizon Forbidden West wieder einige der Maschinen überbrücken und als Transportmittel nutzen. So erreicht ihr die Ziele schneller oder könnt bequemer die Open-World kennenlernen. Diesmal beschränkt sich die praktische Fortbewegung aber nicht nur auf das Bodenareal – auch die Lüfte können mithilfe bestimmter Maschinen erobert werden.
Apropos Open World
Selbstverständlich ist die Welt von Forbidden West wieder sehr detailreich gestaltet und setzt am Tage hauptsächlich auf warme Farben. Bricht die Nacht herein, wird es farblich zwar kühl, aber noch immer beeindruckend in der Gestaltung – ganz gleich, ob der imposante Nachthimmel oder das rote Wolkenmeer während eines Sonnenuntergangs.
Zudem geht es nun nicht nur über Stock und Stein, sondern auch in die Tiefen von Seen. Die Unterwasserwelt steht Aloy im zweiten Teil zur Erkundung bereit und beherbergt so manches Geheimnis. Ohne Gefahren geht es aber auch dort nicht, insbesondere anfänglich, wenn der Sauerstoff noch im Auge behalten werden muss.
Die weitläufigen Steppen, Wiesen, Berge oder Schneelandschaften können mittels Schnellreisepunkt flotter geebnet werden. Findet ihr ein Plätzchen für ein Lagerfeuer, kann die optionale Abkürzung aktiviert werden. Die Nutzung auf der PlayStation 5 Version wird zudem nicht von exorbitant langen Ladezeiten gestört und erschließt ein fast nahtloses Spielerlebnis ohne nervige Zwangspausen.
Die neue Welt
Der verbotene Westen punktet mit einer faszinierenden Flora, sowie kleineren, lebhaften Dörfern. Die Bewohner sind einem Gespräch selten abgeneigt und haben gelegentlich sogar ein paar Sonderaufträge für Aloy. Die Nebenmissionen fühlen sich dabei nie zwanghaft an und stehen der Hauptquest in nichts nach. Es macht Spaß, Jagdaufträge zu erfüllen oder als Hilfe für Materialbergungen zu fungieren. Pflanzen finden sowie Personen aus misslicher Lage retten und schon sind weitere Spielstunden, ohne es überhaupt gemerkt zu haben, vergangen.
Zudem darf Aloy den Zusammenhalt oder die Zwietracht durch ihre Auswahl an Antworten beeinflussen, was weitere Freiheiten im Gameplay offenlegt. Versucht ihr das Gespräch mit Harmonie oder mit Aggression weiterzuführen? Die Wahl liegt alleine bei euch, kann aber auch Konsequenzen einfordern.
Ein bisschen von allem
Horizon: Forbidden West erfindet das Rad nicht neu, versteht es aber, sich gut aus verschiedenen Titeln zu bedienen. Wenn Aloy mittels Focus auf Spurensuche geht und Gegebenheiten rekonstruiert, erinnert mich dies stark an die Batman Arkham-Reihe. Die Kletterpassagen könnte ein Assassin’s Creed nicht besser machen und das Reittier via Tastendruck herbeizurufen, ist auch keine eigene Idee von Forbidden West. Nichtsdestotrotz wirkt das Zusammenspiel all dieser Elemente erfrischend und nicht etwa wie eine reine Kopie-Orgie.
Gleichzeitig bietet der Titel dadurch ausreichend Abwechslung, da jede angenommene Mission immer andere Talente einfordert. Ferner erhaltet ihr noch weitere Spielzeuge, um bislang versperrte Wege freizulegen und ganz neue Gebiete im späteren Verlauf des Spiels zu erschließen.
Für weitere Abwechslung, die nicht an Action gebunden ist, gibt es den Foto-Modus. Hier könnt ihr die schönsten Momente in noch schönerer Qualität festhalten und ggf. mit anderen teilen. Der Foto-Modus kann durch all seine Feinheiten viel Zeit einverleiben, aber noch mehr Glücksmomente freigeben, wenn die perfekte Situation eingefangen ist. Welch wundervolle Bilder die Modi erstellen kann, zeigen ein paar unserer Screenshots im Test.
Der verbotene Westen in seinen schönsten Blüten
Wie bereits erwähnt ist die Fortsetzung von Horizon: Zero Dawn eine regelrechte Augenweide. Um jeden Winkel der weitläufigen Welt abzutasten, darf Aloy nun noch via Gleitschirm die Gebiete erkunden. Kaum eine Felsspalte, Höhle oder Lager bleibt so unentdeckt. Hinzu kommt eine wundervolle Dynamik der Umwelt, die das Spiel noch lebensechter wirken lässt.
Gleichzeitig vermitteln mir die Bewohner nicht den Eindruck, als seien sie alle miteinander verwandt. Nicht nur verschiedene Ethnien bevölkern die Lande, auch die jeweiligen Gesichter und Kleidungsstücke glänzen mit Individualisierungen. So stärken sich die Eindrücke, ein lebensechtes Abenteuer zu bestreiten.
Wer genauer hinschaut wird zwar kleinere Fehler in der Darstellung entdecken, doch ist es fast schade, dafür die Konzentration zu nutzen, anstatt sich vollends auf die Sequenzen und detaillierten Momente einzulassen. Dennoch – Für das perfekte optische Erlebnis musste ich etwas an den Grafikeinstellungen schrauben. Vorab gab es ein paar optische Probleme mit der Intensität der Farben im Perspektivwechsel. Inzwischen hat dieses Problem zwar eine Lösung erfahren, sich die Einstellungen etwas genauer zu verinnerlichen, kann für das optimale Spielerlebnis trotzdem von Nutzen sein.
Steuerung
Erwähnenswert ist, dass ihr einen leichteren Einstieg erfahren werdet, wenn ihr den Vorgänger bereits gespielt habt. Ich habe mich recht fix in der Welt von Aloy zurechtgefunden und konnte in wenigen Minuten in Perfektion mit dem Bogen umgehen und somit gezielt Maschinenteile ihrer sich in Bewegung befindlichen Besitzer abtrennen. Der Wechsel von Kampfutensilien wie Fallen ist abermals über ein Ringmenü zugänglich, welches nahezu selbsterklärend ist. Natürlich gibt es genügend Kombos, die teilweise nur durch Zufall ausgelöst werden, doch habe ich im gesamten Spiel nie das Gefühl, mit der Steuerung überfordert zu sein.
Horizon Forbidden West ist so viel mehr als ein plumpes Spiel, bei dem man verschiedene Knöpfchen drücken muss. Dies ist aber mitunter dem Controller der PlayStation 5 zu verdanken, auf der wir auch das Action-Adventures gespielt haben. Die Verbindung aus haptischen Feedback und Soundeffekt, die aus dem GamePad ertönen, steigert das immersive Gefühl, mittendrin zu sein.
Sound und Lokalisation
Natürlich ertönt der Sound nicht nur aus dem Lautsprecher des Controllers, sondern ist auch im eigentlichen Spiel gut vertreten. Stimmungsvoll wird eure Reise untermalt und je nach Situation mit mehr oder weniger intensiven Klängen versorgt. Teilweise wurden ganze Orchester aufgeboten, um den Moment in voller Blüte darzustellen. Die metallischen Bestien tragen zum Gesamteindruck ebenfalls ihren Teil bei. Wenn gewisse Geräusche ertönen, wisst ihr sogleich, dass es in wenigen Sekunden gefährlich wird.
Lobenswert ist gleichzeitig die deutsche Lokalisation. Oft wird der deutschen Vertonung Kritik zuteil, was in Forbidden West aber vollkommen unnötig ist. Die Sprecher klingen weder belanglos, noch empfinde ich die Aufnahmen als steril (aus einer Kabine). Zwar reißt mich die Story selbst nicht vom Hocker, die Erzählung greift mich alleine durch die Dialoge aber dennoch. Ich habe weder das Bedürfnis, ein Gespräch abzubrechen, noch zu verkürzen. Stattdessen lasse ich mich komplett ein und erhalte dadurch ein cinematisches Erlebnis, wie es nur wenige Spiele schaffen.
Pro & Kontra
- Wundervolle, große Spielwelt
- Unterhaltsame Nebenquests
- Tolle wie interessante Charaktere
- packende und fordernde Kämpfe
- Story weniger mitreißend
- Ein paar Grafikfehler