Tales of Arise REVIEW
Mit dem Review von Tales of Arise darf ich euch eines der wohl größten JRPGs des Jahres vorstellen. Zugegeben, zu umfangreiche Rollenspiele bringe ich selten zu Ende und so ist es kaum verwunderlich, dass ich viele Titel der Reihe begonnen, aber nie abgeschlossen habe. Mit dem aktuellen Ableger verhält es sich jedoch komplett anders. Tales of Arise hat mich völlig gepackt und dabei nicht unter Druck gesetzt, die Reise zu beenden, da es sich um einen Reviewkey handelt. Das JRPG löste in mir wieder die Lust aus, Stunden nacheinander zu versinken und zu erleben, wohin die Geschichte mich bringt.
Vorab sei gesagt, wer jetzt nach expliziter Kritik sucht, sollte all die Zeilen überspringen und sogleich den „Cons“-Bereich beäugen, denn viel zu meckern gibt es nicht.
Ende der Sklaverei
Schon das Opening, welches im Anime-Look aufwartet, verspricht nicht wenig. Kurz darauf lernen wir den vermeintlichen Helden der Erzählung kennen. Noch als Eisenmaske bezeichnet, werden wir Zeuge, wie er unter der Unterdrückung eines fremden Volkes leidet. Die Renäer sind vor 300 Jahren eingefallen und haben die Bevölkerung des Planeten Dahna in weiten Teilen in die Sklaverei gedrängt. Doch ein Widerstand gruppiert sich langsam. Eine weitere kleine Gruppe von Rebellen formiert sich und wird fortan von euch gesteuert.
Noch an der eisernen Maske gebunden, lernt ihr Shionne kennen, die eigentlich dem feindlichen Volk angehört. Doch ist die Dame selbst nicht besonders gut auf die Renäer zu sprechen. Zugleich leidet sie unter einem Fluch, der jedwede Berührung anderer Personen unterbindet, da er starken Schmerz auslöst. Nur Eisenmaske, der seltsamerweise keinen Schmerz empfindet, kann Shionne berühren und dadurch eine sehr mächtige Waffe nutzen – das Flammenschwert.
Angeführt von Eisenmaske geht es nun darum, die herrschenden Lords vom Thron zu stoßen und den Frieden auf Dahna wieder herzustellen. Parallel dazu werden aber viele Fragen aufgeworfen, denn der Mann hinter der Maske hat eine unbekannte Vergangenheit. Er leidet unter einer Amnesie, was jedoch seinem Vorhaben nicht schadet.
Erste Schritte
Schon nach wenigen Spielstunden wird das erste Geheimnis gelüftet. Ein Stück der Eisenmaske bricht ab und enthüllt zugleich den Namen Alphen. Doch bis weitere Unklarheiten aufgedeckt werden, steht eine sehr lange Reise bevor.
Diese führt das Gespann durch Landstriche mit unterschiedlichen Wetterlagen und Städten, die mal mehr oder weniger bewohnt sind. Mit der Begehung werden Reisepunkte freigeschaltet, die sich ferner als äußerst praktisch erweisen und beispielsweise einen kurzen Stopp in einer Herberge erleichtern.
In den Landstrichen und Wohnorten selbst findet ihr gelegentlich NPCs, die eine Bitte an euch haben. Kleine Nebenquests können hier optional angenommen werden und bescheren bei der Erfüllung Items und / oder Fähigkeitspunkte. Mal sollen wir mächtige Gegner bezwingen, mal einen vorgegebenen Fundus einsacken und übergeben. Die kleineren Nebenmissionen fordern nur selten, lassen sich aber nahezu im Vorbeigehen abschließen.
Das Kampfsystem
Das Kampfsystem ist nicht neu, aber erfrischend gestaltet. Trefft ihr auf einen oder mehrere Gegner, so werdet ihr in ein abgegrenztes Areal gesogen. Die Kämpfe selbst flimmern in Echtzeit über den Bildschirm. Das Besondere sind die Vielzahl an Attacken, die jeder einzelne Begleiter aufzuweisen hat.
Drei weitere Mitstreiter können parallel einem Kampf beiwohnen, aber sogar inmitten dessen mit einer anderen Spielfigur ausgetauscht werden. Geht einer der Protagonisten KO. und kann auch nicht wiederbelebt werden, darf er ebenfalls ausgetauscht werden. Ein automatisches Nachrücken wie in Dragon Quest XI gibt es nicht.
Gleichzeitig wird es ermöglicht, den Anführer während eines Kampfes zu wechseln und die jeweiligen Angriffe manuell zu übernehmen. Die verbleibenden Gefährten agieren ganz automatisch. Die Art der Ausführung lässt sich aber zuteilen. Das heißt, wir können bestimmen, ob die jeweilige Figur eher passiv verweilt und sich auf das Heilen konzentriert oder sich aggressiv in die Schlacht stürzt, ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit zu nehmen.
Mit jedem Schlag oder Zauber wächst zudem eine personalisierte Skala heran. Ist diese gefüllt, kann der jeweilige Charakter einen Boostangriff ausführen, der ordentlich Kopfschmerzen beim Gegenüber verursacht. Ereilt dem Gegner gar eine lückenlose Kombo, eröffnet sich die Chance auf einen Teamangriff von zwei Protagonisten, der mit nur einem Tastendruck ausgeführt wird.
Level-Up
Selbstverständlich ist ein JRPG nicht vollständig ohne ein Level-Up-System. Auch hier ereilt den Helden das freudige Erlebnis, mit einer gewissen Anzahl an Erfahrungspunkten im Charakterlevel zu steigen. Damit wird er stärker und gewinnt weitere Lebenspunkte hinzu. Und diese werden nicht selten benötigt, denn mit dem Fortschreiten der Story nehmen die Gefahren zu.
Schon zu Beginn warten besondere Gegner, die nur mit einem hohen Charakterlevel zu bezwingen sind. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass vorteilhafte Items nur begrenzt mitgenommen werden können. So gesteht euch Tales of Arise beispielsweise nur 15 Lebenstränke zu. Das heißt, zu starke Gegner sollten noch so lange gemieden werden, bis das Team der gegnerischen Stufe nahekommt.
Talente machen Helden
Bei einem Level-Up-System belässt es das jedoch JRPG nicht alleine. All die vielfältigen Angriffe und Talente können erweitert werden. Hierzu werden im Laufe des Spiels Embleme auf einer Matrix freigeschaltet, die wiederum kleinere Talente beherbergen. Mit gesammelten Fähigkeitspunkten, die ihr zum Beispiel über abgeschlossene Nebenquests hinzugewinnt, lassen sich diverse Talente freischalten.
Durch die Embleme können die jeweiligen Charaktere auch unterschiedliche Richtungen in ihrer Entwicklung einschlagen. Eher den Heilungszauber verstärken oder dafür sorgen, dass die Helden den KO austricksen – die Möglichkeiten sind sehr enorm und scheinen kein Ende zu finden. Denn immer wieder wird die Matrix mit Emblemen erweitert.
Ausrüstung und Skins
Ich möchte erwähnen, dass das Sammelsurium alles andere als knapp ist. Doch die Ausrüstung der Helden bleibt im gesamten Spiel recht übersichtlich. Einige Rüstungen verstecken sich in Truhen. Bessere Waffen verlangen zumeist die Schmiedekunst und vorgegebene Komponenten ein.
Die Materialien für die Waffen sind überall auf der Welt verstreut und müssen nur eingesammelt werden. Ab und an droppen auch Monster wertvolle Zutaten für stärkeres Arsenal. Doch im Vergleich zu diversen Action-RPGs ist die Ausbeute für neue Glanzstücke eher geringer Natur.
Dennoch muss optisch kaum Verzicht ausgeübt werden. Tales of Arise hält eine hohe Anzahl von Skins bereit, mit denen sich die Spielfiguren einkleiden lassen. Nicht nur extravagante Waffen und prunkvolle Rüstungen sind dabei, auch Schuluniformen gesellen sich zum Inventar. Lieber eine optische Erweiterung mithilfe von Heiligenschein, Teufelshörner, Schmetterlingsflügel oder Wolfsschwanz erwünscht? Auch hier spart das JRPG nicht mit seiner Auswahl.
Gespräche nicht nur am Lagerfeuer
Um die Charaktere etwas besser kennenzulernen, können optional Gespräche gestartet werden. Gesellt sich das Team an ein Lagerfeuer, werden oftmals neue Dialoge geebnet. Einige aktivieren sich über die Auswahl eines Gesprächspartner, andere beginnen mit der Zubereitung eines Mahles.
Ja, es darf gekocht werden. Die Idee dahinter ist aber nicht nur, eine Interaktion mit den Mitstreitern zu eröffnen, sondern bestimmte Statuswerte für einen Zeit-Intervall zu gewähren. Je nach dem ausgesuchten Rezept wird dem Team ein Bonus zuteil.
Freizeit muss sein
Tales of Arise will aber nicht nur die Story abhandeln. Daher gibt uns der Titel die Chance, ein wenig nach Entspannung zu suchen. Im fortgeschrittenen Spiel könnt ihr Tiere zur Fleischgewinnung züchten oder einen kleinen Angelausflug starten. Zwar bleiben diese beiden Optionen recht simpel gehalten, dienen aber dennoch als schöne Ablenkung.
Eine nette Idee ist des Weiteren der Eulenwald. Mit dem Zustoßen der Begleiterin Rinwell eröffnet sich die Eulensuche. Mit ihrem tierischen Begleiter Hootle ist sie in der Lage, die entflogenen Eulen leichter zu finden. Hootle gibt ein Zeichen, wenn ein Areal einen heimlichen Mitbewohner hat. Wird dieser gefunden, fliegt er wieder in den Eulenwald zurück. Dort wird das Finden dankend angenommen und mit Geschenken belohnt.
Optik und Performance
Tales of Arise ist definitiv ein wunderschönes Spiel, welches in einer Cel-Shading-Grafik gehüllt ist. Die Figuren sind sehr individuell gestaltet und heben sich deutlich von den NPCs ab. Der WOW-Effekt lässt aber anfänglich noch auf sich warten. Dies ändert sich, wenn ihr die komplexe Stadt Viscint erreicht. In jeder Ecke, jedem Winkel und jeder Straße warten Details auf euer Auge. Der Ort lebt regelrecht und lädt ein, mit jedem Bewohner zu sprechen.
Was in dieser Stadt aber kaum das Auge berührt, sind fehlende Bewegungen von hängender Wäsche. An anderen, besonders tristen Ortschaften fällt diese fehlende Dynamik aber deutlich auf und beschädigt ein wenig das harmonische Gesamtbild.
Die Testphase habe ich auf der Xbox Series S ausgeführt. In kaum einem Moment kam es zu Performance-Einbrüchen. Das Spiel lief nahezu dauerhaft flüssig – ganz gleich, wie viele Gegner oder Personen auf der Bildfläche zu sehen waren. Hin und wieder fiel nur auf, dass kleinere Hintergrundschnipsel erst mit dem Näherkommen aufploppten. Das Nachladen von Hintergründen möchte ich aber nicht als Problem bezeichnen.
Die Zwischensequenzen wechseln sich mit Comic-Strips, Anime-Szenen und Cel-Shading-Grafik ab. Allesamt darf ich durchaus als gelungen bezeichnen.
Sound
Der Sound ist gut gewählt und passt sich der jeweiligen Situation bestmöglich an. Das heißt, in Kämpfen kann es zu imposanten Klängen kommen. Insbesondere die Bosskämpfe werden akustisch hervorgehoben und dringen regelrecht in die Gehörgänge. Das ruhigere Stadtleben und die kleinen Lagerfeuer-Pausen erhalten ebenfalls eine passende Klangkulisse.
Die orchestralischen Höhepunkte wie seichten Töne werden zugleich von einer englischsprachigen (optional japanischen) Lokalisation begleitet. Die englischen Stimmen sind gut gewählt und viele Passagen vertont. Jedoch erhalten nicht alle Dialoge eine stimmliche Begleitung. Durch die allgemein sehr textlastigen Gespräche ist dies aber auch nicht vonnöten. Die Emotionen in den vertonten Abschnitten werden dafür besonders gut transportiert und bereichern somit das gezeigte Bild.
Steuerung
Die Steuerung entfaltet in den Kämpfen ihre Vielfalt. Jeder Button hat seine Aufgabe, die zumeist darin liegt, Spezialattacken bzw. Boostangriffe aufzurufen. Doch selbst mit dem Button-Smashing kann ein Kampf gewonnen werden. Wer sich aber die Zeit nimmt und die jeweiligen Angriffe bewusst ausführt, bekommt ein regelrechtes Feuerwerk an Effekten auf den Bildschirm gezaubert.
Zudem ist es positiv zu werten, dass das Kampfsystem in seiner Tiefe nie Ermüdungserscheinungen bei mir hinterlassen hat. Zwar haben irgendwann die Finger gestreikt, was aber nur durch all den vorhandenen Optionen geschuldet war.
Pro & Kontra
- Schöne Kulissen
- Charakteristische Spielfiguren
- Gute Story die sich immer mehr enthaltet
- Abwechslungsreiches Kampfsystem
- Mangelnde Vielfalt bei den Monstern
- Zu wenig Waffen und Rüstungen