Hellpoint REVIEW

Mit Hellpoint schickte der kanadische Indie-Entwickler Cradle Games zusammen mit tinyBuild kürzlich einen neuen Souls-like Ableger ins Rennen. Der verspricht ein brandneues SciFi-Setting, bockschwere Bosse und einen lokalen Mehrspielermodus. Wir durften Hellpoint für den PC anspielen und klären, ob das über Kickstarter teilfinanzierte Action-RPG mit dem großen Vorbild mithalten kann.

Multidimensional, sehr düster und etwas verwirrend

Hellpoint spielt in einer fernen Zukunft, in der die Milchstraße von diversen Völkern besiedelt ist. Mittelpunkt davon: die Raumstation Irid Novo, welche um ein gigantisches schwarzes Loch kreist und eigentlich als zentrale Anlaufstelle für Reisende aus der bevölkerten Galaxie dienen soll. Doch irgendetwas ist offensichtlich gehörig schief gelaufen, denn alle Bewohner der Station haben sich entweder in furchterregende Monster verwandelt oder wurden durch diese ausgelöscht. Der Protagonist, ein künstlich erschaffener Mensch, wird vom sogenannten Architekten beauftragt, das Rätsel der Irid Novo aufzuklären.

Die Geschichte fängt recht spannend an, artet aber schon bald in eine Abfolge kryptischer Nachrichten aus, wie man es schon von der Dark Souls Reihe kennt. Abgesehen davon, dass hinter jeder Ecke Monster lauern, die einem ans Leder wollen, erfährt man über mehrere Stunden hinweg nicht, was hier eigentlich vor sich geht, außer dass die Vorfälle irgendwie mit dem schwarzen Loch zusammenhängen. Weder bekommt man Informationen über diesen „Architekten“, noch wo man als Nächstes hin muss. Wenn es das Ziel der Entwickler war, die Spieler zu verwirren, ist ihnen das mit Bravour gelungen. Dadurch rückt die Story jedoch recht schnell in den Hintergrund und man konzentriert sich vorrangig auf das Gameplay. Fans des Souls-Genres sollten damit aber bestens vertraut sein.

Dark Souls, aber irgendwie anders

Nachdem man in den ersten Spielminuten von einem seltsamen Shuttle in die Spielwelt gespuckt wird und den ersten Schrecken verdaut hat, muss man sich erst einmal an das grundsätzliche Gameplay gewöhnen. Genre-Kenner werden sich hier sofort wie zu Hause fühlen, denn bei Hellpoint handelt es sich um einen klassischen Dark Souls Klon im SciFi-Setting. Das verspricht eine etwas träge Steuerung und bockschwere Gegner. Mit an Bord sind wie erwartet der leichte und der schwere Angriff, sowie der Schildblock, aber kein Parierschlag. Die Kampfsteuerung und das Ausweichverhalten wirken leider etwas klobiger als beim Vorbild. Doch zum Glück funktioniert die Lockon-Funktion meistens wie sie soll, was zumindest die Kamera stabil hält. Bei den Gegnern haben sich die Entwickler für einen Mix aus Aliens und Zombies entschieden, welche die düstere Stimmung wiederspiegeln. In jedem neuen Gebiet begegnet euch eine neue Auswahl an hässlichen Fratzen, die dem namenlosen Helden ans Leder wollen.

Besonders anspruchsvoll sind am Ende jedes Abschnitts natürlich die Bossgegner. Hier ist präzises Timing und geschicktes Ausweichen gefragt, denn die Bosse sind flink und äußerst tödlich. Dabei ist das verfügbare Arsenal an Ausrüstungsgegenständen sehr hilfreich. Bekleidet wird der Charakter wie gewohnt mit Helm, Oberkörper-Kleidung, Arm- und Beinschienen. Die entsprechenden Teile findet man meistens entweder bei den Überresten anspruchsvollerer Gegner oder an schwer zugänglichen Stellen in der Spielwelt. Die Waffenauswahl gestaltet sich trotz des SciFi-Settings sehr traditionell. An erster Stelle stehen hier Schwert und Schild. Allerdings gibt es auch Fernkampfwaffen, die eine neue Dynamik in das Gameplay bringen und Distanzkämpfe ermöglichen. Leider verzichtete man auf ein Dual-Wielding, wie etwa in The Surge.

Nachdem man sich nun etwas eingespielt hat, zieht einen die Spielwelt auch schon direkt in ihren Bann. Lange, mit Gegnern bespickte, Korridore treiben den Spielfluss voran, während viele Abzweigungen zum Erkunden einladen. Es gibt in so gut wie jeder Ecke was zu entdecken. Insgesamt fällt die Spielwelt deutlich geräumiger und weitläufiger aus, als man es von einem Projekt dieser Größenordnung erwartet hätte. Das geht sogar so weit, dass man sich als Spieler mit nicht ganz so gutem Orientierungssinn des Öfteren verlaufen kann. Glücklicherweise bekommt man schon relativ früh im Spiel die Möglichkeit, sich von überall kostenlos zum letzten Speicherpunkt zurück zu teleportieren.

Grinden und leveln

Apropos Speicherpunkte! Natürlich gibt es in Hellpoint auch das Äquivalent zum klassischen Leuchtfeuer, an dem gerastet werden kann. Hier nennt es sich „Riss“ und bietet die üblichen Funktionen – also Charakter leveln, Schnellreise und Feinde im Umkreis schwächen bzw. stärken. Stirbt man im Gefecht oder durch einen Sturz aus großer Höhe beginnt man seine Reise wieder am letzten Riss, während die eingesammelten Axionen – so werden die „Seelen“ in Hellpoint genannt – am Ort des Ablebens zurückbleiben.

Etwas ungewohnt verhalten sich die Heiltränke. Diese werden nämlich anders als erwartet bei der Rast am Riss nicht automatisch aufgefüllt, sondern regenerieren sich durch das Besiegen von Gegnern. Das mag zwar auf den ersten Blick nach einem interessanten Feature aussehen und belohnt auch einen makellosen Kampfstil, ist aber gerade vor Bosskämpfen sehr umständlich. Beim zwanzigsten Versuch, einen Boss zu bezwingen, möchte man nicht auch noch jedes Mal seine Heiltränke „vollfarmen“ müssen.

Auch etwas gewöhnungsbedürftig fällt das Verbessern der Waffen aus. Hierzu muss man zurück zur Hub-Welt reisen und die dortigen Stationen nutzen. Leider müssen Upgrade-Module zuvor eingesammelt werden, wodurch die Auswahl in den ersten Spielstunden stark eingeschränkt wird. Anscheinend lassen sich nur Waffen aufwerten, nicht aber Rüstungen, was gerade im späteren Spielverlauf sehr nützlich wäre. Ebenso scheint ein Händler zu fehlen, der Items zur Herstellung von Waffen oder zur Stabilisierung von Rissen (damit diese als Schnellreisepunkte genutzt werden können) anbietet. Das ist sehr schade, denn die Suche nach Ressourcen zieht den Spielfluss oft unnötig in die Länge.

Trotz der erwähnten Kritik und vielen kleineren Macken macht Hellpoint durchaus Spaß und richtet sich vor allem an eingefleischte Fans des Souls-Genres, die wieder nach neuem Content dürsten. Wenn man sich von der etwas verwirrenden Story und den Ungereimtheiten nicht unterkriegen lässt, zudem vom Grind mitgerissen wird, bietet Hellpoint viele Stunden Spielspaß für ein relativ kleines Budget. Und wer noch nicht überzeugt ist, kann auf Steam eine kostenlose Demo (hier gehts zur Demo) anspielen, die inhaltlich einige Jahre nach dem Hauptspiel angesiedelt ist.

Splitscreen-Multiplayer in 2020?

Hellpoint liefert gute Neuigkeiten für alle Fans des gepflegten Mehrspieler-Modus, denn der ist auch mit an Bord. Zusammen mit einem Freund kann man gemeinsam in den Kampf gegen die Monster rund um die Irid Novo Station ziehen. Zumindest in der Theorie, denn dem gemeinsamen Spielspaß wurden einige Steine in den Weg gelegt. Zum einen war der Online Mehrspielermodus in den ersten Tagen nach Release auf PC noch nicht verfügbar und basiert noch dazu auf einem Einladungssystem. Wenn man sich in die Mitspielersuche begibt, erhält man einen Code, den man seinem potenziellen Mitspieler übermitteln kann, den dieser dann verwendet, um dem Spiel beizutreten. Eine „einfache“ und unkomplizierte Spielersuche sieht auf jeden Fall anders aus. Zumindest muss man sich nicht mit böswilligen, zufälligen Mitspielern herumschlagen.

Hat man diese erste Hürde nun überwunden, stößt man sehr wahrscheinlich auf diverse weitere Probleme. Auf Steam und dem offiziellen Discord häufen sich Beschwerden über Abstürze, Performanceprobleme und unsichtbare Gegner in Online Partien. Immerhin meldeten sich die Entwickler zu Wort und versprachen Besserung innerhalb der nächsten Wochen. Wir konnten den Modus leider nicht selber testen, da der Online-Multiplayer zum Testzeitpunkt entweder nicht verfügbar war oder sich kein passender Mitspieler gefunden hat. Dazu sei gesagt, dass es keine dedizierten Server für Multiplayer Lobbys gibt, wodurch Partien nur lokal gehostet werden. Daher spielt die Entfernung und die Verbindung zwischen den Spielern und vor allem zum Host eine große Rolle. Partien über größere Distanzen oder sogar über Kontinente hinweg sind kaum möglich.

Wer es lieber unkompliziert möchte und den besten Freund direkt auf der Couch neben sich hat, kann direkt in den lokalen Splitscreen starten. Den kennt man vor allem aus Zeiten von PlayStation 2 und älteren Konsolengenerationen, weshalb es überraschend wirkt, dass Hellpoint über einen lokalen Mehrspielermodus verfügt. Voraussetzung hierfür ist ein großer Bildschirm, zwei Controller und ein Freund. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, braucht man noch ein zweites Save-File und dann kann es direkt losgehen. Am besten beginnt man zusammen direkt ein neues Spiel, damit beide Spieler dieselbe Erfahrungsstufe haben. Im lokalen Multiplayer werden erhaltene Erfahrung sowie Items freundschaftlich geteilt. Man braucht sich also keine Sorgen machen, dass der eine Spieler dem anderen den Loot wegschnappt.

Technik

Technisch merkt man Hellpoint durchaus an, dass ein überschaubares Entwicklerteam daran gearbeitet hat. Die Spielwelt ist zwar wirklich groß und kann sich in diesem Punkt durchaus mit anderen Genre-Vertretern messen, aber gerade Details und Texturen wirken oft sehr grob, teils auch matschig. Hellpoint wäre vom Detailgrad am ehesten mit dem ersten Dark Souls Ableger zu vergleichen. Immerhin stimmt die düstere Atmosphäre und bekanntlich ist die Grafik selten ein KO-Kriterium bei Spielen. Auch wenn man sich als Spieler natürlich immer eine knackscharfe Optik wünscht.

Der Sound andererseits passt gut zur finsteren, beklemmenden Stimmung der Spielwelt. Hier begegnet man sehr häufig dem klassischen statischen Rauschen und lauten Monsterschreien. Ein Soundtrack sticht unterdessen nur sehr selten hervor, hält sich also meistens dezent im Hintergrund. Bei der Sprachausgabe haben sich die Entwickler für ein unverständliches Kauderwelsch entschieden, dessen Klangfarbe irgendwie an slawische Sprachen erinnert. Positiv sei anzumerken, dass die Bildschirmtexte in diverse Sprachen übersetzt wurden, wenn auch mit leichten Übersetzungsfehlern.

Wirklich punkten kann Hellpoint bei der Performance. Das Spielgeschehen lief während des Tests immer mit 60 bis 120 fps über den Monitor und das auf bereits älterer Hardware. Abstürze oder kritische Bugs, die den Fortschritt aufgehalten hätten, waren nicht zu beklagen. Außerdem kommt die Downloadgröße von knapp 3GB allen Spielern mit einer langsameren Internetleitung sehr gelegen. Hier ist schön zu sehen, dass Hellpoint sich gegen den Trend von immer größeren Downloads und massiven Day One Patches stellt.

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Pro
  • Klassisches souls-like Gameplay
  • Unverbrauchtes SciFi-Setting
  • Splitscreen-Koop

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Kontra
  • Verwirrende Story
  • Veraltete Grafik
  • Probleme beim Online Multiplayer
  • Einige Bugs

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Pro & Kontra

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Pro
  • Klassisches souls-like Gameplay
  • Unverbrauchtes SciFi-Setting
  • Splitscreen-Koop

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Kontra
  • Verwirrende Story
  • Veraltete Grafik
  • Probleme beim Online Multiplayer
  • Einige Bugs

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Spiel Bewertung
Singleplayer
73
72
70
Multiplayer

FAZIT

Mit Hellpoint ist es den Entwicklern von Cradle Games gelungen, aus einer kleinen Kickstarter-Kampagne ein durchaus vernünftiges Action RPG zu schaffen. Dabei setzt man auf die bewährte Souls-Formel und ergänzt sie mit einigen Gameplay Elementen und einem lokalen Multiplayer-Modus. Wirklich frisch wirkt das unverbrauchte düstere SciFi-Setting, auch wenn die Story ähnlich kryptisch erzählt wird wie beim Vorbild. Mit AAA-Titeln ist Hellpoint bei weitem nicht vergleichbar, aber das möchte es auch nicht sein. Die Grafik wirkt etwas in die Jahre gekommen, manche Gameplay Elemente scheinen oft nicht sehr poliert und hier und da haben sich ein paar Bugs eingeschlichen. Dennoch macht Hellpoint Spaß und sei dem hungrigen Souls-Fans wärmstens zu empfehlen. Vorausgesetzt man hat eine Vorliebe für SciFi und eine hohe Frusttoleranz.

- Von  Fabian

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Hellpoint REVIEW

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