Close to the Sun REVIEW

Heute haben wir uns für euch wieder in unbekannte Gewässer gewagt und ein Spiel getestet, welches bisher wohl nicht jeder auf dem Schirm hatte. Close to the Sun entführt uns auf die Helios, einem gigantischen Forschungsschiff des berühmten Physikers Nikola Tesla. Das erste Großprojekt des italienischen Entwicklers Storm in a Teacup möchte mit einer schaurigen Horrorgeschichte sowie einer düsteren Spielwelt überzeugen. Im Vorfeld erhofften sich Fans der Bioshock-Reihe aufgrund eines ähnlichen Art-Styles und diverser Trailer eine ähnliche Spielerfahrung. Wie viel Close to the Sun nun tatsächlich von Bioshock geerbt hat und was das Spiel sonst noch so alles bietet, erfahrt ihr in unserem Test.

Mitten im Technologiekrieg

Wir befinden uns am Ende des 19. Jahrhunderts. Der weltbekannte Physiker Nikola Tesla liefert sich mit Thomas Edison ein Rennen um die Vorherrschaft auf dem Technologiemarkt. Aus diesem Grund ließ Tesla die Helios bauen, das größte Schiff, welches in der Menschheitsgeschichte jemals erbaut wurde und auch in See stach. Auf der Helios arbeiten unzählige Forscher an noch nie da gewesenen Erfindungen. So auch die Physikerin Ada Archer, die ihre Schwester Rose um Hilfe bittet. Die Journalistin Rose, nichts ahnend, was sie auf der Helios erwartet, macht sich natürlich sofort auf den Weg, um ihrer kleinen Schwester zu helfen.

Auf dem Megaschiff angekommen, muss Rose dann feststellen, dass hier tatsächlich irgendetwas nicht stimmt. Es wartet kein Begrüßungskomitee, das Licht flackert schaurig und der Check-in Schalter ist verlassen. Über ein seltsames Funkgerät, welches dem Hilferuf beilag, nimmt Ada nun mit ihrer Schwester Kontakt auf. Sie beide müssten sich an einem sicheren Ort treffen und gemeinsam verschwinden, denn ein streng geheimes Experiment sei gehörig aus dem Ruder gelaufen. So kämpft sich Rose quer durch das halbe Schiff, um sich selbst und ihre Schwester vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren.

Außerdem begegnen Rose auf ihrem Weg immer wieder unerklärlichen Erscheinungen und Visionen, die augenscheinlich aus der Vergangenheit stammen müssen. Doch wie ist das möglich und warum zum Teufel stehen an den Wänden andauernd kryptische Botschaften wie: „Time is not a river“. Dies und den Verbleib der restlichen Besatzung gilt es in dem gut fünf Stunden umfassenden Adventure herauszufinden. Nicht zu vergessen, die Flucht vom Schiff

Mehr Outlast als Bioshock

Close to the Sun erzählt eine durchaus spannende und düstere Geschichte, rund um ein Technologiewettrennen, das ab einem gewissen Punkt einfach zu weit ging. Eines vor weg: Auch wenn in Trailern und Gameplay-Szenen die Hoffnungen auf einen geistigen Nachfolger zu Bioshock geweckt wurden, ist dies definitiv nicht der Fall. Bis auf den markanten Art-Style haben beide Titel absolut nichts gemein. Während Bioshock ein klassischer Shooter mit Horrorelementen ist, würden wir Close to the Sun eher als Mystery Adventure mit einigen Gruselelementen klassifizieren. Eine gewisse Erwartungshaltung sollte man also überdenken.

Beim Gameplay präsentiert sich Close to the Sun recht typisch für das Adventure Genre. Aus den Augen von Rose erkundet ihr eine recht große Spielwelt, die von einer sehr linearen Story begleitet wird. Abseits des roten Fadens, der sich durch das gesamte Abenteuer zieht, findet sich überall kleine Hinweise zur Hintergrundgeschichte. Leider kratzen die Entwickler hier gerade einmal an der Oberfläche des Potenzials. Viele Fragen bleiben über das Ende des Adventures hinaus noch ungeklärt im Raum stehen. Allgemein hätte man innerhalb des gänzlich unverbrauchten Settings noch so viel mehr erzählen können. Zwar findet man immer wieder schriftliche Aufzeichnungen der Besatzung der Helios, kann daraus aber leider wenig deren Leben ableiten. Schade, dass hier so viel Potenzial verschenkt wurde.

Neben den klassischen Erkundungspassagen, trefft ihr immer wieder auf diverse Logikrätsel, die teils etwas fordernd, aber auch nicht zu knifflig ausfallen. So muss man etwa mithilfe eines Technikprotokolls die Aktivierungsreihenfolge einiger Schalter herausfinden oder den Strom in den Wohnquartieren wieder einschalten. Die Rätseleinlagen fügen sich sehr gut in das Spielgeschehen ein und behindern den Spielfluss nicht. Ganz im Gegensatz zu den wenigen Verfolgungsjagden, die dem Spieler zu wenig Reaktionszeit lassen. Ebenso kann der Spannungsbogen nicht gehalten werden, da die permanente Bedrohung, die in vielen anderen Titeln hinter jeder Ecke lauert, hier einfach fehlt. Man erinnere sich etwa an das Alien aus Alien: Isolation.

Einen Großteil des Spiels streift man somit völlig alleine durch die riesige Helios und ertappt sich immer wieder dabei, wie man Gemälde an den Wänden bestaunt oder Protokolle durchliest, gruselig ist das aber nicht. Die eben erwähnten Verfolgungsjagden, die man sich an gewissen Stelle mit anderen Passagieren liefert, sind vollständig scripted und eher frustrierend als spannend, da man den vorbestimmten Weg durch Trail&Error herausfinden muss. Zumindest bringen diese Passagen etwas Abwechslung in den sonst eher trägen Spielfluss.

Großes Potenzial, aber auch viele Schwächen

Ist das erste Großprojekt von Storm in a Teacup nun ein schlechtes Spiel? Nein, definitiv nicht, nur eher wie ein Rohdiamant, der nicht richtig bearbeitet wurde. Die Helios ist ein wirklich eindrucksvoller Schauplatz für dieses Abenteuer. Aufwendige, prunkvolle Levelabschnitte lassen den Spieler nicht selten staunen, nur ist Optik in einem Spiel eben leider nicht alles. So streift man im Schneckentempo durch die Spielwelt, verliert sich oftmals in den großen Hallen des Megaschiffs und die Schreckmomente lassen sich auch an beiden Händen abzählen. Hätten die Entwickler bloß die Charaktere und ihre Geschichte in dem Ausmaß wie die Spielwelt ausgearbeitet, würde hier vermutlich ein erstklassiges Adventure auf uns warten.

Dennoch ist Close to the Sun durchaus spielenswert. Gerade Fans des Genres, die The Vanishing of Ethan Carter mochten und denen Outlast zu gruselig ist, werden hieran Spaß finden. Mit etwa fünf bis sechs Stunden, je nach Spielstil, fällt die Spieldauer leider etwas kurz aus, wirkt aber zumindest nicht künstlich in die Länge gezogen. Wer die kleinen Hinweise und Easter Eggs in der Spielwelt nicht beachtet, kann der Handlung ebenso folgen wie Komplettisten.

Neben der eher flachen Storyline gibt es die teils übertriebene Gewaltdarstellung zu kritisieren. Es ist klar, dass es Gore-Fans da draußen gibt, für die es nicht blutig genug sein kann. Doch hat man es hier mit der Leichendarstellung etwas übertrieben. Die Entwickler wollten in Close to the Sun bestimmt eine durchweg beklemmende Atmosphäre schaffen, aber muss man dafür wirklich alle zwei Meter Berge an zerstückelten, angeknabberte oder zerrissenen Leichen stapeln? Dadurch kehrt sich der erhoffte Effekt eher um und anstatt sich zu erschrecken, schüttelt man nach dem zehnten Leichenberg nur noch bestürzt den Kopf. Damit möchten wir auch eine Warnung an alle Spieler aussprechen, die schlecht auf Splatter ansprechen.

Technik

Nun mag man von Close to the Sun halten, was man möchte, aber zumindest bei der Optik haben die Entwickler alles richtig gemacht. Der Innenraum der Helios wurde wirklich abwechslungsreich gestaltet und strotzt nur so vor Prunk und Luxus. Das Schiff wirkt stellenweise weniger wie eine Forschungseinrichtung, als eher wie ein Kreuzfahrtschiff der Extraklasse für die Reichen der Reichen. Nicht selten ertappt man sich selbst beim Bestaunen der Inneneinrichtung anstatt der Geschichte zu folgen. Genau das ist am Ende auch die große Stärke von Close to the Sun, der Charme der Spielwelt. Rapture aus Bioshock machte es einst vor und die Helios ist zumindest eine optische Hommage daran.

Die zweite Stärke dieses Adventures ist das überzeugende Sound-Design. Dadurch wirkt die Stimmung oft beklemmend und Jump-Scares kommen gut zur Geltung. Besonders gut gefallen hat uns die englische Sprachausgabe. Hier haben die Sprecher wirklich gute Arbeit auf ganzer Linie geleistet. Wir hätten uns statt der vielen Schriftstücke mehr Audiologs als Collectables gewünscht, das hätte den Sammelspaß noch weiter erhöht. Audiosprache und Untertitel lassen sich in diversen Sprachen frei nach Lust und Laune kombinieren.

Bei der Steuerung präsentiert sich Close to the Sun genre-typisch wie einsteigerfreundlich. Mehr als simples Laufen plus eine Aktionstaste benötigt man selten und kann sich recht entspannt durch die Spielwelt bewegen. So haben auch Neulinge kaum Probleme, ins Spiel zu finden. Die Entwickler legen hier klar mehr Wert auf Erzählung und Spielwelt, als auch komplexes Gameplay. Gespielt werden kann entweder mit Maus & Tastatur oder mittels Xbox One Controller. Controller für PlayStation 4 oder von Drittanbieter werden aktuell wohl nicht unterstützt, könnten aber durchaus mit einem Patch nachgereicht werden.

Wir stießen während unseres Tests auf keine schwerwiegenden Fehler. Hin und wieder kam es zu leichten Einbrüchen der Framerate, was aber den Spielfluss nicht weiter störte. Einmal stürzte Close to the Sun ohne Vorwarnung oder Fehlermeldung ab, der Absturz ließ sich nicht reproduzieren, blieb also ein Einzelfall. An dieser Stelle sei außerdem erwähnt, dass Close to the Sun auch auf älterer Hardware gut spielbar ist, für die volle Grafikpracht empfehlen wir aber definitiv eine aktuelle Grafikkarte.

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Pro
  • Unverbrauchtes Setting
  • Schöne Spielwelt
  • Spannende Thematik

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Kontra
  • Flache Story
  • Kaum Horror
  • Übertriebene Gewaltdarstellung

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Pro & Kontra

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Pro
  • Unverbrauchtes Setting
  • Schöne Spielwelt
  • Spannende Thematik

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Kontra
  • Flache Story
  • Kaum Horror
  • Übertriebene Gewaltdarstellung

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Spiel Bewertung
Singleplayer
72
72
-
Multiplayer

FAZIT

Close to the Sun ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bekommt man hier mit dem Megaschiff Helios eine wunderschöne Spielwelt im Stil von Bioshocks Rapture präsentiert. Andererseits mangelt es an vielen anderen Stellen. Die Storyline fällt flacher aus als erwartet, enthält leider zu viele Lücken und kann leider auch den Spannungsbogen nicht halten. In diesem unverbrauchten Setting wäre so viel Potenzial für unzählige Side-Stories, das leider größtenteils unangetastet bleibt. Könnte die Geschichte mit der großartigen Optik mithalten, würde uns hier ganz großes Kino erwarten. So bleibt Close to the Sun leider nur im Mittelfeld zurück. Für Fans anderer Genre-Vertreter wie The Vanishing of Ethan Carter und Co. ist der Titel aber durchaus zu empfehlen.

- Von  Fabian

Playstation 4
Xbox One
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USK 18 PEGI 18

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