Red Dead Redemption (Neuveröffentlichung) REVIEW

Einige Zeit hielten sich die Gerüchte um ein Remaster, vielleicht sogar ein Remake von Red Dead Redemption. Auf die Ankündigung vor erst wenigen Wochen folgte schnell Ernüchterung bei Fans, da die Neuveröffentlichung nicht viel mehr als eine Portierung des ehemals auf PlayStation 3 und Xbox 360 veröffentlichten Spiels für PlayStation 4 und Nintendo Switch ist. Vor allem aber in Foren, auf Social Media und Reddit folgte auf Enttäuschung auch die Frage, wenn schon eine Portierung, warum nicht auch eine native Version für die PlayStation 5? Warum überhaupt keine Veröffentlichung auf Xbox Plattformen und wieso wird der PC erneut außen vor gelassen? Wieso keine 60 Frames? Und wieso verlangt man für eine um Inhalte reduzierte Version eines 13 Jahre alten Spiels 49,99 Euro?

Großes Interesse, aber auch viel Kritik


Die Neuveröffentlichung von Red Dead Redemption (fortan meistens als RDR abgekürzt) hatte angesichts der eingangs genannten Punkte keinen leichten Stand, zumindest, wenn man dem sehr vokalen Teil der Fangemeinde glaubt. Nun spiegelt der besonders laute Teil der Spielerschaft in den wenigsten Fällen deren Mehrheit wider, was sich nicht zuletzt an den Charts bzw. Trends von PlayStations PSN und Nintendos eShop ablesen lässt. Dort rangiert die zunächst nur digital erschienene Neuveröffentlichung in den oberen Regionen. Und auch wenn der Titel im Oktober als physische Handelsversion nachgeliefert wird, dürfte sich das große Interesse fortsetzen. Denn RDR ist ein moderner Klassiker, ein von Spielerinnen und Spielern sowie der Kritik gleichermaßen gefeiertes Spiel. Ich habe lange Zeit die These aufgestellt, RDR ist das wichtigste Spiel, welches Rockstar Games jemals gemacht hat und würde das auch heute noch sagen. Umso überraschender ist es, wie wenig Investment seitens der Entwickler in die Neuveröffentlichung geflossen ist, auch wenn die katastrophalen Szenarien, die mancherorts gezeichnet wurden, und der Aufschrei letztlich übertrieben war.

Berechtigter Aufschrei?


Rockstar Games selbst hat mit der Portierung nicht viel zu tun gehabt, sondern die Arbeit in die sehr fähigen Hände von Double Eleven gelegt. Diese haben zuvor schon an Spielen wie Fallout 76, Crackdown 3 und der Konsolenversion von Rust mitgearbeitet, einige Angestellte gelten als technisch sehr versierte Menschen und können eine interessante Vita vorlegen. Und das zeigt sich auch wirklich in der Qualität der Neuveröffentlicht, denn eines muss man wirklich positiv hervorheben: Die Portierung ist sauber und läuft einwandfrei, das Desaster der GTA Trilogy wurde nicht wiederholt.

Dennoch gibt es einige Fragezeichen und Entscheidungen, die verwundern. Dass man den Multiplayer-Modus gestrichen hat, kann ich ja noch irgendwo verstehen, bedauerlich nicht zuletzt im Sinne der Präservierung ist es dennoch. Dafür ist neben dem Hauptspiel auch die Erweiterung Undead Nightmare an Bord. Nicht verstehen kann ich, warum man sich entschieden hat, die Framerate auf 30 Frames zu beschränken. Mit diesen lief die Originalversion schon 2010, wenn auch eher auf Xbox 360. Denn die PlayStation 3 Version hatte seinerzeit in puncto Bildwiederholungsrate ziemliche Probleme. Das ich den Titel nun auf einer Sony Konsole also endlich auch mit flüssigen 30 Frames spielen kann, ist cool. Aber warum bitte nicht auch die Option für 60 Frames?

Saubere Portierung mit kleinen Schönheitsfehlern


Zu allen Überfluss, dauerte es nicht lange nach er Veröffentlichung, dass Modder auf gehackten PlayStation 4 und PlayStation 5 Systemen RDR mit 60 Frames zum laufen gebracht haben und selbst auf der Nintendo Switch sind höhere Bildraten mit Übertaktung möglich. Ich bin mir bewusst, dass diese Details mehr Nische sind, als das Technik affine Enthusiasten wahr haben wollen, dennoch bleibe frage ich mich, warum die Entwickler sich selbst gegen diese Anpassung entschieden habe. 60 Frames machen nun einmal einen Unterschied gegenüber 30 Frames. Vor allem in Actionspielen fühlen sich mehr Frames auch immer besser an.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Red Dead Redemption spielt sich mit nun flüssigen 30 Frames nach wie vor sehr gut und dank der Abwärtskompatibilität sieht es dank gestochen scharfer 4k Auflösung auf der PlayStation 4 Pro und PlayStation 5 auch noch bemerkenswert gut aus. Zusätzlich wird das Bild dank AMDs Upscaling-Technologie FSR2 gesäubert und deutlich um Artefakte reduziert, auch wenn hier und da noch Texturen und Objekte gelegentlich flackern. Und auch das teilweise späte Laden von Objekten ins Bild ist noch vorhanden, im Großen und Ganzen hat Double Eleven aber eine gute Arbeit bei der Portierung geleistet.

Ein Klassiker für die Ewigkeit


Für sich genommen, ist RDR auch 2023 ein nach wie vor tolles, tolles Spiel. Ich hatte ohnehin schon lange Lust gehabt, noch einmal zu den Anfängen der Reihe zurückzukehren, vor allem, nachdem ich in den Nachfolger mittlerweile über 200 Stunden gesteckt habe und dieses als eines meiner Top 5 Lieblingsspiele aller Zeiten auflisten würde. Der Kontrast zwischen beiden Spielen ist größer, als ich gedacht hätte, aber die Zeit ist eben trügerisch. Dennoch ist RDR noch immer ein durch und durch tolles Erlebnis mit teilweise absolut grandiosen Momenten. Vor allem aus narrativer Sicht ist man teilweise auch heutigen Spielen noch um einiges voraus. Das fängt bei den verhandelten Themen an, geht über zu den toll geschriebenen Figuren und Dialogen bis hin zu den fantastisch besetzten Sprecherinnen und Sprechern.

A History of Violence


Man spielt John Marston, einen ehemaligen Outlaw, der sich eigentlich mit seiner Familie auf einer Farm zur Ruhe gesetzt hat und von seiner gewalttätigen Vergangenheit nichts mehr wissen will. Doch wie das manchmal im Leben eben so ist, und vor allem im Wild West Genre, so holt die Vergangenheit Marston ein in Form der Regierung, die ihn zwingt, einen alten Weggefährten aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Es ist nach verblüffend, wie gut die Entwickler es schon beim ersten Teil der Reihe hinbekommen haben, ihre eigene Erzählung mit der amerikanischen Erzählung zusammenzuführen. Auch wenn man sich natürlich mancher Klischees und Stereotype bedient, so veranschaulicht RDR wie kaum ein anderes Spiel, auf welchen Fundamenten die amerikanische Gesellschaft aufgebaut wurde.

Natürlich ist der zweite Teil in nahezu allen Belangen das bessere Spiel und arbeitet vieles auch subtiler heraus, dennoch ist RDR auch beim erneuten Spielen ein spannendes und immer wieder auch berührendes Erlebnis. Die Schicksale der Figuren sind mir hier selten egal, auch da viele ihrer Sorgen und Probleme im Kern sehr normale Sorgen und Probleme sind, die ich heute noch besser nachvollziehen kann als vor 13 Jahren.

Zurecht ein Klassiker


Das eigentliche Spiel steht dem positiven Eindruck in nichts nach. Überrascht war ich, wie kompakt RDR eigentlich ist und wie geradlinig man es durchspielen kann. Zwar gibt es einige Sammelaufgaben und Nebenbeschäftigungen, im Grunde kann man die Story aber in gut 20 Stunden durchspielen und wird kaum nennenswerte Längen feststellen. Das reine Abklappern der Storymissionen tut dem Erlebnis aber nicht unbedingt gut, denn ein Teil der Faszination liegt auch darin, sich auf dem Rücken des Pferdes ohne Ziel durch die Spielwelt aufzumachen. Hier und dort gibt es zufällige Events, immer wieder stößt man in der weiten Wildnis des noch wenig besiedelten Landes auch auf interessante Begegnungen. Ich habe ja ohnehin immer viel Spaß daran, mich abseits der vorgegebenen Pfade der Handlung in Spielwelten umzusehen, RDR ist da keine Ausnahme gewesen. Vor allem genieße ich diese nach modernen Maßstäben recht überschaubare Open World, die man im Grunde flott von einem zum anderen Ende durchqueren kann.

Das Missionsdesign ist auch nach heutigen Standards noch angenehm abwechslungsreich. Mal muss ich eine Farm bei der nächtlichen Patrouille beschützen, mal überfalle ich ein gegnerisches Lager, mal liefere ich mir ein packendes Pferderennen. Auch das mittlerweile überholte Kampfsystem mit seiner Deckungsmechanik funktioniert noch immer gut, auch wenn ich mich mittlerweile zu sehr an die wuchtigen Shootouts des Nachfolgers gewöhnt habe. Hier ist mir der erste Teil fast schon eine Spur zu arcadig, aber das ist per se nichts schlechtes.

Pro & Kontra

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Pros
  • zurecht ein Klassiker
  • gehabt unterhaltsames Gameplay mit reichlich Abwechslung
  • macht dank 4k-Auflösung auf PS4 Pro und PS5 auch technisch einen ordentlichen Eindruck
  • spannende Story mit interessanten Figuren

thumbs-up-icon

Cons
  • Multiplayer-Modus nicht mehr vorhanden
  • auf 30 Frames beschränkt
  • weder Xbox noch PC Version

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Spiel Bewertung
Singleplayer
86
86
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Die Neuveröffentlichung von Red Dead Redemption lässt mich etwas ratlos zurück. Das erneute Durchspielen hat mir wieder großen Spaß gemacht und auch 13 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung merkt man, warum RDR diesen derart hohen Stellenwert im Kanon des Mediums hat und zurecht als eines der besten Spiele gezählt wird. Die Handlung ist spannend, das Gameplay unterhaltsam und für ein Spiel jener Ära, sieht RDR auch heute noch gut aus. Demgegenüber stehen Entscheidungen der Entwickler, was den Umfang der Neuveröffentlichung angeht. Dass der Multiplayer ersatzlos gestrichen wurde, kann ich ja noch bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass man aber nicht die Chance genutzt hat und aus dem Spiel technisch mehr als eine 4k-Auflösung auf PS4 Pro und PS5 rausgeholt hat, lässt mich erstaunt zurück. Es drängt sich der Eindruck auf, bei Rockstar Games nimmt man es mit dem Erbe der eigenen Werke nicht so ernst und gibt sich mit dem absoluten Minimum zufrieden. Nein, ein Desaster wie die GTA Trilogy ist die Neuveröffentlichung von Red Dead Redemption nicht. Aber ein seltsamer Beigeschmack bleibt am Ende doch.

- Von  Adrian

Der Klassiker im halbneuen Gewand. Red Dead Redemption ist noch immer ein zeitlose gutes Spiel, die Neuveröffentlichung ist aber nicht mehr als solide.
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